Schreibblockade

Irgendsoein Schlaumeier hat in einem Buch behauptet, es gibt keine Schreibblockade. Der Schreiber ist stattdessen nicht gut vorbereitet und unkonzentriert!

Blödmann!

Zur Ehrenrettung des Autors muss ich einräumen, dass er vom wissenschaftlichen Schreiben spricht. Und was mein Thema angeht, so bin ich absolut nicht konzentriert! Trotzdem bleibe ich bei meiner Beleidigung und dem Blödmann!

Ich bin in der Bildbearbeitung zuhause. Seit fünfzehn Jahren. Mir ist das Programm ehrlich gesagt egal. The GIMP, Paint Shop Pro, Photoshop und Elements. Irgendwie machen sie alle dasselbe. Die wirkliche Arbeit der Programmierer besteht doch nur darin, die klassischen Filter in die Menüleiste einzubauen und sie in jeder darauffolgenden Version umzusortieren. Ist das erledigt, erfinden sie neue Automatiken oder Algorithmen, die den Kauf der überarbeiteten Software rechtfertigen sollen. In der Pressemitteilung ist dann zu lesen: Optimierte Benutzeroberfläche und neue Feature, die alles viel einfacher machen!

Das Ganze führt im Anschluss dazu, dass sich Heerscharen von Autoren ranmachen, um im Auftrag eines Verlages neue Titel zu fabrizieren. Wieder wird beim Urschleim begonnen. Ein Drittel des Buches beschäftigt sich mit den Neuerungen, ein weiteres Drittel spielt Standardsituationen durch und der verbleibende Rest wird für alles, nur selten wirklich Neues verheizt.

Auf Dauer ist es nicht verwunderlich, dass klassische Bücher keine Leser finden. Für mich persönlich kommt hinzu, dass die meisten Autoren farblos sind. Keine Reibungspunkte bieten. Der deutsche Leser erwartet in der Mehrzahl Lösungen. Eine Universalformel, die ihn sein ganzes Leben begleitet. Der Schwierigkeitsgrad darf aber 1 + 1 nicht überschreiten.

Resignation!

Ich stelle mich einfach zu blöd an. Mir fehlt der Mut öffentlich in meinen Werken zu bekennen, dass ich eine “Bibel zum Thema XYZ” geschrieben habe. Als Atheist steht mir das Schreiben einer Bibel nicht zu, obwohl das Thema vorab noch nie in Buchform behandelt wurde. Andere tun es! Schreiben eine Bibel, heilen Blinde und treiben Pubertätspickel aus. Was mich über den Schmerz der Verkaufszahlen rettet, war der Spaß am Thema und dem verfassten Text. Mehr ist nicht von dem Projekt übrig geblieben.

Agonie!

Ich sehe das Ende kommen. Deutlich! Und vor meinen eigenen Augen. Möge es schnell und ohne Siechtum über mich hereinbrechen.

Wann es soweit ist, ist eine Frage der Zeit. Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre. Lob derer, die meine Projekte unterstützten und sie auflegten. Ruhmlos gescheitert, weil die “Zahlen nicht stimmen”. Erst wenn der Verkaufspreis in den Keller geht, nur noch ein “Appel und nen Ei” vom Käufer verlangt wird, schnellen die Zahlen nach oben. Davon habe ich allerdings nichts.

Wessen Ende sehe ich? Meines? Das der klassischen Verlage? Der Konkurrenz Internet haben sie als auch ich nichts entgegenzusetzen. Für mich nicht ganz verständlich. Ich bemühe das Internet, um mir offene Fragen zu beantworten. Zu 99% finde ich keine. Muss klassische Wege der Recherche gehen. Dazu dann noch die nervigen Störer. Ihr Lebensmotto lautet: Ich gebe zu jedem Thema meinen Senf ab, egal ob der passt oder nicht. Könnte aber ein Treffer sein. Seuchencharakter in Foren, weil es die wirklich wichtigen Informationen zur homöopathischen Dosis verkommen lässt.

