Magentakom – Da werden sie geholfen

Ich gestehe Kunde der deutschen Telekom zu sein. Fast schon immer. Ich schäme mich – vielleicht – dafür. Aber nur wegen Bayern München. Zwar habe ich immer wieder den Versuch unternommen dem Ex-Monopolisten zu entkommen, doch bei genauer Lupen- und Tiefenprüfung musste ich feststellen, dass sich preislich und nervlich ein Anbieterwechsel nicht lohnt. Und oft ist das Sponsoring genauso fragwürdig. Und dann sind da noch meine speziellen Wünsche und Vorstellungen.

Törö: Magenta 1! Alles aus einer Hand! Mobiles und festes Gelaber, Internet und TV! Juhu! Dachte ich zuerst. Dann habe ich versucht den Magenta-Dschungel nach dem zu durchleuchten, was ich als Telekomkunde bereits habe und einem Verkaufsprofi im Live Chat als Zukaufbonus anbieten kann. Quasi Strip-Poker mit ohne Ausziehen aber bezahlen. Das hat schon einmal funktioniert, gut sogar: Ein Mitbewerber, der eigentlich Kaffee verkauft, hat nicht kapiert was ich von ihm wollte. Hab also innerlich zu mir gesagt, dass er mich mal kann. Ich suche nach Alternativen, auch bei meinem Kommunikations-Hauptdienstleister und siehe da, er gab mir für dasselbe Geld doppelt soviel wie die Kaffeebohne. Ich fühlte mich als Jäger bestätigt.

Ok, ich habe Internet, Festtelefon, Mobiltelefon und Mobildaten. Ich könnte mir sogar vorstellen dieses Fernsehen für Arme (StartTV) mit dazuzunehmen, um mich über diesen Stream in den Schnarchschlaf zu wiegen. Wegen dieses TV-Dingens müsste ich auf Magenta-WasWeissIch umsteigen. Dann bräuchte ich diesen komischen TV-Box-Datenkonverter, der wiederum per LAN ins kombinierte Arbeits- und Schlafzimmer verlegt werden will. Einen schnellen Telekom-Internetanschluss habe ich bereits, nur halt den falschen Tarif. Für das Konverter-Ding und Armen-TV gibt es derzeit Rabatt. Das verlockt den Jäger. Sammle ich alles ein, falle ich fast vom Glauben ab: Die Bereitstellung und Lieferung lässt vermuten, dass das Zeug per Express-Galeere von der Antarktis angeliefert wird.

Magenta, Magenta! Mein Mobil ist auch noch nicht Magenta. Telekom bietet ein Upgrade an, in letzter Konsequenz bedeutet es, dass ich draufzahlen muss. Ich könnte Mobilnetz und Festnetz zusammenführen, habe es auch schon probiert, doch es gibt einen Haken: Die Namen der Vertragspartner sind unterschiedlich. Also versuche ich im Trockenlauf, also ohne jedwede Vertragsabschlussabsicht, mir ein Magenta-Paket zu schnüren, dass meinen Kommunikationsabsichten entspricht:

Im Festnetz habe ich drei Telefonnummern. Eine wird als klassisch Festnetz genutzt. Die beiden Anderen führen zur Zeit ins Nirvana der Kommunikation. Eine Nummer aus diesem Ungenutzt-Pool würde ich als die Festnetz deklarieren, die bei Anruf auf mein Mobiltelefon weiterleitet. Also so eine Quasi-O2-Homebase für Telekomkunden. Jetzt kommt die erste Hürde: Für diese Weiterleitung ‚Telekom Festnetz nach Telekom Mobilfunk‘ erwarte ich, weil konzernintern, stark rabattierte Telefongebühren. Deute ich jedoch die Angaben der Telekom-Homepage, langt der Magenta-Riese stattdessen zu.

