Ich liebe Cappuccino. Am liebsten den in einer netten Cafeteria, optimalst (richtig, optimalst) von einem italienischstämmigen Einheimischen gebraut. Da aus unterschiedlichen Gründen der Genuss in dieser Form jedoch eher selten vorkommt, bevorzuge ich die Dolce Gusto-Variante.
Oh, oh.
Ich ahne die dunklen Wolken, die jetzt aufziehen: Material und Ressourcenverschwendung, Müllberge und ökologische Katastrophe, teuer und tierisch unfair dem armen Kaffeebauer gegenüber. Steinigt mich ihr Klugscheißer und Besserwisser, ihr oberschlauen im Glashaussitzer. Andere Instantvarianten a la Krüger & Co. haben noch mehr Zucker bei viel weniger Geschmack.
Cappuccino aus der Kapsel, Dolce Gusto und immer nach dem Preis gucken. Angebote bei Amazon, gerne auch in der 30er Großpackung und im lokalen Handel. Seit Anfang des Jahres tut sich bei mir ein bedrohlicher Versorgungsengpass auf. Amazon listet zwar die Kapseln, jedoch nur nicht als Selbstversender und – vor allem – auf Prime-Basis. Stattdessen lungern, bei entsprechender Suchanfrage versteht sich, Angebote herum, deren Preis unanständigst (nicht unanständig sondern wirklich unanständigst) hoch ist. So verlangt der Kaffeedisc-Laden für 2×8 (16) Kapseln stolze 11 Euronen und noch etwas im kostenlosen Versand. Normal wäre ein Preis unter 5 Euro, ohne Versand im Kaufmannsladen um die Ecke.
Sind die wertvollen Cappuccino-Bohnen aus oder ist die Milch der Schweizer Muhkuhs sauer? Führt Amazon ein Kleinkrieg gegen Nestle? Denn auffällig ist, dass auf einmal zahlreiche Dolce Gusto-kompatiblen Kapseln aus dem Onlineshop-Boden schießen. Und das ausgerechnet mit der beliebtesten Kreation, dem Cappuccino? Interessant ist die Preisgestaltung für die Möchtegern-Dolce Gustos. Sie kommen in etwa an den sonst üblichen Amazon-Angebotspreis (ca. 11 Euro für eine Dreierstiege) heran. Angesichts dieser Verschiebungen und dem wohl doch offensichtlichen Machtkampf zweier Giganten könnte ich auf den Gedanken der Versuchung kommen, diese Dolce Gusto-Derivate einmal auszuprobieren. Leider sind die Kritiken eher abstoßend: Es ist vom Geschmack nach Chemie und Pappe die Rede.
Na lecker, sag ich mal.
Ich fühle mich an den Dolce Gusto ‚Citrus Honey Black Tea‘ mit einem Hauch von Ingwer erinnert. Dieser Kapseltee, der mich an den Instanttee in Mini-Pellets erinnert, hat diese rauchige Note chemischer Freiheit. Mittlerweile bin ich bei drei Kapseln pro Tasse angekommen und das teeähnliche Getränk schmeckt immer noch wie … Bahbah. Was an diesem widerlichen Zuckergebräu Honig und ein Hauch von Ingwer ist, darauf gelang mir als Ingwerliebhaber noch keine Antwortdeutung. Vielleicht hat eine entfernte Verwandte der Ingwerwurzel die Parade der Chemielastkraftwagen abgenommen.
Update 10. Januar 2018
Als lese Amazon und Nestle – heimlich – diesen weltverbessernden Blog: Seit heute Nachmittag wird wieder mein geliebter Dolce Gusto Cappuccino von Amazon in Prime-Option an. Jubel, Jubel. Jauchzet und frohlockt! Die Welt ist gerecht und wieder in Ordnung, so halbwegs zumindest. Denn der Preis ist mit über 14 Euronen für ein Dreierpack noch unanständig hoch!