Ein Zufall ohne Namen entsteht

Youtube macht es möglich, das Halbwissende dem Ahnungslosen etwas beibringen (wollen).
Die Sprachklopse beginnen beim Urknall, macht total Sinn, um in einer üblen Weisheit zu enden.

Macht das Spaß auf diese Weise etwas zu lernen?

Alles was ich zum Abstrakten Malen gesehen habe, was mir zum Lesen angeboten wurde, ist Turbomalerei a la Boss Ross. Am Ende steht irgendein Kitsch, denn ich nicht für mich und den Betrachter erklären muss.
Ich bin Dilettant! Das soll keine Selbstkritik oder eine Beleidigung Mobbing gegen mich selbst sein. Was ich tue, sei es als ‚Fotograf‘ oder ‚Maler‘ tue ich für meine eigene Erbauung, für mein Vergnügen und aus purer Liebhaberei. Und trotzdem gehe ich mit einem gewissen Ernst und Zielstrebigkeit ans Werk. Statt Alkohol, Drogen und anderer sozialer Gleitmittel suche ich meine Erfüllung in einem befriedigendem Ergebnis.

Genug der Vorrede und Nutzlos-Einleitung. So wie nachfolgend gezeigt entsteht ein aleatorisches Malbild*. Angefangen bei recht groben Malzügen steigern sich zum Ende hin die Details in der Arbeit. Leider lässt sich das mit Fotos der Gesamtarbeit nicht zeigen. Man muss die Bilder ‚in echt‘ und voller Schönheit vor Ort sehen:

Zuerst ‚grundiere‘ ich den Bildträger. Hierfür trage ich partiell unterschiedliche Farben auf (hier schwarz, grau und weiß) und verteile sie mit einem Silikonschaber. Die farbigen Flecken ergeben sich aus der vorherigen Funktion der Platte: Sie war die Unterlage für andere Klecksereien.

Spanplatte grundieren

Ich mag es, meinen aleatorischen Malbildern Struktur zu geben. Dazu nehme ich feinen Sand (z.B. Vogelsand), Latex Bindemittel und Bastelkleber, um daraus meine Strukturpaste anzurühren. Diese trage ich mit verschiedenen Spachteln auf. Der Hintergedanke: Je nachdem wie ich mit dem Pinsel, Farbroller usw. arbeite, bleibt in der Tiefe/Täler der Struktur mein Hintergrund vom ersten Schritt erhalten. Nur die Höhen (Berge) lassen sich ‚übermalen‘. Möchte ich nachträglich Täler farblich umgestalten, geschieht das mit einem feinen Pinsel.

Struktur generieren

Nach dem Trocknen der Strukturschicht kommt eine erste Farbschicht. Neben grau und weiss möchte ich auch warme Brauntöne einsetzen. Gegenüber der Grundierung arbeite ich jetzt etwas feiner und detaillierter. Ohnehin wird es mit jeder weiteren Schicht detailreicher. Die groben Werkzeuge wie Spachtel etc. weichen immer mehr dem feinen Pinsel. Vereinzelt lasse ich Wasser über frisch aufgebrachte Farben laufen, wodurch es zu entsprechenden Abtragungen mit Farbverläufen kommt.

Obere Lage

Es kommen kleine Farbakzente, erste Spritzer und abgetropfte Farbe ins Bild. Als Akzent wird in einigen Tälern der Struktur braun eingemalt.

Feine Zufallsstrukturen

Meist kommen Farben, die ich für parallel laufende Bilder benötige, mit ins Bild. Deshalb mein Vergleich mit dem Hermann-Kuchen. Neben dem Tropfen, Spritzen, klassisch Malen nutze ich auch das Abklatschen. Wie bereits gesagt: Je älter das Bild wird, umso mehr dreht sich alles nur noch ums Detail.

Mehr Farbakzente und Details

Das Finish … vorläufige Finish. Ich möchte wieder etwas mehr Helligkeit in die Arbeit bringen. Deshalb nehme ich einen Schaumstoff-Farbroller und trage ganz wenig Weiß über die Fläche auf. Mit einem weichen Pinsel und ganz wenig Farbe (hier dunkles Braun) male ich gegen die Struktur ‚Schatten‘, um einen gewissen 3D-Effekt zu erzielen.

Finish ... vorerst

Jeder der hier gezeigten Schritte bedeutet mindestens einen Tag, meist eine Woche Abstand. Ob das Bild so wie gezeigt fertig ist, kann ich für den Moment nicht sagen. Trotz ‚Abschlußlackierung‘ kann es sein, dass ich noch etwas ändere. Erst wenn sich in mir ein gewisser Grad der Zufriedenheit einstellt, betrachte ich die Arbeit als abgeschlossen.

* Aleatorisches Malbild: Ich erzeuge auch mittels Fotografie und Entwicklung aleatorische Bilder, die der Technologie nach eher ein fotochemisches Bild sind.

Autor: makkerrony

Makkerrony, der Macher des Lichtbildprophet, ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben. Ein Mensch behauptete mal, Makkerrony sei ein guter Fotograf, hat allerdings einen denkwürdigen Geschmack. Jemand anderes meinte, Makkerrony könne einen Haufen Hundescheisse fotografieren und es sehe gut aus. Ein Model lehnte die Arbeit mit dem Lichtbildprophet ab, weil seine Bilder so aussehen, als müsse sich das Model anstrengen.