Es kann eigentlich losgehen …

Drei Wochen lagen die handgefertigten Abzüge zur Serie ‚the erotic side of the photographic depressionism‚ in meiner englischen Buchpresse aus handverlesenem Birkenholz. Zwischendurch habe ich wieder und wieder geschaut, ob sich die Flügelmuttern mit großen Flügeln noch ein Stück weiterdrehen lassen. Aber nein, irgendwann ist mal Schluss damit, kommt nach fest nur noch los. Während der Ungeduld im Warten mache ich neue Abzüge, es kam sogar zu einem Shooting. Welch reizendes und offenes Wesen.

Letztes Wochenende konnte ich mich nicht zu noch mehr neuen Abzügen auf 18 x 24 cm-ORWO Fotopapier hinreißen lassen. Stattdessen etwas Emulsionslift, ein wenig aufräumen und eben Lithprints scannen. Hatte ich zwischendurch ein paar Zweifel am Thema, zeigt die pressungsbedingte Auszeit ihre Wirkung. Ich kann ein zufriedener Mann sein, der viele schöne und vor allem besondere Frauen vor seiner Kamera stehen hatte. Diese Art des Lobgesangs an die holde Weiblichkeit möchte ich gar nicht so singen, geht es doch bei der Fotografie ’nur‘ um Äußerlichkeit. Die inneren Werte sind es, die einen Menschen wertvoll und für mich besonders machen. Doch auch da kann ich zufrieden sein. Außer dem Model fällt wegen einem neuen Stecher ein, dass die Bilder von damals sie ja nicht wirklich stören aber nun heute beziehungsgefährdend sind. Was soll dieser Scheiß denn bitte?

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Verzögerungen

Da rufe ich die Erotische Seite des Fotografischen Depressionismus aus, der Aboleser des Lichtbildprophet rutscht aufgeregt auf seinem Klappstuhl hin und her und dann passiert hier nichts in Sachen barfüßiger Weibchen mit viel Ausstrahlung. Stattdessen lädt das Großmaul Ich nur ‚altes‘ Zeug hoch. Wenn ich mich in meiner realen Welt so umschaue, dann ist an meinem Verhalten aber nichts Auffälliges. Eben frei nach dem Gutmenschmotto und seiner Lieblingsausrede: ‚Andere machen es doch auch so‘. Erst einmal was laut in die Welt rausrülpsen und dann sehen wir weiter. Aber es geschieht etwas, was sich zumindest auf Instagram verfolgen lässt.

In der Tat lagen zum Zeitpunkt, als ich die Verkündigung verkündete, ein Stapel 18 x 24 cm gelithete Weibchenposen auf ORWO-Fotopapier zum Scannen bereit. Ich hatte aber keinen Bock, habe lieber ‚Game of Thrones – Die dritte Staffel‘ geschaut. Währenddessen hat die allgemeine Luftfeuchtigkeit vor allem die Ränder der Handabzüge fantastisch wellig werden lassen. Ich muss erwähnen, dass das gute alte ORWO-Fotopapier nicht mit dem heute üblichen Karton des Barytpapiers vergleichbar ist. Die Grammatur des ORWO-Papiers erinnert eher an gutes, jedoch nicht nobles Büropapier. Weiter mit dem sich wellenden Fotopapier: Ich versuche es – wie sonst auch – mit dem Pressen. Warum auch immer verschlimmbessert sich alles. Vielleicht liegt es wirklich daran, dass es die letzten Wochen in Berlin viel geregnet hat. In meinem Homeoffice verzichte ich auf Heizen, der lieben Umwelt, meinem Geldbeutel und dem benötigten Arbeitsklima zuliebe wegen. Die raschen Temperaturwechsel von kalt nach warm und wieder zurück tun da ihr Übriges. So ein Bogen altes DDR-Fotopapier kommt da nicht mit und schnell aus dem flachen Tritt.

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