Zum Mobilfunk inklusive zweiter Datenkarte erwarte ich eigentlich eine kostenlose Nutzung der Telekom-HotSpots. Immerhin kann man seinen eigenen WLAN-Punkt auch dafür freischalten. Dann soll man auch Telekom-HotSpots for free haben. Nur muss es ein- und derselbe Vertrag sein. Pech gehabt. Mobilfunk und zusätzlich Datentarif = StreamOn. Depeche Mode dudelt im TV-Spot von der Revolution, doch der wirkliche Haken kommt so nicht ganz rüber. Kostenlos StreamOn setzt weitere Dienste voraus, die wiederum Geld kosten. StreamOn allein nutzt mir nichts! StreamOn nutzt mir auch nichts, wenn ich mein Highspeed-Datenvolumen aufgebraucht habe. Datenvolumen ausgelutscht – Volldrosselung oder mehr Traffic nachlösen. Magenta könnte auch die Bundesbahn oder BVG sein.

Mit jedem mehr Lesen des Kleingedruckten fühle ich mich überfordert. Und manchmal auch verarscht: StartTV wirbt mit 20 HD-Sendern. Damit sind alle Öffentlich-rechtlichen gemeint, die es via Antenne und DVB-T2 ohne Freenet-TV auch so gibt. Naja, ganz umsonst sind die Öffentlichen ja auch nicht. Ein Hoch auf die Haushaltspauschale und die GEZ, die nicht mehr GEZ heißen möchte.

Habe ich jetzt alles, was ich von einem Kommunikationsdienstleister erwarte und der mich in gewisser Weise dafür belohnt, dass ich nahezu alles aus seinem Portfolio nehme? Ich versuche mein Glück und möchte „flexibel Festnetz und Mobilfunk kombinieren“. So lautet zumindest das Zitat der Webseite. Und wenn mir der Preis gefällt, dann nehme ich dieses StartTV noch dazu! So zumindest ist mein Vorsatz.

Wie ich es drehe und wende, ich scheitere. Relativ früh möchten die Magenta-Internetzwerge meinen Namen, Anschlussnummer und/oder Vertragsbeziehung wissen. Dazwischen blendet sich immer wieder das Live Chat-Fenster ein und behauptet mir helfen zu wollen:

Lieber Kundenservice-Mitarbeiter: Ich finde dein Chat-Angebot wirklich toll. Ich weiss, dass das mit deiner Hilfe und so funktionieren kann. Aber: 1. Ich möchte nur gucken und aus dem Dickicht deines Tarifwirrwarrs mir erst einmal selbst ein Paket stricken. Ich brauche einen Anhaltspunkt, mehr nicht! 2. Wenn gerade bei euch nichts los ist und du krampfhaft jemanden zum Zutexten suchst, dann mach dir lieber die Fingernägel! Oder räume deinen Schreibtisch auf! Aber bitte lass mich gucken und ohne Abfrage meiner privaten Intimdaten ein Preisrecherche durchführen!

Ich habe diesen berühmten Einschuss. Also wo mir die Lösung für mein Problem einfällt: Den Telekomleute von der Webseitengestaltungsabteilung ist ganz von selbst aufgefallen, dass man sich in diesem Tarifdschungel nur verlaufen kann und am Ende feststellt, dass man als gebundener Kunde grundsätzlich immer nur draufzahlt. Nix wie ‚Danke lieber Kunde, dass Du über zwanzig Jahre bei uns bist. Gerne möchten wir Dich weiterhin bei uns behalten. Du bist uns wichtig!‘. Im Moment beschleicht mich jedoch das Gefühl als wolle man mich warnen: ‚Was du da vor hast, alles aus der Hand eines international operierenden Kommunikationsdienstleister ist ein Fehler. Du kannst nur verlieren, Geld und Zeit! Überleg es Dir, was du da tust!‘ Wie lieb und flexibel von der Deutschen Telekom! Danke!

Autor: makkerrony

Makkerrony, der Macher des Lichtbildprophet, ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben. Ein Mensch behauptete mal, Makkerrony sei ein guter Fotograf, hat allerdings einen denkwürdigen Geschmack. Jemand anderes meinte, Makkerrony könne einen Haufen Hundescheisse fotografieren und es sehe gut aus. Ein Model lehnte die Arbeit mit dem Lichtbildprophet ab, weil seine Bilder so aussehen, als müsse sich das Model anstrengen.