Lithprinting ist ein alternativer Entwicklungsprozess. Mit einem speziellen Entwickler, dem Lith-Entwickler, lassen sich farbige Schwarzweiß-Abzüge mit betontem Kontrast erstellen. Neben den prozessbedingten Besonderheiten, unter anderem nachzulesen in meinem Artikel zu dem Thema, ist das verwendete Fotopapier für den Ablauf entscheidend. Doch es kommt noch schlimmer: Mit dem Wechsel der Charge kann sich auch die Lithfähigkeit ändern. Zugegeben: Der Zufall hat mir geholfen, nicht lithfähiges Schwarzweiß-Papier lithfähig zu entwickeln.
Die Auswahl an lithfähigen Schwarzweiss-Papieren ist nicht sonderlich groß. Meist sind es in die Emulsion eingebettete Entwicklungshelfer, die das Spiel mit Hydrochinon und seinen Oxidationsprodukten zunichte machen. Man kann versuchen, diese Zusätze vor dem Belichten auszuwässern oder nutzt die Lith-Rückentwicklung eines „normal“ belichteten Abzugs. Beide Varianten haben ihre Tücken, erfordern das gewisse Fingerspitzengefühl und Augenmaß.
Das Hydrochinon im Lith-Entwickler nutze ich, um die Dichte der Schwärzung meiner Pinselentwicklungen anzuheben (siehe Artikel Dunkle Experimente). Hydrochinon entwickelt langsam, dafür aber kontrastreich. So sieht der Arbeitsschritt aus: In eine zweite Fotoschale kommt ein hochdosierter Ansatz des Lithentwicklers (zum Beispiel 1 + 10 bis 1 + 20), der schwallartig über die zuvor gewässerte, noch nicht fixierte Pinselentwicklung bewegt wird. Innerhalb kurzer Zeit (maximal zwei Minuten) nimmt die Dichte der Schwärzung zu.
Beim Spiel mit den Parametern und Versuchen mit nicht lithfähigen Papieren viel mir auf, dass Letztgenannte nicht einmal im Ansatz Bildspuren, stattdessen ein chaotisches Bild des Gaußschen Rauschen zeigten. Entweder hat das Überbelichten um die typischen ein bis vier ganzen Blendenstufen das latente Bild zerschossen oder die Lichtmenge der Belichtung reicht nicht aus.
Wird dagegen eine „normale“ Belichtung des Positivs, vorzugsweise etwas länger und weich belichtet, im Positiventwickler soweit anentwickelt, dass sich nur schwer erste Spuren des metallischen Silbers erkennen lassen, dieser Abzug ordentlich gewässert und dann in eine dünne Lith-Arbeitslösung gelegt (zum Beispiel 1 + 50 bis 1 + 100), stellt sich die lithtypische Farbigkeit und die Infektiöse Entwicklungsphase (zweite Entwicklungsphase) ein. Aufgrund der Konzentration des Lithentwicklers dauert der Vorgang einige Zeit, ist das Bad nach ein bis zwei Prints erschöpft und muss ausgetauscht werden.
Über die zeitliche Länge des ersten Entwicklungsschrittes und die Ausbildung der Bildspuren kann der Prozess des indirekten Lithprints gesteuert werden: Je deutlicher Teile zu sehen sind, nimmt zwar die Schwärzung zu, dafür setzt die Infektiöse Entwicklung an diesen Stellen eher später beziehungsweise stark verhalten ein. Anders formuliert: Ich kann stärker anentwickelte Bildbereiche vor dem Zulaufen während der zweiten Phase der Lithentwicklung „schützen“.
Das hier beschriebene Verfahren bezieht sich auf PE-Papiere von Foma (Rollei Vintage) und den Lith-Entwickler von Rollei. Als Positiventwickler im ersten Bad verwende ich mein Abwaschwasser oder Moersch Fatman. Vergleiche ich entwickelte (erster Schritt) mit unentwickelten Bildbereichen, macht das von mir verwendete Papier den Eindruck, als brauche es den Steigbügel der ersten Entwicklung, um für PE-Papiere in den typischen Bildausdruck zu gelangen (hart, körnig). Nachfolgend eine Studie aus meinen Versuchsreihen:
Nachtrag 07. Februar 2016
Ohne die nachfolgende Aussage – aus Mangel an Testreihen und Versuchen – belegen zu können, so entsteht in mir der folgende Eindruck:
Je schneller (empfindlicher) ein Positivpapier ist, umso schwieriger gestaltet sich das oben beschriebene (indirekte) Lithprinting in der Zweibad-Entwicklung. Hier scheint nur der Weg des 2-pass Lith gangbar zu sein. Wie bereits geschrieben, klappt die Zweibad-Entwicklung mit den Foma/Rollei Vintage-Papieren. Dagegen möchte die Infektiöse Entwicklung beim -schnelleren – ADOX MCP (konkret 310) nicht ausbrechen. Es ist zwar eine Zunahme der Schwärzung zu verzeichnen, doch geschieht nicht. Bei hohen Konzentrationen des Lith-Entwicklers (normalerweise wird er für mehr Details und Farbigkeit höher verdünnt) sprechen die Lichter an, nur die Farbigkeit lässt sich maximal als eine Nuance erahnen.