Im Internet lässt sich jeder so wunderbar maßregeln. Egal ob Mensch der Heilige Vater persönlich, Bundeskanzler inkognito oder mein Chef persönlich ist. Anonyme Anmeldung, Benutzername “Roter_Schlumpf” und Online alle Mac-User als Schwuchteln bezeichnen. Ist doch Endlaser auf diese Weise mal so richtig Dampf auf Kosten anderer abzulassen.

Montagsdepression!

Halli Galli im Rentnerpuff. Erwin wird heute 85 und schmeißt ne Runde Nutten. “So jung kommen wir nie wieder zusammen” hat unter den Vorzeichen eine ganz andere Bedeutung. Schon das Aufreiten auf die Bezahldame hat bereits etwas vom leidenschaftlichen Spiel mit dem Feuer. Die Nutte selbst muss den Steigbügel halten, alles andere kostet extra. Vorsorglich hat die Managerin des Altersheims “Landfrieden” den Dienst habenden Bereitschaftsarzt über die Orgie informiert. Er ist im Besitz einer Liste aller zahlungsfähigen Bewohner, deren vorzeitiges Ableben die Wirtschaftslage des Lebensabend-Domiziels massiv beeinträchtigen wird. Das Leben ist doch so schön! Wenn man mit dem nötigen Kleingeld ausgestattet und so umsorgt wird.

Es geht noch besser: Auch eine schwarze Mutter hat ein rosa Innenfutter! Die alte Weisheit stammt glücklicherweise nicht von mir. Sonst würde ich mich dafür jetzt auch schämen.

Realitätsverlust!

Unwetter Marke Herbststurm im Frühling sind absolut normal. Genauso wie hochsommerliche Temperaturen zur selben Jahreszeit. Den Sommerurlaub auf dem heimischen Balkon im Wintermantel verbracht: Normal! Landunter bei den Eisbären: Normal! Das Jo-Jo der Benzinpreise: Normal und keine Absprache unter den Öl-Konzernen! Verlorene Landtagswahlen haben ihre Ursache nicht in der Bundespolitik. Ergo: Normal! Die Grünen lösen unsere Umweltprobleme: Normal!

Zeit für ein Zwischenfazit!

Ich gucke “Cleopatra” in der alten Monumentalfassung von 1963. Just in diesem Jahr kam der Paarungsunfall Kampffussel zur Welt. Lange Ouvertüre mit Anwesenheitsliste, Zwischenspiel und großes Finale ohne Happyend. Da macht sich in einem Text, der über meine Schreibblockade handelt, ein Zwischenfazit nicht schlecht. Der Dramaturgie wegen. Großes Orchester, minutenlang ein und dasselbe Bild. Für unmusikalische Filmbesucher ein Garant der Langeweile. Künstlich erzeugt, wenn nicht sogar bewusst provoziert. Hätte sich Peter Jackson das Tamtam bei seinem “Herr der Ringe”-Epos erlauben dürfen?

Keine bösen Wörter!

Kleene Fotze. Einem Kindermund entfleucht, rufen zwei Worte Katharina Saalfrank auf den Plan. Im Schlepptau ein Privatsender nebst Kamera. Ist es wirklich so wahr, wie dargestellt? Hilft man nicht rein zufällig der Dramaturgie wegen etwas nach? Kenne einen Fall, wo es definitiv so ist. Wenige Wochen nach der Ausstrahlung stellte sich alles anders und weitaus schlimmer dar.

Gezeigte Kids hatten bis dato nie mit Steinen gegen ein Dixi-Klo geschmissen. Aus Langeweile. Marzahn ist eben voll assi. Die Auffälligkeit bestand eigentlich nur darin, andere Kids anzugehen und die Nachbarn beherzt per Klingelstreich zu wecken. Sonst war alles normal. Nur keine Steine schmeissen. Kaum im Fernsehen gezeigt, platzt die Bombe. Deren Stiefvater war kein Mann, sondern ein Schwein. Konnte nicht seine Finger von den Kids lassen. Von der Wuthöhlen-Predigerin und Verfechterin der stillen Ecke war in dem Moment nichts zu sehen.

