Werkzeugkisten-Geplabber

Ich lese etwas über den Genuss von Genußmitteln während der Krebstherapie: Alkohol trinken empfindet die Blogautorin als vertretbar. Geht es um das Rauchen, schimpft dieselbige wie ein Rohrspatz, geht es doch um den Kampf ums eigene Leben. Dieses Statement ist so typisch für das weltweite Freie Wissen: Halbgares wird halbherzig bis zum Ende gedacht. Beides, Alkohol und Rauchen, sind nicht sonderlich zuträglich!

Das Internet ist voll von Beschreibung über die tausend kleinen Dinge des Lebens. Es sind mehr oder minder individuelle Betrachtungen, teils freiwillig geäußert, teils vom Hersteller gegen Entlohnung initiiert. Größenteils soll genau dieses (Un)Wesen das Besondere des Internets und seiner Kultur ausmachen. Und so strotzen Beschreibungen und Berichte über Kameras vor derselben Anbetung technischer Parameter, wie es heute in den wenigen verbliebenen Foto-Printmagazinen Gang und Gebe ist.

Ich mag dieses Geprotze um Megapixel, Zusatzoptionen, Geschwindigkeiten und viel Zugaben für kleines Geld nicht. Wer den Kauf, den Besitz und vor allem die kreative Anwendung eines Werkzeugs nach solchen Maßstäben verfolgt, dessen Bilder sehen entsprechend technisch aus. Es fehlt ihnen an Herz und Liebe, an dem Geist und der Bereitschaft, die Gedanken des Betrachters zu beflügeln.

Natürlich bestimmen technische Parameter, die Materialwahl und die ausgeführte Qualität des Herstellungshandwerks den Prozess, ein Lichtbild anzufertigen. Den weitaus wichtigeren Part spielt der Fotograf und sein Geschick, das Werkzeug einzusetzen. Auch über das normale Maß, wie Jeder das Hilfsmittel benutzen würde, hinaus.

An meiner Technik interessiert mich neben den typischen Parametern auch die Möglchkeit, sie über das Maß des Normalen hinaus zu benutzen. Ich bevorzuge Technik mit Charakter. Darunter kann das verstanden werden, was den Technikfreak zur gnadenlosen Abwertung bewegen würde. Reinheit und Klarheit bis in die letzte Ecke des Bildes projeziert, fördert lediglich die eigene Bequemlichkeit nicht selbst Denken zu müssen.

Hinter manch Werkzeug in meiner Werkzeugkiste steckt eine persönliche Geschichte. Diese möchte ich erzählen. Das Technische wird nur am Rande gestreift, es gibt keine Orgie um die Vorzüge des technischen Geräts oder Racheschwüre gegen die unfähige Konkurrenz. Dieses Gelaber überlasse ich den Semiprofis, die lieber ihre Seele verkaufen als das Herz sprechen zu lassen.

Autor: makkerrony

Makkerrony, der Macher des Lichtbildprophet, ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben. Ein Mensch behauptete mal, Makkerrony sei ein guter Fotograf, hat allerdings einen denkwürdigen Geschmack. Jemand anderes meinte, Makkerrony könne einen Haufen Hundescheisse fotografieren und es sehe gut aus. Ein Model lehnte die Arbeit mit dem Lichtbildprophet ab, weil seine Bilder so aussehen, als müsse sich das Model anstrengen.