Ende abzusehen

Die Tütenbilder sind die ersten – für mich – ernstzunehmenden Arbeiten seit meinem dritten Geburt-Tag. Und obwohl ich mich für sie schwer begeistern kann, so ist das Ende der Reihe bereits jetzt abzusehen. Das stimmt mich traurig, auf der anderen Seite auch froh: Es gibt neuen Raum für neue Ideen.

So ganz neu ist das Entwicklen eines besonderen Bildtypus für mich nicht. Dasselbe Schicksal ereilte bereits die Betrachtsteine. Mühevoll aus Müllbergen geborgene weiße Fliesen besonderer Stärke, stand mir zu Beginn nur eine begrenzte Anzahl dieser Kacheln zur Verfügung.

Ich experimentierte mit ähnlichen Fliesen unterschiedlicher Größe und Dicke, dort das große Finale kam erst durch die Kollaboration mit Claire von Frameworks Berlin. Sie fasste drei der Betrachtsteine in eine uralte Diele: Das Triptychon ‚Erde, Himmel, Licht‘ war geschaffen und konnte auf einer Ausstellung gezeigt werden. Die Reaktionen waren durchweg positiv und letztlich hat eine liebe Freundin das Werk gekauft.

Auch wenn ich mir selbst mit dieser Arbeit schwer überrascht habe, so konnte ich sie dennoch leicht abgeben. Das Thema Betrachtsteine und Emulsionslift auf Keramik war für mich abgeschlossen. Die meisten Materialien sind verbraucht, ein paar Fliesen plus Emulsionslift liegen noch in meinem Archiv, vielleicht auch ein paar blanke weiße gebrauchte Kacheln.

Die Tütenbilder, anfänglich mit überwiegend neuen Materialien geschaffen, wird es ähnlich ergehen. Mittlerweile befindet sich der Schaffensprozess in der zweiten Generation: Die Tütenbilder werden nachhaltig. Der Hintergrundbogen, der dem Tütenbild den farbigen Grundton gibt, ist das Ergebnis von Upcycling. Ähnlich ist es mit der Wiederverwertung von Druckfolien und dem Transparentpapier, Materialien, die früher oder später im Müll gelandet wären.

Durch das Karton-Upcycling und die teilweise beklebten oder beschrifteten Oberflächen fühlte ich mich animiert, selbst Texte zur Szene auf Papier zu bringen, quasi Hintergrundinformationen in den Hintergrund der Bildlage zu schreiben. Ausnahmsweise ergibt sich so ein direkter Gedankengang, den ich sonst meide.

Für ein Fazit a la dem Betrachtstein-Triptychon ist es zu früh. Die Upcycling-Tütenbilder sind nur ein weiterer Schritt, ohne dass ich bis heute über den nächsten Schritt nachgedacht habe. Ich lasse mir Zeit, lasse meinen Hinterkopf arbeiten, der wird mir irgendwann einen Vorschlag unterbreiten, wie es mit der Reihe weitergehen könnte.

Autor: makkerrony

Makkerrony, der Macher des Lichtbildprophet, ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben. Ein Mensch behauptete mal, Makkerrony sei ein guter Fotograf, hat allerdings einen denkwürdigen Geschmack. Jemand anderes meinte, Makkerrony könne einen Haufen Hundescheisse fotografieren und es sehe gut aus. Ein Model lehnte die Arbeit mit dem Lichtbildprophet ab, weil seine Bilder so aussehen, als müsse sich das Model anstrengen.