Wie lang ist es her, dass ich einen Text verfasst habe, der nicht vom Chaos getrieben in Phrasen geschrieben ist?
Monate?
Ich traue diesem Eindruck nicht.
Er ist falsch.
Garantiert.
Ich werde unterbrochen, darf nicht ausreden. So kann ich mich nicht auf mein Leid konzentrieren.
Es ist noch nicht einmal ein halbes Jahr her, dass ich das öffentlich gemacht habe, was mich bewegt. Und schon begann das Chaos. Ein weiteres Chaos zur bestehenden Unruhe. Zum einen verständlich, zum anderen völlig überraschend. Übertrieben in der Reaktion, wächst der Druck von Außen auf uns. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, als wurde das Outing förmlich erwartet, um neue Tatsachen zu schaffen. Ein böser Gedanke.
Wenn das Klima streikt, ist an dem Tag auch kein Wetter?
Ich sollte mich erklären. Auf vielfältige Weise. Aus unterschiedlichen Gründen. Aus meiner Sicht gab und gibt es keinen Grund dies zu tun. Ich selbst habe hinreichend Fragen und kaum eine Antwort. Was da passiert trifft mich genauso überraschend und Gedanken, wie man damit umgehen kann wurden relativ schnell als unrealistisch abgetan. Sei es drum. Also laufen lassen und schauen, was passiert. Das Tempo geben andere vor.
Der Riss, er tat sich vor Jahren auf und ich hatte nicht den Mut sie daraufhin anzusprechen. Stattdessen blieb ich in meiner Blase, lebte meine Abläufe und leckte meine Wunden. Jetzt, getrieben dazu reden zu müssen, wurde die Kluft auch von Außen wahrgenommen. Es beruhigt mich irgendwie. Ich habe nicht einfach etwas Neues gesucht und gefunden. Ich war bereits weg und nur ein Geist benutzte meine Dinge hier.
Nun bin ich wieder hier. Leere. Hall. Es ist schon merkwürdig. Trotzdem fühlt es sich gut an, weil es längst notwendig war. Warten auf den heiligen Tag, an dem sich alles von selbst regelt, es war die falsche Strategie. Die Feigheit hat gesiegt. Und so rückt jemand anderer in den Fokus, der diese Strafe nicht verdient. Wenn jemand bestraft werden muss, dann ich und der fehlende Mut.