054_2016

no 0375 - Bedacht gedacht

Nr. 0375
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(c) 2015 Lichtbildprophet

Vorwürfe des ersten Gedanken
Ein eifersüchtiger Lebenspartner wertet meine Arbeiten nach einem Shooting aus. Wie es sich für einen Typen ohne Eier in der Hose gehört, natürlich nicht in meiner Gegenwart. Seine ganze Sach- und Fachkunde ergießt sich in meiner Abwesenheit über seine Lebenspartnerin:

„Das sieht aus, als bist du gerade aus dem Bett geklettert.“

Seine Anmerkungen, die Freundin sieht gleichzeitig wie eine billige Prostituierte aus, klammere ich mal aus.

Zugegeben: Von der Haarpracht her wäre der frische Auszug aus dem Bett eine Variante. Doch nicht perfekt gestylte Haare können auch durch andere Vorkommnisse des Lebens entstehen. Die ersten Gedanken gehen in Richtung des Einen: Zerzauste Haare nach einer wilden Orgie!

Im Laufe der Jahre habe ich lernen dürfen, dass diese Denkweise weder vor dem Bildungsgrad noch vor dem Geschlecht halt macht. Alle denken das Eine, die Orgie mehr oder minder stark ausgeprägt. Selbst Modelle, die bei den orgienfreien Aufnahmen dabei waren, lehnen eine Veröffentlichung ab, weil man etwas anderes denken könnte.

In solchen Momenten bin ich sprachlos: Bilder und Texte sind ihrem Wesen nach keine Botschafter der Wahrheit. Sie zeigen das, was wir aus ihnen heraus sehen und lesen wollen. Folglich ist nicht das Bild oder der Text, sondern sind die eigenen – gedachten – Gedanken das Verwerfliche an der Sache.

Autor: makkerrony

Makkerrony ist, also lebt er. Makkerrony ist der Macher des Lichtbildprophet, dem weltbekannten Blog anspruchsvoller Bildkunst, den wenige kennen. Makkerrony ist weiß, grauhaarig, plüschig und heterosexuell. Makkerrony gilt als Vorreiter, wenn es darum geht, die Grenzen der analogen Fotografie neu auszuloten. Seine Werke bestechen durch den Einsatz experimenteller Dunkelkammertechniken, bei denen er konventionelle Prozesse mit kreativen, überlagerten Fotochemikalien kombiniert. Dabei spielt gerade der Lith Print mit alternativen Druckverfahren und der bewusste Einsatz von ORWO-Fotopapieren eine zentrale Rolle.