Amazon’s Lieblos Kindle Fire HD 10

Wer den Lichtbildprophet regelmäßig liest wird staunen, dass ich die Bindung von Hard- und Software an einen Hersteller gar nicht so schlecht finde. Nehmen wir Apple: Appstore, iTunes, iCloud und Apple Device’s – das Zusammenspiel funktioniert mittlerweile (fast) problem- und reibungslos. Das System ist noch soweit offen, dass ich nicht gezwungen bin alles von Apple nehmen zu müssen. So bevorzuge ich statt der iCloud, Pages & Co. lieber Microsoft’s OneDrive einschließlich dem Office-Paket.

Wer erleben möchte, wie man das Verzahnen von Diensten mit eigenen Geräte gezielt lieblos umsetzen kann, der lege sich ein Amazon Kindle Fire HD zu. Ich schaue einmal über den billigen Eindruck des Kunststoffgehäuse hinweg. Unglücklich an einer von mir noch nicht beschreibbaren Stelle gehalten, geht es einfach an. Ob direkt neben dem Router oder auf Distanz zum Repeater: Das Kindle Fire HD 10 (Modell Mitte 2018 als Neuprodukt erstanden) mag keine WLAN-Verbindung. Verbindungsabbrüche stehen auf der Tagesordnung. Befrage ich das Datenorakel Google, so ist es kein seltenes Kindle-Phänomen. Da andere, auch mobile Devices problemlos funktionieren, schließe ich ein Router-Einrichtungsproblem oder so aus.

Musik hören und dabei ein Spiel spielen? Das Amazon Kindle HD 10 ist damit gefordert und liefert ein qualitativ hochwertig ruckelndes Nutzererlebnis. Das Kindle-Tablet kann in dem Fall auch als Heizplatte für die Hände benutzt werden. Das spart den Kauf von Handschuhen, da der Shop und das wohlige Shopping-Feeling ebenfalls unter den Verbindungsabbrüchen leidet.

Lieblos ist nicht nur die Technik zusammengestellt und mit dem Android-Derivat ausgestattet. Auch die persönlichen Kaufanreize für einen langjährigen Prime-Kunden ist mehr als fragwürdig. Oder was will mir Amazon mit Empfehlungen wie Sylvie Flirty Lingerie oder Schwangerschaftstest sagen? Meinen Account nutze ich allein, eine junge gebärwillige Freundin habe ich nicht und die Fortpflanzungsnummer hat sich nach der Chemotherapie sowieso erledigt. Wenn ich einen Artikel gekauft habe, dann ist das Thema durch und ich benötige tagelang keine weiteren ‚Vergleichsangebote‘.

Ich bin ein großer Freund der Musik. Deshalb nutze ich sehr oft Prime Music. Nicht nur, um alte Klassiker wieder zu hören, sondern auch um neue Künstler zu entdecken. Die Perversion meiner musikalischen Liebe nimmt sogar derart üble Züge an, dass ich Musikalben kaufe. Das ist eine Herausforderung. Nicht wegen dem Angebot bei Amazon oder meinem vergleichenden Blick in iTunes. Die Music-App und deren Bedienbarkeit ist das wahre Hindernis.

Das App-Angebot für ein Kindle ist überschaubar. Da liegt es nahe, sich bei Google und dem dortigen Appstore zu bedienen. Laut der Nutzermeinung im Internet soll das in den AGB’s für die Nutzung des Kindle Fire HD untersagt sein, gar ein Bruch der Garantiebedingungen darstellen. Keine Ahnung, ob dem so ist. Auf der anderen Seite wäre eine entsprechende Klausel passend zur gelebten Lieblosigkeit. Hat Meister Bezos so ein Tablet in der Hand gehabt und sich mal gütlich in den hingeklatschten Inhalten getan? Und fand er es wirklich toll und Freude spendend? Oder bin ich von Apple zu sehr verwöhnt?

Kann ich etwas Positives über Amazon’s Technik sagen? Ja! Das Zusammenspiel zwischen dem Kindle Fire und dem TV Stick klappt hervorragend. Wenn die drahtlose Verbindung steht, kann ich in der Table-App einen Film auswählen und ihn über den angeschlossenen und eingeschalteten TV-Stick am TV-Gerät abspielen. Ansonsten ist das Kindle Fire HD eher Krampf statt Kampf. Unterwegs nutze ich deshalb mein iPad mini, auch wegen der Mobilfunkunterstützung als mobiles Büro. Das Kindle Fire HD ist ein störrisches Fake-Tablet, das kein echter Unterhaltungszugewinn darstellt.

Autor: makkerrony

MakkerRony ist der Maker des einzigartigen, mehrfach prämierten und weltweit unbekannten Lichtbildprophet. Er ist eine Lichtgestalt der vornehmen Zurückhaltung und des gepflegten Dilettantismus.