Der gutschlecht-Web-Award

Ich weiß gerad nichts so richtig mit mir anzufangen. Ja, es kommt so etwas wie Langeweile in mir auf. Eigentlich könnte ich euphorisch sein: Die letzten Blutwerte waren TOP in Ordnung und ich muss mich erst Ende des Jahres zum PET/CT melden. Die nächsten Monate also keine Gedanken um Arzttermine, Untersuchungen und mögliche Negativbotschaften. Die Welt könnte so schön sein, wäre da nicht der Quasi Rest der Welt!

Model-Absage: ‚Ich verspüre gerade so eine Unlust … und ich hoffe du hast Verständnis!‘. Und wie ich Verständnis habe! Die Tussi erzählt mir was von wegen sich am Wochenende melden. Am Dienstag funkt sie per WhatsApp, natürlich nur kein Wort der Entschuldigung. Dienstag und Wochenende? Das habe ich irgendwie anders gelernt. Madame scheint zu glauben ich bin blöd: Kurz vorher postet sie auf Facebook wie toll das Wochenende mit ihrer liebsten Busenfreundin ever doch war. Es ist ausgelassene Party-Stimmung im Hintergrund zu sehen. Auf solch eine Frechheit reagiere ich gar nicht mehr, ich schweige verständnisvoll.

Ich stolpere über eine Webseite, die groß auf Kunst und elitär machen möchte. Und um diesen Aspekt zu unterstreichen, deklariert man sich in der Selbstdarstellung als Web-Award -Gewinner. Vorsorglich wird keine Link zum Ordensverleiher gesetzt. Ich binge (statt zu googeln): Die Platzhirsche der Medienland unter sich und finden ich eigenen Publikationen am aller besten! So habe ich es mir vorgestellt: Greif einfach in den Karton, nimm den Orden und hefte ihn deiner Website an. Das bringt Besucher und poliert das angestaubte oder nicht ganz taufrische Image auf!

Warum bin ich nicht darauf gekommen: Lichtbildprophet wird zum Web-Award-Stifter. Alles was richtig gut schlecht ist, darf sich einen Preis mitnehmen und in seiner Vita als Awardgewinner postulieren. Also Lichtbildprophet ist ja bereits per Dekret ein ‚Meister des Fotounrealistischen Depressionismus‘! Warum soll er auch nicht der erste Gewinner des gutschlecht Web-Awards in allen erdenklichen Kategorien sein? Von wegen moderne Zeiten dank Internet: Eigentlich dachte ich, dass dieses Award-Unwesen vor zehn bis fünfzehn Jahre ausgestorben ist.

Der gutschlecht-Web-Award soll all den Pfeifen gewidmet sein, die viel Zeit mit viel Unnützem verbringen, sich selbst als den Nabel der Welt betrachten, in allem nur nicht in sich selbst das Problem sehen und einfach nur meine Zeit und Nerven stehlen. Der Award richtet sich an jene Menschen, die egal in welchem System keinen Fuss vor den anderen, keinen Fuß auf den Boden und ihren Arsch nicht hochbekommen. Der gutschlecht-Web-Award ist der geschmeidige Bauchpinsel für all diejenigen, die viel Mitleid erhaschen wollen. Endlich bekommen sie die Aufmerksamkeit, die sie sich erjammert haben.

Ich habe mir schon mal Gedanken zum Inhalt der Webseite gemacht:

Die gutschlecht-Seite – Mit eigenem Web-Award!

Du bist stets bemüht, zumindest deiner eigenen Überzeugung nach?
Du hast nie Zeit, weil du um jedes Like kämpfen musst?
Du bist dumm wie Stulle und glaubst deshalb eine Granate im Bett zu sein?
Du bist einzig normal, alle anderen sind nur Idioten?
Du bist bereit für Mehr, dir fehlt nur das Rote Teppich?*
Du kannst alles und noch viel besser?

Lautet Deine Antwort JA? Dann bist Du hier genau richtig!
Das ist die Webseite mit eigenem Web-Award für all die Leute, die mal richtig gut schlecht sind!

Update: … Fortführung des Projekts ausgeschlossen!
Das ist das Schicksal vieler gut schlecht-Ideen. Kaum sind sie mit viel Aufwand promotet und unter das bespassungswillige Volk gestreut, da wird dem Projektinitiator langweilig, oder er/sie hat einen anderen paarungsbereiten Menschen kennengelernt und ist plötzlich schwanger. Oder es stellt sich nicht der gewünschte Run ein. Egal! Das Leben bietet mehr als nur Internet oder Facebook. Das Leben ist real. Und da rennen die Napfsülzen rum, den dieser Award einst gewidmet war. Doch keiner wollte sich so richtig als Loser outen. Das verstehe ich nicht?!

* Klugscheisser aufgepasst: Das Rote Teppich wurde so richtig geschrieben. Nicht aus künstlerischer Absicht, wie man meinen könnte. Die, die diesen Award verdient haben und mitnehmen sollen, der Volk also, genau der Volk spricht so!

Autor: makkerrony

Makkerrony, der Macher des Lichtbildprophet, ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben. Ein Mensch behauptete mal, Makkerrony sei ein guter Fotograf, hat allerdings einen denkwürdigen Geschmack. Jemand anderes meinte, Makkerrony könne einen Haufen Hundescheisse fotografieren und es sehe gut aus. Ein Model lehnte die Arbeit mit dem Lichtbildprophet ab, weil seine Bilder so aussehen, als müsse sich das Model anstrengen.