Loblied auf die einzig wahre Kamera

Mir steht der Sinn, ein Loblied auf eine Kamera anzustimmen. Es ist keine Canonknipse, keine Nikon oder wie die anderen großen Player unter den Kamerahersteller auch heißen. Es ist eine analoge Kamera. Sie braucht keine Speicherkarte, lediglich ein passender Film ist einzulegen. Dann sind noch drei LR44-Batterien notwendig und schon kann Mensch mit ihr nach Herzenslust knipsen. Zugegeben, es ist passend zum Film noch die richtige ISO-Zahl einzustellen, ein Hebelchen auf Automatik zu stellen und eine Distanz zu wählen. Aber dann kann es endlich losgehen. Ganz einfach und bequem, ein voller Erfolg garantiert.

Die – für mich – einzig wahre Kamera kann eine Diva sein. So zickt sie bei alten ORWO NP22-Filmen rum. Ich habe keine Ahnung, vermute jedoch, dass es an der Dicke des Trägermaterials liegt. Moderne Filme nimmt sie dagegen widerspruchslos in sich auf, Hauptsache sie passen irgendwie zu den einstellbaren Empfindlichkeiten. Ich mag es mit langsamen ISO 25 zu knipsen, auch wenn das Wetter nicht danach ist. Selbst Portraitserien habe ich mit ihr aufgezeichnet. Schöner kann Unschärfe nicht sein, vor allem wenn Motiv und Kamera sich bewegen.

Es gibt moderne Varianten der einzig wahren Kamera. Sie reißen mich nicht so vom Hocker. Zum einen liegt es an den Preisen, die für diese Knipskisten aufgerufen werden. Zum anderen wurde die Elektronik auf moderne Filme ab ISO 100 angepasst. Außerdem wird mir zu viel Bohei um das Knipsen mit der Kamera gemacht. Selbst zur Verortung der Stilrichtung muss der Kameraname herhalten: Lomografie. Lediglich der Lomo LC-Wide kann ich etwas abgewinnen. Aber auch nur, weil sie Bilder im Halbformat aufnimmt und ein unanständiges Weitwinkelobjektiv ihr Eigen nennt.

Der Name ist gefallen, Lomo, und ich schreibe von der und über die Lomo LC-A. Es geht um die Original Lomo, ohne ein Plus am A, welche ein Nachbau aus China unter österreichischer Regie ist. Klein, kompakt, nix Autofokus oder Motivprogramme. Stattdessen automatisiertes Knipsen und jeden Zentimeter des teuren Filmmaterials ausnutzend. Und wenn beide, Lomograf und Lomo, gut drauf sind, dann werden Lichtbilder sogar knacke scharf.

Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich durchaus auch andere, weit teurere Kameras besessen und genutzt habe: Hasselblad 500 c/m, Linhof Kardan Color 9×12, Kiev 6, Holzkamera 13×18 und 18×24, Leica R3, diverse analoge Nikon-Kameras und wie sie alle heißen. Mit der Lomo macht Knipsen noch am meisten Spaß.

Autor: makkerrony

Makkerrony, der einzige wie einzigartige Homo monochromatis analogous, ist der Macher des Lichtbildprophet, dem weltbekannten Blog anspruchsvoller Bildkunst, den wenige kennen. Makkerrony ist weiß, grauhaarig, plüschig und heterosexuell. Makkerrony gilt als Vorreiter, wenn es darum geht, die Grenzen der analogen Fotografie neu auszuloten. Seine Werke bestechen durch den Einsatz experimenteller Dunkelkammertechniken, bei denen er konventionelle Prozesse mit kreativen, überlagerten Fotochemikalien kombiniert. Dabei spielt gerade der Lith Print mit alternativen Edeldruckverfahren und der bewusste Einsatz von ORWO-Fotopapieren eine zentrale Rolle. Makkerrony gilt als der Farbige unter den Schwarzweiß-Lichtbildmachern.