Manchmal ist mir danach, böse Worte zu sagen. Mit den Generationen haben sich deren Bedeutung sowieso geändert. Voll Porno ist heute so etwas wie Entzücken. Ein entglittenes Geil oder Cool ist dagegen der beste Beweis, dem Mittelalter entsprungen zu sein. Alternativ kann man sich selbst auch als Gammelfleisch titulieren. Wollte ursprünglich mich und meinen Blog Muschitoaster nennen. Das fand aber mein Agent diskriminierend und Frauen verachtend. Pech gehabt. Ich unternahm noch nicht einmal den Versuch ihn davon zu überzeugen, dass es sich um eine Autositzheizung handelt.

Szenenwechsel!

Wie abhängig der Mensch vom Internet, von Netzwerken allgemein und dem Stromnetz im Speziellen ist, merkt der Zweibeiner erst, wenn gar nichts mehr geht. Bei mir geht gerade absolut nichts mehr. Kein Nahverkehr, kein Fernseher, kein IP-Telefon, kein Internet, kein mobiles Funken aller Art. Selbst das fernversorgte klassische Telefon ist pseudo-busy. Das ich jetzt noch schreiben kann, liegt einzig und allein in der Hand eines zur Hälfte geladenen Akkus meines MacBooks. Pro versteht sich. Ist die Restkapazität aufgebraucht, bin ich des letzten Stückes menschliche Zivilisation entledigt. Gott sei Dank habe ich es gelernt mit Stift und Papier umzugehen. Wenn ich denn welches zur Hand hätte.

Abmahnung!

Sie haben, dürfen aber nicht. Was folgt ist eine Liste meiner Vergehen. Ich habe, anders als ihr selbst. Neue Welt gegen alte Zöpfe an denen, die nach eigenem Bekunden so fortschrittlich sind.

Es gibt Momente im Leben, da ist es zwecklos zu diskutieren.

Fall 1: Eine nackte Frau im Bett. Willig. Vor dem Begattungsversuch möchte sie, dass du vor Geilheit jammerst. Wenn nicht, bleibt die Bratröhre kalt und du darfst noch nicht einmal an ihrem getragenen Slip schnüffeln. Du jammerst, würdest sogar bellen, laut heulen und Männchen machen!

Fall 2: Ich bleibe beim Sex. Was nackt unter, neben oder über dir liegt ist nicht der/die/das Lebenspartner. Kann ja auch nicht sein, denn der/die/das steht im Türrahmen und erfreut sich bester Schnappatmung. Es spielt keine Rolle, ob ein suboptimaler Zeitplan oder generelle zeitliche Unzuverlässigkeit zu dieser Situation geführt hat. Fakt ist: Unter einer monogamen Beziehung versteht man im Allgemeinen etwas anderes.

Fall 3: Ich kann nicht noch ein Beispiel aus dem Sexleben bringen. Ein anderes Thema fällt mir gerade nicht ein.

Glücklich ist, wer erkennt, dass nichts mehr zu retten ist!

Nimm deinem Henker den Strick aus der Hand, leg ihn eng und doch bequem um deinen Hals und frag den Scharfrichter, ob du allein vom Hocker springen darfst. Wandle den sanktionierten Auftragsmord in einen Freitod um. Erleichtere die Seele deines Henkers!

Fazit!
Meine fingierte Schreibblockade hat endlich ihren tragischen Höhepunkt erreicht. Es ist dennoch ein schönes Ende, weil absolut freiwillig:

“Unterschreiben Sie für die absolute Freiwilligkeit Ihres Handelns bitte hier!
Ort:
Datum:
Unterschrift:”

Wie Elisabeth Taylor, die in “Cleopatra” in den Schlangenkorb greift, nur mit ohne Bürokratie. Ein Ende aus großer Liebe und mit viel Stil.

Ich schreibe, also bin ich unblockiert! Was kann ich denn dafür, dass es wirres Zeug ist und nichts mit dem eigentlichen Text zu tun hat?

Autor: makkerrony

Makkerrony, der Macher des Lichtbildprophet, ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben. Ein Mensch behauptete mal, Makkerrony sei ein guter Fotograf, hat allerdings einen denkwürdigen Geschmack. Jemand anderes meinte, Makkerrony könne einen Haufen Hundescheisse fotografieren und es sehe gut aus. Ein Model lehnte die Arbeit mit dem Lichtbildprophet ab, weil seine Bilder so aussehen, als müsse sich das Model anstrengen.