Binäre Denkmuster und Sprache

Nur dunkel kann ich mich erinnern, was ich in der Schule zur Geschichte der Menschheit gelernt habe. Den Einwurf, alles wäre in der DDR politisch geprägt gewesen, nehme ich auf und gebe ihn von Herzen an den Westen zurück. Deren Weltbild von der sowjetischen Besatzungszone und den unterdrückten Brüdern im armen Osten, wo an jeder Straßenecke ein Russe mit gezückter Maschinenpistole stand und nie die Sonne schien, ist genauso politisch inkorrekt geprägt. Letztendlich hat die Ideologie der Systeme dafür gesorgt, dass das Zusammenwachsen des deutschen Volkes wohl auf Jahrhunderte von der physischen als auch psychologischen Mauer geprägt sein wird. Euphorie und Blauäugigkeit auf der einen Seite, Siegestaumel und Überheblichkeit auf der anderen Seite bleibt, selbst wenn Generationen später eine klare Trennung zwischen Ost und West kaum noch möglich ist. Es ist wie die beschworene Antipathie zwischen Preußen und Bayern: Der Mensch braucht (s)ein binäres Denkmuster, im Großen wie im Kleinen. Freund oder Feind, dazwischen gibt es nichts. Anders ist es vielleicht auch nicht erklärbar, warum der Massenmensch nach Perfektion und absoluter Schönheit strebt. Es geht um die heile Welt und wehe, Menschen wie ich stören sich daran, agieren dagegen und stellen sich gegen das ‚Friede, Freude, Eierkuchen‘-Gehabe.

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