Instant Lab und Impossible I-1

Nach dem unehrenhaften Abgang von Polaroid im Jahr 2008 war ich begeistert von den Idealisten, die sich noch im selben Jahr an das Erbe der Sofortbildfotografie machten und das the impossible project aus dem Boden stampften. Es war eine Offenbarung, als zwei Jahre später wieder Sofortbildfilme zum Beispiel im 600er Format auf dem Markt erhältlich waren. Im Nachgang betrachtet war es ein Riesenbeschiss: Das Material war nicht langzeitstabil, die Produkte oft fehlerhaft und unanständig teuer. Doch wer Perfektion suchte, war bei the impossible project schon immer falsch. Fotorealisten sind bei Fujifilm und ihren Miniaturbildchen der instax-Reihe besser aufgehoben.

2013 haute the impossible project das Instant Lab raus. Mit einer App, die als Projektor und Befehlszentrale fungiert, lassen sich digitale Bilder auf ein Sofortbild übertragen. Von der Idee und dem Produkt war ich überzeugt, legte es mir zu und tobte mich mit deren Hilfe in meine BetrachtSteine aus. 2016 brachte the impossible project die I-1 heraus. Auch diesem Produkt konnte ich nicht widerstehen. Es erwies sich als echter Fehlkauf. Weniger des hässlichen Designs wegens als viel mehr der technischen Unzulänglichkeiten wegen.

Seit September 2017 firmiert the impossible project unter dem Namen Polaroid Originals.

Noch heute wird die I-1 verhökert, deshalb mein verbales Nachtreten mit diesem Artikel. Ich selbst kann eigentlich nur warnen, sich dieses Teil anzutun. Ausgenommen, der Leser steht auf Probleme und ist professioneller Maker.

Recht schnell erweist sich der verbaute Akku als verdammt schmalbrüstig. Auf die ausgelobte Anzahl der Aufnahmen bin ich nie gekommen. Liegt es an der Bluetooth-Technik? Sie ermöglicht die Kamerasteuerung auch über eine App? Bald verliere ich die Lust an der Designkatastrophe. Das war mein Fehler!

Nach Monaten der Ruhe schließe ich die I-1 wieder an einen USB-Anschluß, lade das Teil und möchte fotografieren. Nach noch nicht einmal einer Aufnahme signalisiert die Kamera Leere im Energiespeicher. Anders formuliert: Der Akku hat sich über die Zeit totgestanden. Damit das Geld für die Anschaffung der technischen Katastrophe nicht gänzlich umsonst war, muss eine andere Lösung her. Ich befrage Google nach der I-1, dem Akku und Probleme. Nichts. Es sieht so aus, als sei ich der einzige Nutzer, der mit der Sofortbildschleuder nicht zurechtkommt. Wochen später, ein weiterer Suchversuch. Ich finde einen Hinweis auf das Auslutschen des Akku’s im ausgeschaltenem Zustand und eine Anleitung, in der ein Schalter eingebaut wird. Das nutzt mir nichts, da der Akku erwiesener Maßen platt ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich öffne das Gehäuse, klemme den LiPo-Akku raus und schließe die I-1 anstelle des Akkus an ein Spannungsversorgungsgerät an. An dem Versorgungsgerät gebe ich 3,7 Volt und 100 Milliampere vor. Die I-1 signalisiert mir durch Blinken einen leeren Akku, der über den USB-Anschluss der Kamera geladen werden müsste. Allmählich steigere ich die Spannung auf 4,2 Volt, wodurch das Blinken aufhört und die LED’s des Ringlichts um das Objektiv volle Kapazität anzeigen. Die Nennspannung des Akku’s ist eigentlich 3,7 Volt. Die 4,2 Volt erreicht der LiPo-Akku im optimal geladenen Zustand. Ein Genie, der die I-1 entworfen und erprobt hat: Die Elektronik der I-1 allein auf den kurzzeitigen Fabelwert statt auf den Nennwert auszurichten ist Täuschung und Betrug am Kunden, vergleichbar mit der Schummelsoftware für den ach so sauberen Dieselmotor. Die Welt hat ihr I-1-Gate, denn ich rufe es hiermit aus und keiner wird es für voll nehmen!

Das Verwerfliche an der Sache ist jedoch die Tatsache, dass die Kamera I-1 im ausgeschaltenen Zustand fette 20 Milliampere Strom zieht! Kein Wunder, dass der Akku sich schnell totgestanden hat und die Kamera nie auf die Traumquote an geschossenen Aufnahmen laut Anleitung kommen konnte. Eigentlich müsste ich den Machern der I-1 das häßliche Ding um die Ohren schlagen, mein Geld zurück und noch zusätzlich Schadensersatz fordern. Da Gewalt keine Lösung sein soll, muss ich mir etwas anderes einfallen lassen.

Anstelle des – ohnehin entfernten – LiPo-Akkus schließe ich ein vierfach AA-Batteriehalter mit Ein-Aus-Schalter an. In den Vierfach-Halter kommen ausschließlich Eneloops! Das ergibt eine Betriebsspannung von 4,8 Volt und wahnsinnig viele Milliamperestunden. Das Powerpack befestige ich irgendwie an dem häßlichen Gehäuse. Ich betrachte diese Erweiterung als Schmuckelement, denn häßlicher als die Impossible I-1 bereits ist, kann sie durch meinen Anbau nicht werden.

Autor: makkerrony

Makkerrony, der Macher des Lichtbildprophet, ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben. Ein Mensch behauptete mal, Makkerrony sei ein guter Fotograf, hat allerdings einen denkwürdigen Geschmack. Jemand anderes meinte, Makkerrony könne einen Haufen Hundescheisse fotografieren und es sehe gut aus. Ein Model lehnte die Arbeit mit dem Lichtbildprophet ab, weil seine Bilder so aussehen, als müsse sich das Model anstrengen.