Mit der Überschrift soll es dann auch mit dem Ausländisch gewesen sein. Mein Tun hatte ich bereits angekündigt. Es gibt drei super gute Gründe, den für den Vollpfosten Vollprofi absurden Gedanken in die Tat umzusetzen:
1. Basteln, Tüfteln und gefordert sein (Neudeutsch Make und Maker sein),
2. Hinweise in alter Fachliteratur aus Zeiten, wo Basteln und Tüfteln unter Normalsterblichen angesagt war und
3. konkrete Produkte aus alten Tagen, wo sich die Kamera in einen Vergrößerer umbauen ließ.
Vorüberlegung
Den Kleinbildfilm klammere ich aus meinen Betrachtungen aus. Aus Vergrößerungen alter Glas- und Filmnegative (4,5 x 6 cm und Auszüge aus größeren Glasplatten-Negative) ist mir klar, dass diese eigentlich nicht für Vergrößerungen gemacht sind. Die zur damaligen Zeit verwendeten Objektive waren nicht dafür gerechnet, dass man von Aufnahmen – wie heute üblich – Vergrößerungen anfertigt. Das bedeutet: Die Kontaktkopie stellt das Optimum der darstellbaren Scharfzeichnung im Abzug dar. Mein Selbstbau-Dunkelkammervergrößerer kann nur schlechtere Ergebnisse liefern!
Aufwandabschätzung
Die meisten Glasplatten-Negative des Lichtbildpoet-Projekts liegen im 9 x 12 cm-Format vor. Um nicht zu sehr am Rande der Rück-Abbildung zu jonglieren, müsste ich mindestens eine uralte 13 x 18 cm-Großformatkamera verwenden. Noch größer wäre noch besser, doch die Preise liegen jenseits von gut und böse. Ich nehme ein 9 x 12 Laufbodenkamera Tokiwa Hand-Plattenkamera mit defekter Blendlamelle aber zerlegbarem Triplet, Kostenpunkt 25 Euro. Damit erspare ich mir den Umbau der Negativaufnahme auf Kosten der Abbilddungsqualität. Ich suche einen LED-Strahler, der die Größe die 9 x 12 cm abdeckt. Es werden knappe 20 W für 15 Euro. Für den Lichtkasten verwende ich Pappel-Sperrholz 4 mm dick, altes glänzend schwarzes ORWO-Einwickelpapier für Fotopapier dient zum Auslegen der Innenseite des Lichtkasten. Frage an mich: Wäre weißes Papier oder Alu-Folie nicht besser? Aufgebaut wird der Selbstbau-Dunkelkammervergrößerer auf einem Meopta Opemus-Stativ.
Umsetzung
Nachdem die Tokiwa eingetroffen war, habe ich das Triplet zerlegt, die ausgegliederte Blendenlamelle zurückgeschoben und die T-Stellung bei Blende 9 vorgewählt. Die hintere plankonvexe Linse setze ich vor der vorderen Linse (ebenfalls plankonvex), wodurch die Brennweite deutlich dichter an die Objektivsstandarte heranrückt (auf ca. 25 cm). Diesen Umbauhinweis entnahm ich einer alten (Fach-)Literaturquelle. Statt der hinteren plankonvexen Linse des Triplets wollte ich alternativ eine größere Linse derselben Bauform nehmen. Allerdings hätte es eines größeren Abstands beider Linsen bedurft, was sich nicht so ohne Weiteres und auf die Schnelle realisieren lässt. Um das punktuelle LED-Licht aufzuweichen ohne den Abstand unendlich auszudehnen (Info: Abstandsquadratgesetz!), greife ich auf diffus durchlässige Filterfolien eines ausrangierten Laptop-Display zurück. Ich finde eine geeignete Kombination, auch wenn sie sehr lichtfressend ist. (Optimierungsbedarf wenn ich andere diffus durchlässige Materialien finde).
Erste Tests
Ich versuche mich – wie wagemutig – am Lith printing auf – standesgemäß – 40 Jahre altem ORWO-Fotopapier. In meinem Sammelsurium habe ich eine Tüte mit Querschlägern im 13 x 18 cm-Format gefunden. Hier darf das Ergebnis mal neben der Spur sein. Doch der erste Belichtungstest geht in unendliche Zeiten über. OK, die Aussage ist übertrieben. Mal abgesehen von den Unschärfen der verwendeten Negative und der Abbildung, entstehen nur Abzüge experimentellen Charakters. Es sind Vorlagen für den Lichtbildprophet, für das Lichtbildpoet-Projekt waren Vergrößerungen nie vorgesehen. Abzüge auf Foma Warmtone PE-Papier und Moersch SE1 Sepia gehen da schon besser. Ich denke zukünftig an eine Kombination aus Doppelbelichtung mit einer Rollenentwicklung, Solarisation und Lith-Rückentwicklung. Das klingt verdammt kühl.
Fazit
Mit einer gewissen Wochenendcremigkeit habe ich etwa einen Monat gebraucht, aus der guten alten Tokiwa Laufbodenkamera einen 9 x 12 Selbstbau-Dunkelkammervergrößerer auf 13 x 18 cm zu bauen. Es geht und es funktioniert. Natürlich nicht so, wie es die wahren Helden der analogen und digitalen Fotografie gewohnt sind. Beim Basteln und Tüfteln … also beim Maken … habe ich eher an Miroslav Tichy und seine Selbstbauten gedacht. Hier und da sind ein Nachbesserungen in Sachen Lichtdichtheit notwendig. Ansonsten ist der Apparat ein nettes Spielzeug für bastelwütige und experimentell veranlagte Fotofreaks. Hier ein Beispiel mit Vergleich 9 x 12 cm-Kontaktkopie (links) und 13 x 18 cm-Vergrößerung (rechts).
PS: Vielleicht probiere ich es mal mit dem MakkerRony BIG 6 x 9 cm auf 10 x 15 cm zu vergrößern. Die Randunschärfen müssten signifikant weniger werden?!