Nein, es geht nicht um das neuartige Virus-Dingens und ich lasse mich (fast) nicht zum baldigen Supergau-Lockdown aus. Nur soviel: Warum betonen die Qualitätsmedien nicht mehr die Neuartigkeit von SARS-CoV 2? Steter Tropfen höhlt den Stein, so wie die ständige Wiederholung des harten Lockdown, der zwingend durch den Mega-Lockdown abgelöst werden muss, was sarkastisch gemeint ist. Nein, in meinem Pamphlet geht es nur um meine Holzkamera, den technischen Fotofilm ORWO FO65 und meine geliebte Lith-Entwicklung.
Nach den ersten Gehversuchen mit meiner 13 x 18 cm-Holzkamera war klar, dass ein paar kleine Reparaturen und pflegende Hände notwendig sind. Das gilt auch für das Stativ, welches ich von einer ehemaligen Fotografin übereignet bekommen habe. Also lege ich mir eine zweite Holzkamera zu und mache aus zwei Häufchen Elend eine fast vollkommene Holzkamera. Ein Problem ist noch zu lösen, wenn ich denn Lust dazu habe und Zeit dafür finde.
Während meines letzten Aufenthalts in der Bucht erstand ich eine Packung mit 50 Blatt ORWO FO65. Ein technischer Film für die Strichentwicklung (Hochkontrast-Entwicklung). Hier kennt man der Theorie nach nur Schwarz oder transparent. Doch gerade wegen dieser Härte und der knackigen Anmutung ziehe ich das Material anderen Angeboten im Format 13 x 18 cm vor. Leugnen möchte ich auch nicht, dass die Verarbeitung unter Rotlicht das Superkriterium für mich ist. Denn der FO65 soll auf Sicht im „toten“ Lithentwickler gebadet werden.
„Toter“ Lith bedeutet: Nach einem Lith-Prozess wird die „fertige“ Arbeitslösung nicht entsorgt. Sie kommt in eine Braunglas-Flasche. Was an Volumen in der Glasflasche noch frei ist, wird mit Wasser aufgefüllt. Damit schränke ich während der Lagerung die Oxidation des Entwicklers ein und komme ausserdem wieder auf meine 500 ml Ansatz. Um am nächsten Tag mit dem „toten“ Lith entwickeln zu können, muss die Belichtung angepasst (verlängert) werden. Des Weiteren wird die Schale mit der Arbeitslösung in einem Wasserbad erwärmt. Das verleiht dem „totgeredeten“ Entwicklerbad wieder Flügel.
Diese Kombination aus „langer“ Belichtungszeit (ca. 10 Sekunden bei einer Lichtquelle äquivalent einer 60 Watt Glühlampe) und reanimierten „toten“ Lith-Entwickler liefert nicht ganz so harte Ergebnisse wie eine kurze Belichtungszeit und ein frischer Ansatz der alten Lith-Arbeitslösung. Das Ergebnis dieser Ateliersitzung ist hier zu sehen. Die Kontaktkopie ist auf ORWO PE-Papier gezogen, welches hätte ruhig etwas länger belichtet werden können. Hierfür wurde ein frischer Ansatz der Arbeitslösung verwendet. Wobei frisch bedeutet: 500 ml alter Lithentwickler und je 20 ml Rollei Lith Teil A bzw. Teil B.
Mir scheint ein Weg gefunden zu haben, um später mit der Holzkamera Portraits auf ORWO FO65 zu knipsen. In der Zwischenzeit ergibt sich ein neuer Weg, denn mich schreibt die Firma b+g Banse und Grohmann an. Stichwort Wephota, Fotopapierwerk in Wernigerode. Im zurückliegenden Jahr hatte ich älteres Vephota und Turaphot Fotopapier verarbeitet, welches früher in Wernigerode hergestellt wurde. Das ist natürlich Google nicht entgangen und so kann mich heute denn auch b+g Banse und Grohmann finden.
Aus zwei Gründen ist dieser Kontakt spannend: Zum einen hat sich mein Gegenüber gut informiert. Nicht nur über den imaginären Lichtbildprophet, sondern auch über den realen Menschen dahinter und seine richtige Arbeit. Hier ergeben sich Schnittmengen zu den Aktivitäten von b+g Banse und Grohmann. Der zweite Grund ist das Produkt-Portfolio, aus dem ich mir den Wephota FO 5 und HS 200 Papierfilm herauspicke. Beide in der Größe 13 x 18 cm. Damit erweitert sich das Materialspektrum für mich und die angedachten Portraitaufnahmen mit der guten alten Holzkamera.