Certo-phot

Alles begann mit dem Wunsch, möglichst abgerüstet fotografieren zu wollen. Neudeutsch verwendet der Halbwissende den Begriff Lo-Fi dafür. Und ich will und bin Lo-Fi! Ein Halbgott mit Verkaufsambitionen gab mir den Rat, eine Holga der Lomografischen Gesellschaft zu erwerben, die er rein zufällig im Angebot hat. Ich erwarb dieses Teil und ließ es für Monate links liegen. Über die Gründe wird in einem seperaten Beitrag philosophiert.

Nachdem sich der Ratschlag als Nullnummer erwies, war ich auf der Suche nach einer antiquarischen Alternative. Entsprechende Hinweise spuckt das Datenorakel zuhauf aus, bleibt die Frage, welchen Tipp favorisiere ich. Im Handling und in der Bedienung sollte wenig mehr sein: Eine Belichtungszeit, maximal zwei Blenden und verschiedene Fokuseinstellungen. Und ich brauche Masse in der Hand.

Selbst die Lomographen verweisen auf die Certo-phot und zwei angebotene Schätzchen für je unter 10 Euro haben mich nicht lange zögern lassen. Zu verführerisch war der Hinweis bei einer Certo-phot, dass der Lamellenverschluss etwas unsauber läuft. Konkret bedeutet das im Praxistest, dass er kurz nachschlägt und so in den optischen Gang fährt. Bei normalen Belichtungen spielt das kaum eine Rolle, lediglich in der B wie Beliebig-Einstellung (Bulb) schattet die Lamelle einen Teil des Bildes ab, solange der Verschluss per Druck auf dem Auslöser offengehalten wird.

Apropos Verschluss: An der Certo-phot vermisse ich die Möglichkeit der Doppelbelichtung. Eine mechanische Mimik verhindert das. Eigentlich wollte ich ihr schon längst zu Leibe rücken, stattdessen habe ich lieber im abgedunkelten Innenraum mein Unwesen getrieben. Weitaus praktischer finde ich am Objektiv den zusätzlichen Aufdruck zum Schärfebereich in Kombination mit der Meterangabe.

Ansonsten muss man sich beim Einsatz dieser Kamera vergegenwärtigen, dass die Ergebnisse (Aufnahme mit der Certo-phot) auf Rollfilm für Kontaktabzüge 6 x 6 cm und nicht für Vergrößerungen gedacht waren. Doch genau dieser Umstand macht diese Lo-Fi-Kamera interessant, setzt man später statt auf Scan’s für Internetbildchen auf große Abzüge.

Die Certo-phot bei Camerapedia

Autor: makkerrony

Der Macher des Lichtbildprophet ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben.