Zitat Anfang Nikon über die F55
Sie ist klein, leicht und liegt gut in der Hand. Mit dieser Kamera gelingen scharfe und brillante Aufnahmen mit einfacher Bedienung. Die F55 ist die perfekte Kamera für jeden, der schnell und unkompliziert die Vorteile der Nikon Spiegelreflexfotografie für seine Aufnahmen nutzen möchte. Dabei ist die F55 äußerts kompakt und wird einem auch auf der Urlaubsreise dank Ihrem geringen Gewicht nie zur Last. Preisgünstige Sets mit Nikon Standardzoom oder mit Nikon Standard- und Telezoom sind ebenfalls erhältlich. F55 – Die Einladung zu besseren Bildern.
Zitat Ende
Was hat gute Fotografie mit Gewicht zu tun? Was muss ein Hersteller an Funktionen aufpacken, dass die einfache Bedienung der Blende und Belichtungszeit noch unkomplizierter bedienbar wird? Ist nur die Kamera für Schärfe und Brillanz verantwortlich?
Ich schwinge mal gleich zum Anfang meiner Vorstellung der Nikon F55 die große Keule: Diese Kamera ist das klassische Beispiel für das Ende der Fotografie und der großen Kamerahersteller. Plastik wohin das Auge reicht, selbst beim Objektiv. Ein bisschen mehr gülden den Metallic-Look spendiert und die Kamera hat etwas homo-erotisches. Das Klacken beim Auslösen klingt wie ein Maschinengewehr auf Valium. Mir stellt sich eine Frage: Hat Nikon beim Erscheinen dieser Kamera (ich rede vom Jahr 2002) Geld dafür verlangt oder war dieses Ungetüm so etwas wie die Nobelversion einer Canomatic mit Nikon-Label?
Was bin ich gemein!
Nach Jahren zog es mich mal wieder in die Bucht. Und wie angekündigt war mein ‚alter‘ Account wie vom Erdboden verschluckt. Also erneut registrieren, um für 20 Euro diesen Schnapper (Kamera + 28 – 80 mm-Objektiv)in einem Sozialkaufhaus machen zu können. Als das Teil dann so wie beschrieben vor mir lag und ich es in die Hand nahm, fühlte ich mich an einen Moment erinnert, als ich entsprechend der Haptik mich zwischen Nikon und Canon entscheiden musste. Dieses billige Gefühl hatte ich bei einer der ersten Canon-Digitalkameras für Consumer gehabt. Folglich begab ich mich – damals – in die Fänge von Nikon.
Was hat mich gereizt das Nikon F55-Kit zu kaufen? Analog arbeite ich fast ausschließlich mit Festbrennweiten und ich wollte – falls der F55-Body defekt ist – wenigstens ein Zoom-Objektiv mein Eigen nennen dürfen. Für zwanzig Euro ein tragbares Risiko. Dass die F55 nur DX-Filme will, anderenfalls bei der Belichtungsmessung stur auf ISO 100 schaltet, zwingt mich zum Kopfrechnen. Nach dem Chemo-Brain ist das aktuell eine Herausforderung. Dummerweise kann ich – quasi zum Ausgleich – im M-Modus nicht mit einer Belichtungskorrektur arbeiten. Dieses Notseil zur Korrektur Nicht-DX-Filme bleibt den Belichtungsprogrammen vorbehalten. Arschloch Nikon!
Na gut, ich beende mein Jammern auf hohem Niveau und gestehe, sowohl die F70 als auch jetzt die F55 immer dann zu benutzen, wenn ich im Luxus einer Kamera mit integriertem Belichtungsmesser schwelgen möchte. Was ist das für ein geschwollener Labersülz? Die pure Wahrheit lautet: Bin ich zu faul mit meiner Belichtungs-Mess-App zu arbeiten und zwecks Korrektur im Kopf zu rechnen? Ja, ich bin! Also hole ich die elektronisch-analogen Nikon’s raus, laufe und knipse ohne mich groß anzustrengen. Und genau für diese – bequeme – Situation sowie den Luxus, auch noch mit einem Zoom-Objektiv arbeiten zu können, genau dafür ist die Nikon F55 richtig.