Ich tue es wieder: Ein Jahresrückblick verfassen!
Ich gebe den Kühlen, erfolgsverwöhnt und von den Massen geliebt. Ach nein, mit der Masse habe ich es nicht so. Im Strom sich treiben lassen ist einfach und man lernt mehr Leute kennen. Doch alles wird oberflächlich und austauschbar.
Ich gebe lieber den Eigenbrötler, megakreativ und mehr Feinde als Freunde. Ja, die Rolle gefällt mir besser. Wobei das Kreative ja eher eine Mixtur aus Zufall, Geduld und jede Menge Handarbeit ist.
Der Start ins Jahr 2018 war schwierig. Ich fand nicht die Motivation die ich mir erwünscht hätte. Ich griff zum ‚Lichtbildpoet‚ und kam darin auf die Idee mir den MakkerRony BIG DIY Enlarger aufzubauen. Mir wurde – zeitlich parallel – eine große Tasche alter ORWO-Fotopapiere geschenkt und mit einem Mal wollte es wieder laufen. Also die Handarbeit und Kreativität: Ich schöpfte und verkündete den Fotografischen Depressionismus!
Ich las und fand Pyrogallol als Entwickler, spielte damit rum. Erst auf modernen Papieren, dann auch mit dem alten ORWO-Fotopapier. Auch mit Brenzkatechin versuche ich mich. Heute kann ich nur voller Mitleid auf diejenigen herabblicken, die ihren Geist nicht mit den Werken der alten fotografischen Dilettanten bereichern. Vieles haben die modernen Spitzenkönner gar nicht auf dem Schirm, weil die semiprofessionellen Ahnen-Meister aus purer Arroganz das halbe Wissen haben aussterben lassen.
Gesundheitlich geht es mir so gut dass ich merke, wie alt mich sieben Monate Chemotherapie gemacht haben. Aber ich lebe, kann erst einmal weitermachen und habe an diesem Weitermachen meine Freude. Maulende Myrten und wie diese Hobbydiktatoren noch heißen mögen ignoriere ich kurzerhand. Zum Stänkern gehören immer zwei:
Einer, der sein Leben nur zu dem einen Zweck lebt, anderen Mitmenschen dasselbige schwer zu machen und der Zweite, der sich ärgern lässt!
Ich möchte weder Letzterer sein oder meine Zeit mit Stinkstiefeln verschwenden.
Unter den Umständen bin ich froh, den Weg von Berlin zum Jüdischen Friedhof in Potsdam gefunden zu haben. Meine weiteste Reise 2018, mein schönstes Urlaubserlebnis sozusagen. Dieser kleine aber feine Ewige Ort ist schon etwas Besonderes, eben wie auch Weißensee und die Schönhauser Allee ein ganz besonderer Eindruck ist. Ursprünglich wollte ich mich nur mit dem Jüdischen Friedhof in Weißensee fotografisch befassen. Doch der Gedanke wuchs sich – gemeinsam mit meinen ‚Rentnern‘ – immer weiter aus: Besuch einer Synagoge, Jahresthema im Marzahner Fotografischen Frühschoppen und letztendlich eine Ausstellung im Herbst des nächsten Jahres.
In dem Zusammenhang steht die Kleinserie ‚Gerahmtes Sextett eines Sommers‘ – mein eigentlicher Jahresrückblick. Die sechs Arbeiten auf überlagertem ORWO-Fotopapier, in Pyrogallol-Metol entwickelt und in einem Upcycling-Bilderrahmen gefasst, sollen mein Beitrag zur angedachten Ausstellung sein. Nach jetziger Planung zumindest.