Mein schönstes Ferienerlebnis

Darf es heute so etwas überhaupt noch geben? Ich meine, dass der Pädagoge bzw. sein weibliches Pendant die Schüler per Aufsatz aushorcht, wo und wie Lasse-Maria und Birthe-Knut die sechs Wochen Ferien verbracht hat? Bestimmt ist das Vorgehen der Bildungspersönlichkeit datenschutzrechtlich kritisch zu bewerten, es sei denn, die vorsorglich alleinerziehenden Erzeugereinheiten haben der verbalen Befragung schriftlich zugestimmt. Ja, diese Überlegungen lassen mich an diesem System zweifeln: Wir jagen Stasi’s, machen beim kleinsten Furz auf tierisch Datenschutz und wenn es um unsere ‚Sicherheit‘ und das liebe Geld geht, ist der gesättigte deutsche Wutbürger gläsern wie noch nie zuvor. Es sind die Prioritäten, die wir setzen, die Überbewertung des Nichts und die totale Gutgläubigkeit in den wirklich entscheidenen, jedoch mehr zu hinterfragenden Dingen.

Genug der Gedanken um die geistigen Resultate des Bequem-Menschen, der gern und alles auf andere schiebt und abwälzt. Der nie Zeit hat, vor allem für die Dinge, die dem Leben einen Rahmen und Sinn geben. Zweiundzwanzig Tage ‚Ichsein‘ sind vorbei. Ich wollte ‚Fatima‘ frönen und bin fast gar nicht dazu gekommen. Irgendetwas trieb mich immer aus mein Kingsize-Bett, leider waren es weniger die Gänge ins Atelier und das Kunstmachen als viel mehr der Wunsch anderer nach meiner Einer. Und doch war die Zeit kreativ, für mich entspannt und weitestgehend frei von der mich umgebenden Digital-, Licht- und Lärmverschmutzung. Nun ist Schluß mit lustig, bis Weihnachten, wenn nichts dazwischen kommt. Damit sei auch nunmehr das künstlerisch anspruchsvolle Auge vom diesjährigen Sommerloch im Lichtbildprophet, den Classics Digital, befreit.

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Ab in den Urlaub, oder auch nicht

‚Ich wünsche dir einen schönen Urlaub. Und wo geht’s hin? Fährst du weg?‘

Warum muss man im Urlaub immer wegfahren? Also ich habe das Gefühl, dass es gar nicht anders geht als Urlaub und wegfahren. Warum? Ist der Deutsche so reisegeil? Muss er, nach den gescheiterten Großmachtfantasien, unbedingt die Welt für sich erobern? Wie ein räudiger Rüde Stamm für Stamm das Bein heben? Natürlich würde ich auch gern auf Tour gehen. Erst Neuseeland, dann Japan. Doch das ganze Programm in nicht einmal drei Wochen? Ich möchte keine Entdeckungsreise im Schnelldurchlauf. Es soll Zeit sein, Land und Leute zu entdecken. Mit der Kamera versteht sich.

Nein, ich fahre nicht weg. Die Herren Doktoren haben geladen, meine Rentner wollen bespaßt werden und, das ist am Wichtigsten, ich möchte meiner Fatigue nach Herzenslust frönen. Zugegeben, es wird wohl mindestens eine Woche dauern bis ich so runtergefahren bin, dass das Ermüdungssyndrom als Folge der Chemo-Therapie vollends zuschlagen kann. Ich möchte mich die nächsten Tage nicht jeden Morgen kräftigst in den Hintern treten, an die leidige Pflichterfüllung und Erwartungshaltung meiner Mitmenschen denken müssen.

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