Dafür gab es eins hinter die Ohren

Heute darf nichts mehr!
Außer endlos reden, versteht sich!

Ich darf niemand angucken und ansprechen, der den Anschein macht, nicht angeguckt und angesprochen zu werden. Als Gegenreaktion zückt er entweder das Messer oder verklagt mich, weil ich ihn angeguckt, ansprechen wollte und damit beleidigt habe.

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Wenn mich jemand anschreibt, dann darf ich nicht erwarten, dass mir ordentliche Sätze präsentiert werden. Anfragende hauen einen Schwall aneinandergereihte Buchstaben raus, die vermutet ein Wort ergeben könnten.

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Haben eure Erzeuger nebst den Personen, bei denen ihr aufgewachsen seid, in der Kinderstube vergessen euch dann und wann daran zu erinnern, ordentliche Sätze zu bilden und die Frage so zu stellen, dass der andere diese versteht? Und wenn ihr das beim zweiten und dritten Mal nicht verstanden habt, dann gab es was hinter die Ohren.

!!!

BUH, was für böse Worte. Man haut nicht, auch nicht den denkanregenden Klaps* an den Hinterkopf! BUH!

Hallo Gutmensch! Hast du eine Löwin mit ihrem verhaltensauffälligen süßen kleine Löwen-Baby diskutieren gesehen, wenn es nicht parieren will? Ich habe – bis auf den Gutmenschen – noch KEIN Wesen gesehen, dass sich vor seinem Nachwuchs gestellt und mit ihm stundenlang diskutiert hat. Stattdessen sehe ich den Brüller und den Prankenhieb. Kurz, knapp und laut. Fertig, die Sache ist geregelt. Der Gutmensch diskutiert, er diskutiert solange bis alle darüber eingelullt sind und wundert sich Jahre später, dass der einst kleine Lasse einen Mitschüler absticht oder die niedliche Luisa einer x-beliebigen ‚Bitch‘ einen Tunnel ins Gesicht schlägt. ‚Wir haben der Luisa doch immer wieder gesagt, sie soll nicht hauen. Das macht man nicht, wirklich!‘ Das Luisa über euch gelacht und mit den Augen gerollt hat, das habt ihr in eurer Rosarot-Welt natürlich nicht gesehen.

Wisst ihr was, ihr lieben Gutmenschen: Eure Diskutiererei ist ein Zeichen eurer Bequemlichkeit. Ihr könnt und wollt weder Grenzen akzeptieren noch seid ihr in der Lage, euch einer Auseinandersetzung zu stellen. Ihr wollt von vorn bis hinten geliebt werden, in Ruhe smartphonen und Scheinfreundschaften pflegen. Und wenn es irgendetwas gibt, was ihr nicht könnt oder habt, dann wird es bestellt. Oder schnell mal aus dem Internet geklaut. Ihr Gutmenschen-Hosenscheißer wisst nicht, was sich mühen und anstrengen bedeutet. Sowie es für euer Erbsenhirn zu kompliziert wird, werdet ihr krank, seid so im Streß oder keiner kann euch leiden beziehungsweise sind alle gegen euch. Lieber redet ihr, statt handeln zu müssen. Maul auf, gebratene Tauben hinein und fertig. Puh, ihr seid so gut und alle anderen neiden euch.

Interessant: Das ganze Gutmensch-Geseiere gilt nicht für den Staat. Der darf im Fall der Fälle den Gummiknüppel rausholen, den Wasserwerfer betanken und demonstrierende Gutmenschen gegen ihren Willen wegtragen. Es scheint also Gutmenschen erster und zweiter Klasse zu gebe. Die Erste Klasse sind offensichtlich jene Zeitgenossen, die nur reden und reden, bis alle ins Koma oder Exodus geredet worden sind. Und dann sind da die Zweite Klasse-Gutmenschen, die dann und wann doch noch mal eine staatlich kontrollierte Harte Hand brauchen. Das verstehe ich nicht ganz: Wenn wir ein ‚Europa einig Gutmenschen‘ sein wollen, dann hat bitte auch die Administrative alles und ohne Gewalt auszudiskutieren.

Der Irrsinn ist und wird lustig!

* Interjektion: lautmalend für ein leises klatschendes Geräusch

Autor: makkerrony

Makkerrony, der Macher des Lichtbildprophet, ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben. Ein Mensch behauptete mal, Makkerrony sei ein guter Fotograf, hat allerdings einen denkwürdigen Geschmack. Jemand anderes meinte, Makkerrony könne einen Haufen Hundescheisse fotografieren und es sehe gut aus. Ein Model lehnte die Arbeit mit dem Lichtbildprophet ab, weil seine Bilder so aussehen, als müsse sich das Model anstrengen.