Neulich konnte ich wieder meinen altgedienten Mac Pro anschmeißen: Es mussten Videos aus einer iLink-DV-Kamera auf DVD gebrannt werden. Dumm nur, dass ich etwa ein Jahr vorher die alte – seltsam pfeifende – Ur-HD ausbauen und gegen eine neue-alte Festplatte austauschen musste. Bei der Gelegenheit sollte auch die beinahe originale Installation des Betriebssystem nebst der vielen Systemupdates eine Frischzellenkur widerfahren. Seit diesem Tag schnurrt der kampferprobte Mac Pro wie ein zahmes Kätzchen und sprintet beim Start wie ein Jungspunt davon. Alles läuft, außer Apple’s iLife.
Ich docke im Mac Store an, Apple zeigt mir die neusten Versionen seiner mittlerweile kostenlosen Apps, um mir schlussendlich zu sagen, dass selbige nicht für meine OS-Version zur Verfügung stehen. Auf die geniale Idee eine passende alte Version aus dem Applefundus anzubieten, kommen die sonst so pfiffig-geldgierigen Jobsjünger nicht. Auch die Historie meiner Käufe und Zwangsregistrierungen ist – im Interesse von Apple – löchrig. Ich könnte bei Vollständigkeit ja auf die Idee kommen bei den armen Gesellen nachzufragen, ob sie mir nicht den Download noch einmal freigeben könnten. Das wäre sicherlich möglich, widerspricht aber der Firmenphilosophie, dass man nur mit neuen großartigen Produkten satte Gewinne einfahren kann. Der zahlende Depp von vor fünf bis zehn Jahren muss in Ermangelung einer Gewinnmarge draußen bleiben.
Höre ich da ein Hinweis auf Backup? Danke du Schlaumeier! Wo hast du lesen gelernt? Nach zehn Jahren habe ich mir erlaubt das System neu aufzusetzen. Der Systemstart und das Arbeiten mit den Apps war schon recht träge. Natürlich habe ich offiziell erworbene Datenträger. Doch was nützen mir diese, wenn ich Meldungen erhalten, dass der Inhalt – trotz Universal – auf diesem System nicht installiert werden könne. Auch die zahllos klugen Klugscheißer-Tipps in den Foren und selbsternannten Errettungsblogs kann ich getrost in die Tonne klopfen: Sie sind genauso alt wie mein Mac Pro. Doch der alufarbene Bursche läuft und kann die Arbeit, die er noch gestern zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigt hat auch noch morgen für mich hervorragend erledigen. Nur weil er alt ist und sein Bediener sich gegen den Turbokonsum und die Wegwerfmentalität wehrt, heißt es noch lange nicht, dass ich die treue Alu-Blechkiste irgendeinem Siemens-Martin-Ofen übergebe. Das Teilchen hatte damals auch ein paar Tausende Euronen gekostet!
Auf legalem Weg konnte ich das Problem, aus dem Bandmaterial einer iLink-Kamera an diesem Mac Pro eine DVD zu brennen, nicht lösen. Selbst der Gedanke, Apple für einen Thunderbold-Firewire-Adapter noch ein paar Euronen in den Hals zu schmeißen und stattdessen den Zweit-(i)Mac zu nutzen, wurde negativ beschieden, da die Froschköpfe aus Cupertino diese Adapter nur für Firewire 800 anbieten. Ich benötige demnach noch einen Adapter von 800 auf 400. Mittlerweile redet man auch nicht mehr von Firewire 400 und 800. Stattdessen lese ich etwas von sechs- oder neunpoligen Stecker oder so. Ist das mit dem 400 und 800 im Sinne des Umsatzes zu langsam?
Irgendwie ist es mir gelungen eine installierbare iLife-Version aufzutreiben, die ich auch mal regulär besessen habe, die aber der Hersteller so nicht rausrücken mag. Oder wo die Servicedokumente einfach ins Leere gehen oder zu einer fetten Fehlermeldung führen. Und dann lese ich diesen Artikel: Link Liebe Hersteller! Ihr zwingt uns normalsterblichen Menschen digital auf. Alles soll so einfach, schnell und unkompliziert, immer bereit. Ihr vergesst die Einschränkung zu erwähnen: Maximal bis Übergestern. Oder wenn ich keine Lust mehr habe einen Upgradeunwilligen noch weiter durchzufüttern. Etwas Gegenständliches darf ich nur besitzen, wenn ich mich an eure Produkt-Update-Zyklen halte. Dumm nur: Zu allem Überfluss muss ICH euren Wahn bezahlen! Darauf habe ich keinen Bock.
Ein Apple-Phänomen? Mit Nichten und Neffen! Ich kaufe ein – aktuelles – Lenovo-Tablet und der Hersteller gibt bereits jetzt an, dass es für die nächsten Android-Versionen kein Update geben wird. Diesen Fehler – ein nicht-updatefähiges Tablet von Lenovo zu erwerben – begehe ich nur zweimal: Einmal und nie wieder. Mein Mac Pro hat wenigstens über zwölf Jahre treue Dienste geleistet, was in etwa dem Leben von mindestens sechs Windows-PC’s entspricht. Ich genieße die Arbeit an meinem Fliegengitter-Mac. Nur hat Apple, aber auch jeder andere ‚Technologiekonzern‘ etwas dagegen: Sie machen mit meinem Genuß keinen nächsten Gewinn.