Ein Buch von Seite 99 bis 111

Ich schreibe gerade ein Buch. Schreiben ist etwas übertrieben, denn ich weiss nicht, ob ich je ein Wort zu dem Buch beitragen werde. Das Buch, es handelt über ein Abschnitt in meinem Leben. Kleiner Abschnitt. Es geht um einen Neuanfang, sich wiederfinden und weitermachen ohne stehen zu bleiben. Nach der „Schock-Diagnose“. Die Diagnose Krebs ist für mich kein Überraschungsmoment, keine Schock-Diagnose. Trotz „Heilung“ ist Krebs für mich Realität, ist Teil meines Alltags. Deshalb kann das Buch nicht mit der Seite 1 beginnen oder ein Vorwort haben. Genauso wenig wird dieses Buch ein Ende haben, geschweige denn einen Epilog. Das Gute ist vergänglich, trotzdem geht das nicht.

Ich lasse Willkür walten, weil ich es in freien Gedanken als Bild- und Worthandwerker kann. Das Buch ohne viel Worte beginnt bei Seite 99 und findet sein Ende in der Seite 111. Nun denkt der Fantasielose an dreizehn Seiten. Ein Buch mit dreizehn Seiten, wer will so etwas haben, wo doch auch wenig Worte zu lesen sind? Zu groß ist eure Verallgemeinerung. Ich sage nicht, dass nur dreizehn Seiten sind. Das Buch von Seite 99 bis 111 hat mehr Seiten als Verstand und Vernunft erahnen lassen. Die Fantasie, sie schreibt mehr Seiten und tut sie einfach zwischen die anderen Seiten. Und doch bleibt es bei Seite 99 bis 111.

Schon vor Wochen habe ich begonnen das Anfang und Ende des Buches zu schreiben. Auf meine Weise. Die Seiten lagen lange herum, mir fehlte das Weiter im Kopf. Ich denke gerade positiv. Für mich. Es fühlt sich so sinnlos an. Über das Dazwischen waren keine Gedanken frei. Ich dachte, es wird nicht viel sein. Corona, Pandemie, Lockdown, eine weite Anreise und jeder hat seine Geheimnisse. Es könnte alles ganz anders sein als es den Anschein hat. Mein Kopf, er tat ihr Unrecht und hat vieles aussortiert was überhaupt nicht aussortiert gehört. Wir haben uns oft, wenn nicht sogar viel gesehen. Es ist genug, wenn nicht sogar vieles da, was ich auf dreizehn Seiten und mehr ihr zeigen kann. Mein Kopf und ich, wir sind gleiche Seelen in ungleichen Welten.

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Leica R3 – UPDATE

Sie ist (fast) ein Geschenk. Also der, der sie mir gegeben hat, äußerte sich nicht präzise wie ein Mann:

Ich schenke sie dir!‚ oder
Mach einen guten Preis und sie gehört sofort dir!‚.

Stattdessen höre ich nur verbale Drugserei. Ist es heute Usus, dass kaum ein Zeitgenosse Entscheidungen treffen möchte. Es beschleicht mich eher das Gefühl, als habe der Jetztmensch Angst sich in irgendeiner Form oder konkreten Meinung festzulegen. Lieber eiert man um den sprichwörtlichen heißen Brei herum, den es so gar nicht gibt. Überall Ausflüchte und lieblose Ausreden statt die klare Ansage.

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Aceton Transferdruck

Irgendwie klebt diese relativ simple ‚Drucktechnik‘ wie Kaugummi in meinem Gehirn. Ich erinnere mich an meinen Übergang von der Kindheit zur Jugend. Aus Zeitschriften (eher Ost, seltener West) werden bunte Bilder aller Art – von Stars bis Nackt – ausgeschnitten, auf ein weißes Blatt Papier gelegt und das Ganze mit Fleckenwasser beträufelt. Durch etwas Druck übertragen sich die Farbpartikel des Zeitschriftendrucks auf das weiße Papier. Fertig ist der – unspektakuläre – Acetondruck.

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(Papier-)Tütenbilder

Heute über den Einschuss nachzudenken, wie ich auf die Idee der Tütenbilder kam, ist müßig. Die Idee und Umsetzung kam nach und nach. Die Geschichte hat sicherlich ihren Ursprung beim gedruckten Negativ, den Eigenschaften der Transparenz vom Film Washi bis hin zur Faszination für die Ambrotypie, Ferrotypie & Co.. In Summe aller Bausteine und nach etwas Zeit im Atelier war das Tütenbild fertig.

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