Dokumol Spritz (Update)

High contrast, Dokumenten- oder gar Lithentwickler: Lese ich mich in den Dokumol und seine Kumpels ein, so scheinen wahre Kontrastwunder zum Repertoire dieser Entwickler für technische Filme und Papiere zu gehören. Doch die Zaubermittelchen auf normale Alt-Fotopapiere angewandt, ist das Ergebnis wohl eher als nüchternd und unbefriedigend zu bezeichnen.

Mein Anfangsgedanke lag, mangels Wissen und Erfahrung, auf ähnlichem Bildungsniveau: Alte Fotopapiere von ORWO mit einem kräftig angesetzten Dokumol entwickelt, sollte sich das betagte Material beinahe wie „normale“ Fotopapiere entwickeln lassen. Kein Grauschlauer und Co. dürften zu sehen sein. Der Gedanke klingt nur logisch, in der Praxis enthält der Gedanke einige Denklücken.

Technische Filme und Papiere sind zwar Fotoprodukte, doch deren Handhabung ist nicht mit Materialien der leichten Massenfotografie vergleichbar. Es beginnt bei der Empfindlichkeit, der Sensibilisierung und endet bei der Verarbeitungstemperatur. Zwangsläufig unterscheiden sich Belichtung und Verarbeitung deutlich voneinander. Mein Ronymol, liebevoll von mir Dokumol Spritz genannt, wird nur im erwärmten Wasserbad (ca. 45 … 50 °C) verarbeitet, was den Kontrast wie beim Lithprinten deutlich steigert und das belichtete (latente) Bild schon einmal etwas vom Grauschleier trennt. Um dem Kontrast des aufgewärmten high contrast Entwicklers auch wirklich auf die Sprünge zu helfen, impfe ich dem Dokumolansatz von 100 ml Dokumol + 500 ml Wasser mit etwa 10 bis 20 ml des Lith A-Anteils von Moersch’s SE 5 Lith. Das hebt den Hydrochinonanteil und steigert die Schwärzung ohne den Gesamteindruck zu vergrauen. Der genaue Verschnitt hängt vom Alter des Ronymols, vom beabsichtigten Ziel und natürlich von der Belichtung ab.

Apropos Alter: Je länger der Ronymol ungenutzt steht, umso mehr wandelt er die Farbigkeit im Bild. Ist er am Anfang eher kühl-neutral, wendet er sich mit der Zeit wärmeren Tönen zu. Natürlich muss die Belichtung mit dem Alter der Arbeitslösung angepasst werden.

Was bei normalen ORWO-Fotopapier funktioniert, muss auch mit alten ORWO-Dokumentenpapieren* funktionieren. Etwas kräftiger mit 1 + 4 und einem kleinen Schuss Hydrochinon (SE 5 Lith A) mehr, lassen sich brauchbare Ergebnisse erzielen. Da das ständige Lithprinten des alten ORWO Fotopapiers auf Dauer langweilig und kostspielig ist, das Verarbeiten des ORWO-Dokumentenpapier eine schöne Zeichnung an Störungen und Korn hervorruft, werde ich wohl 2024 mehr mit Dokumol & Co gespritzt arbeiten wollen. Ist mir die Farbigkeit am Ende zu neutral, dann hilft ein abschließendes Bad im Selentoner.

Anleitung zur Verarbeitung von ORWO Dokumentenpapier

Originalanleitung des Herstellers ORWO zur Verarbeitung von ORWO Dokumentenpapier

Nachfolgend ein spekulativer Beitrag zum Thema ORWO technische Fotopapier (hier Zweibad) aus dem Himmelreich aphog:

„Beim ORWO Zweibadpapier/Dokumentenpapier handelt es sich um Schnellverarbeitungspapiere nach dem Aktivator/Stabilisator Prinzip mit Hydrochinon als Entwicklersubstanz in der Emulsionsschicht. Die Verarbeitung erfolgt nach ORWO-Vorschrift 2360. Die Bäder waren Aktivator A 190 und Stabilisator A 290. A 190 enthielt > 5 % Kaliumhydroxid und wurde von den Walzen in genau dosierter Menge aufgetragen und abgestreift. Nach 5 Sekunden entwickeln geht es für 5 Sekunden in ein saures Stabilisatorbad zur Neutralisation des Alkalis, das Kaliumthiocyanat (KSCN, Kaliumrhodanid) enthielt. Dadurch wird das nicht entwickelte Silberhalogenid in ein relativ lichtunempfindliches Silberthiocyanat umgewandelt und verbleibt in der Emulsionsschicht. Der Abzug wird danach nur abgequetscht, nicht gewässert und kommt fast trocken aus dem Prozessor. Das Bild ist nur einige Monate haltbar. Ist eine längere Haltbarkeit erforderlich, muß nachfixiert werden. Das betreffende Papier müßte sich in einem normalen Positiventwickler und Fixierer verarbeiten lassen, es könnte aber sein, daß wegen des niedrigeren pH-Werts nicht die maximale Schwärzung wie mit dem System Hydrochinon/Kalilauge erreicht wird. Am ehesten würde ich einen sehr hart arbeitenden Entwickler versuchen.“

* Ausgenommen sind die sogenannten ORWO-Schnellkopierpapiere, die nach dem Silbersalzdiffusionsverfahren funktionieren. Hier fehlt mir das Wissen, weshalb ich nicht weiss, wie ich mit ihnen umgehen kann.

Autor: makkerrony

Makkerrony, der Macher des Lichtbildprophet, ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben. Ein Mensch behauptete mal, Makkerrony sei ein guter Fotograf, hat allerdings einen denkwürdigen Geschmack. Jemand anderes meinte, Makkerrony könne einen Haufen Hundescheisse fotografieren und es sehe gut aus. Ein Model lehnte die Arbeit mit dem Lichtbildprophet ab, weil seine Bilder so aussehen, als müsse sich das Model anstrengen.