Fussball

Die Fussball-Weltmeisterschaft ist in Deutschland. Nein, nicht schon wieder die Männer. Die besten ballspielenden Damen der Welt geben sich die Ehre. Sie haben richtig gelesen: Frauen spielen Fussball und, das empfinde ich als viel schlimmer, es gibt dafür sogar eine offizielle Weltmeisterschaft!

Was ist eigentlich Fussball? Ich meine die Frage durchaus Ernst, denn ich bin ein kleiner Fussball-Verweigerer. Muss ich beim Fussball reizen, anschließend zwei Spieler in den Skat drücken? Beendet Schach das Spiel und wer umfällt, muss den grünen Rasen verlassen? Keine Ahnung, warum sich zweiundzwanzig Mitmenschen um eine Murmel aus Leder streiten müssen. Sind die so selten geworden und vom Aussterben bedroht?

Ich weiss, dass die trippelnden Damen bereits einige Male den höchsten Titel erspielt haben. Das erkenne ich trotz meines Status als generell Anti-Fussball-Fan neidlos an. Die deutschen Mädchen sollen sogar richtig gut spielen. Dennoch geistern mir bei dem Gedanken “Frauen-Fussball” Dinge im Kopf herum, die ich einfach nicht los werde.

Kopfszene im Monty Python-Stil!

Betonplatz. Die Platzwartin hat mit einem Fläschchen Nagellack bewaffnet die Linien gezogen. Das hat zwar Monate gedauert, aber es sieht gut aus. Außen herum ist alles mit blühenden Topfpflanzen verziert. Die Spielfeldmitte ist durch ein nettes Platzdeckchen markiert. Kerze, kühle Getränke und Gebäck zum Knabbern zwischendurch.

Zwei Frauen-Fussballmannschaften betreten den Spielplatz. Deutschland spielt in Altrosa, weiß getupft. Die Damenmannschaft aus Holland hat sich für Pink mit violetten Ringelstreifen entschieden. Das Schiedsrichterkollektiv erscheint ganz in Weiß. Ab dieser Weltmeisterschaft ist für die Hüterinnen der Spielregeln Tutu Pflicht. Irgendwie erinnern sie mich an Eleven des Balletttanzes.

Seitenwahl! Die Entscheidung der beiden Kapitäninnen findet in den Mannschaften unterschiedlichen Anklang. Und schon ist es passiert: Spielerin 13 zieht der gegnerischen Nummer 7 an den Haaren. Ohne dass der Ball einmal offiziell berührt wurde, haben beide Spielerinnen ihre erste Gelbe Karte weg.

Anpfiff!

Die Nummer 7 und 13 betrachten ihren Zwist als noch nicht ausgestanden. Sie gehen direkt aufeinander zu. Der schnelle Vorwärtsdrang auf Stollen-Stöckelschuhen sieht gewöhnungsbedürftig aus und ist für ein reibungsfreies Fußballspiel kontraproduktiv. Nummer 7 setzt zur Blutgrätsche an, Nummer 13 kracht mit einem lauten Fiepen zu Boden.

Pfiff wegen Foul! Das Schiedsrichtergespann ist sich in dem Punkt mal einig.

Am Spielfeldrand macht sich die Make-Up-Artistin bereit. Eine Schiedsrichterin winkt ihr zu. Sie darf auf’s Spielfeld, holt die Puderquaste raus und tupft die Niedergestreckte ab. Die Reparatur des abgebrochenen Fingernagels dauert etwas länger und muss am Spielfeldrand erfolgen. Die kleine Unterbrechung nutzen andere Spielerinnen, ihre Haare zu richten, die Lippen nachzuziehen und Neuigkeiten aus der Modewelt auszutauschen.

Nach fünf Minuten geht es endlich weiter. Deutschland stürmt nach vorn. Schuss.

Latte!

Darf es im Frauen-Fussball überhaupt Latte heißen? Querbalken? Oder wie?

Mir ist es ehrlich gesagt egal. Ich bin ein Fussball-Muffel und ich schaue die Frauenvariante auch nur aus einem Grund: Fährt ein Land einen grandiosen Sieg ein, hoffe ich auf euphorische Gefühlsausbrüche der siegenden Spielerinnen. Sie vergessen die Blicke der Zuschauer und Kameras, reissen sich ihre Trikots vom Leib, um sie mit den unterlegenen Trikotagen zu tauschen. Zweiundzwanzig nackte Frauenoberkörper, vierundvierzig blanke Busen und das zur besten Nachmittagssendezeit!

Meine Fantasie geht mit mir durch!

Mich würde es nicht wundern, wenn ich in dem einen oder anderen Kommentar als Chauvinistenschwein und Frauenfeind beschimpft werde. Richtig so, ich habe es nicht anders verdient! Denken darf ich das, nur nicht niederschreiben und hier veröffentlichen! Dabei wird Frauen-Fussball von einem Großteil des starken Geschlechts belächelt, wenn nicht sogar verhöhnt.

Das männliche Deutschland hat bisher die Chance verpasst, dem Frauen-Fussball zu mehr Ansehen zu verhelfen. Lediglich das Eröffnungs- und Endspiel hat es in ein großes (Männer) Stadion geschafft. Alle anderen Spiele werden unteranderem in Augsburg, Dresden oder Sinsheim ausgetragen.

Männer machen für die unmöglichsten Dinge Werbung. Nehmen wir Berlin, meine Wohn- und Arbeitsstadt. Berlin wirbt in Berlin für Berlin: Sei nett, sei Humor, sei Berlin … zum Beispiel. Oder so ähnlich. Der Sinn hat sich mir noch nicht ganz erschlossen. Berliner Männer werben für mehr gleichgeschlechtliche Toleranz. Ist unser Regierender nicht der beste Beweis, wie der Berliner sich zu dem Thema positioniert? Wowi ist eben der Beste!

Bundesfreiwilligendienst. Der soll primär die Jugend ansprechen, trotzdem werden riesige Plakate über das Land an Straßen verteilt. Wäre nicht ein Gang in die Schulen oder Berufsberatungszentren gewinnbringender? Man wirbt mit “Wärben”-Werbung, weil offenbar niemand den Werbeplatz gebucht hat. Könnte man nicht die verpulverten Ressourcen dahingehend nutzen, für die Frauen-Fussballweltmeisterschaft 2011 in großen Stadien zu werben?

Weitere Alternativen: Betriebsausflüge zum WM-Spiel ihrer Wahl oder Ticketpreise nicht auf dem Niveau, als würde man einen Anteilsschein am Stadion erwerben. Und: Jeder Mann, der Frauen-Fussball doof findet und die Spielerinnen für Kampflesben hält, bekommt eine Pflicht-Fünf-Spiele-Umerziehungseintrittskarte! Gratis und ein kostenloses Freigetränk!

Wenn ich schon Fussball gucken muss, dann bitte die Damenvariante. Nein, nicht wegen des Trikottausches oder andere Ferkeleien. Das Spiel ist in meinen Augen weniger von Unterbrechungen gekennzeichnet. Manchmal wirken Aktionen unbeholfen, dennoch hat es für mich eine angenehme Ästhetik.

Bevor ich mich vom Saulus zum Paulus wandle, halte ich lieber meinen Mund. Nur so habe ich die Möglichkeit, an meine persönliche Umerziehungskarte mit fünf Pflichtspielen im Berliner Olympiastation zu kommen … 🙂

Autor: makkerrony

Der Macher des Lichtbildprophet ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben.