Lichtbildpoet – Update

Scheinbar im kreativen Loch finde ich eine neue Herausforderung: Alte Glasplatten-Negative zu Papier bringen. Ein paar dieser Negativträger liegen schon ein paar Jahre bei mir rum. Kurzfristig fallen mir Packungen von ORWO-Fotopapieren zu, allesamt um 1980 rum hergestellt. Ich habe den Einschuss die Glasplatten von 1912 über die Lith-Entwicklung mit dem ORWO-Papier zusammenzubringen. Gesagt, getan.

Ein erster Schuss, zwei Aussagen:

‚Das sieht aus wie die Bilder meines Großvaters‘ und
‚Da könnte der Kontrast ruhig etwas kräftiger sein‘.

Erstes trifft meine Intention: Wenn ich mir schon das Recht rausnehme, Arbeiten mir unbekannter Fotografen neu zu interpretieren, dann möchte ich dieses ‚Gesicht geben‘ in der Art und Weise tun, wie es damals üblich war. Also keine kontrast- und detailoptimierte Entwicklung im neuen Stil. Es soll Vintage sein, nicht der Mode wegen.

Ich sehe soviel Kontrast, im Bild, im Leben. Wo ist das Weiche, das Sanfte? Wo ist die Farbe von einst? Also Fotografie weit vor Ansel Adams, wo es noch um Pictorialismus, um visuelle Anregung über die chemische Akrobatik in der Dunkelkammer ging. Bildersex im Rotlicht, sozusagen

Irgendwie möchte ich ein Neuzeit-Pictorialist sein. Nicht weil die Zeit damals so toll war und Mensch Mensch sein durfte. Es geht um Geschichten, Gedanken und nicht im den visuellen Holzhammer.

Das mich diese Art der Fotografie, besser gesagt die Ausarbeitung der Fotografie im Stil des Pictorialismus anspricht, daraus habe ich nie ein Geheimnis gemacht. Und bei meinen Recherchen und Studien bin ich auf ein paar Prinzipien gestoßen, die mit modernen Mitteln (von der Fotochemie bis zum digitalen Weg) immer nur in der Übertreibung enden kann.

Mittlerweile mische ich meinen Entwickler nach Baukasten (Moersch Fatman + VGT) selbst, arbeite lieber mit abgestandener Chemie, die der Mainstream für Tod erklärt. Es sind nur Scheintote, es liegt in der Kunst des Amateur-Handwerkers (neudeutsch: Maker), die anderen Parameter geschickt anzupassen.

Dieser Sinn fehlt dem Fotorealisten. Und selbst wenn es mal in die ‚experimentelle Ecke‘ geht, dann man er nur damit, die Belichtung von der Programmsteuerung auf Manuelle Belichtungskontrolle umzuschalten. Von Benutzen war noch nicht die Rede.

‚Wie heisst deine Webseite? Lichtbildpoet?‘
‚Nein, Lichtbildprophet! Ich bin doch kein Dichter.‘

Frauen wollen keinen Dichter als Mann, sie stehen eher auf den miesen Typen, der zwar Rote Rosen anschleppt und eine fette verbale Schleimspur zieht, doch im normalen Leben muss er der Arsch mit Ohren sein. Es geht um Demütigung des Weibes als erstrebenswerte Lebensqualität.

Lichtbildpoet? Der Gedanke ist nicht schlecht!

LICHTBILDPOET!!!
Sogar die deutsche Domain ist noch unbesetzt, von nun an aber mein.

Ich interpretiere Etwas, worüber sich andere vor Jahrzehnten – sogar bis zu einem Jahrhundert – Gedanken gemacht haben. Das Ergebnis soll aussehen, als wären es die Bilder von den Großeltern. Man soll den Ver- und Zerfall sehen. Die Bilder sollen so klein bleiben, kleine historische Schätze.

Es gibt diese Glasplatten-Negative, sehr wahrscheinlich aber keinen einzigen Abzug. Ich bringe dieses Stück Papier wieder zurück, schaffe ein neues Positiv. Da darf ich mich – nur in diesem Zusammenhang – ruhig Lichtbildpoet nennen.

Sie/Du hast alte Glasplatten-Negative und bist an einem Abzug-Einzelstück interessiert. Melden Sie, melde dich bei mir (siehe rechte Seite unter Kontakt).

Update 18. August 2018
Aus dem Lichtbildpoet entstand der Wunsch, mit einen eigenen Dunkelkammervergrößerer von 9×12 cm auf das ‚Portrait für Oma‘-Format 13×18 abzuziehen. Nach den ersten Abzügen so ich im Ergebnis DAS Gestaltungsmittel für meinen Fotografischen Depressionismus. Das bedeutete beinahe zwangsläufig das Ende des Lichtbildpoet-Projekt inklusive eigener Webseite. Ohnehin hatte sich kaum jemand dafür interessiert. Und doch bin ich zufrieden, war der kurze Abstecher in Sachen Dunkelkammerhandwerk und Geschichte sehr wichtig für mich.

Autor: makkerrony

Makkerrony, der Macher des Lichtbildprophet, ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben. Ein Mensch behauptete mal, Makkerrony sei ein guter Fotograf, hat allerdings einen denkwürdigen Geschmack. Jemand anderes meinte, Makkerrony könne einen Haufen Hundescheisse fotografieren und es sehe gut aus. Ein Model lehnte die Arbeit mit dem Lichtbildprophet ab, weil seine Bilder so aussehen, als müsse sich das Model anstrengen.