Neue Gedanken denken

Seit meinem neuen Geburtstag verspüre ich den Wunsch, mich in meiner kreativen Vergangenheit umzusehen und aus dem Bisherigen neues zu schaffen. Ich habe mir die Frage gestellt, ob ich nicht damit das Gute von Damals als die bessere Zeit verkläre. Immerhin schütte ich damit einen Teil aus dem heiligen Fass des Analogen, wende mich stattdessen wieder dem verteufelten Digital zu.

Das Leben ist analog! Höre deinen Herzschlag, er besteht nicht aus Nullen und Einser. Unser Verstand, er ist der Übertäter, der uns binär denken und handeln lässt. Herz und Verstand gehören zusammen, wie analog und digital. Der Erkenntnis möchte ich mich stellen und sie zum Gegenstand meiner Arbeiten machen.

Ich tue heute nichts anderes als wie vor der Krebsdiagnose. Meine ‚Gedruckte Negative‘ sind die gelebte friedliche Koexistenz in der Dunkelkammer. Und dieses Vermischen der Technologie muss ihre Spuren hinterlassen.

Was geschieht mit mir, möchte ich aktuell keine Filme oder Bildsensoren belichten, nutze ich andere Werkzeuge statt Kamera oder Belichter? Seit dem 21. 11. 2017 kann ich zunächst einmal weitermachen und ich stürze mich nicht in eines Material.

Habe ich neue Helden? Ich interessiere mich Thomas Ruff, genauso wie für André Kertész und Deborah Turbeville. Haben deshalb meine alten Helden wie Miroslav Tichý oder Man Ray ausgedient? Wohl eher distanziere ich mich mehr von Helmut Newton oder Leni Riefenstahl. Und doch bleiben sie in meinem Kopf. Da wäre noch Ed Ross, der für einen Helden zu früh verstarb.

Es sind Gedanken für Neues da, die jedoch stark an eine Person gebunden sind. Nur ob sie mich kreativ so walten lässt wie ich es möchte? Ganz am Anfang, an dem mein Gedanke noch nicht so ausgeprägt war, gab es von ihr ein klares Nein. Meine Feigheit ist groß, obwohl ich mich heute lauter denn je artikulieren sollte, wäre da nicht die Angst vor der Ablehnung.

Ich merke eine andere Handschrift zu führen. Mehr die Welten zu durchmischen, digitalen Schaum und analoges Rauschen zu schlagen, um meine Arbeiten in diesem brodelnden Ansatz, in der Art eines modernen Sfumato, zu ertränken. Alles was aus dem Effektlametta hervor tritt, bildet das Weichbild der Arbeit, eine Silhouette im braven rechteckigen Rahmen.

Um den Sinn hinter den Dingen zu zeigen, blicke ich aus der Sicht des Heute in meine Vergangenheit und denke daraus neue Gedanken für meine Zukunft.

Autor: makkerrony

Makkerrony, der Macher des Lichtbildprophet, ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben. Ein Mensch behauptete mal, Makkerrony sei ein guter Fotograf, hat allerdings einen denkwürdigen Geschmack. Jemand anderes meinte, Makkerrony könne einen Haufen Hundescheisse fotografieren und es sehe gut aus. Ein Model lehnte die Arbeit mit dem Lichtbildprophet ab, weil seine Bilder so aussehen, als müsse sich das Model anstrengen.