Des Photoalchemisten Lichtbildtagebuch – Die ‚Mit Worte-Version‘

Die Gedanken ein (öffentliches) Tagebuch zu führen sind bei mir nicht so neu.

In irgendeiner Mausmalerei-Versionsnummer hatte ich bereits damit angefangen. Noch heute ist die Nummerierung der Lichtbildbeiträge dem damaligen Einschuß geschuldet. Ich weiß nicht, wieso, weshalb oder warum ich das Tagebuch aufgegeben habe.

Hatte ich mir ein Gelübte auferlegt zu schweigen? Dunkel mag ich mich daran erinnern. Nur, es kann nicht funktionieren. Natürlich möchte ich viel lieber schweigen und die Dummheit unkommentiert wie verbal ungestraft an mir vorüberziehen lassen. Auf der anderen Seite fehlen mir die Bildausdrucksmittel, den inneren Kampf der Verzweiflung unendlicher Blödheit irgendwie abzureagieren. Ich bin vielschichtig unvollkommen, das merke ich immer wieder.

Auf der anderen Seite sehe ich die gedankliche Kastration meiner Kreativität, Wort und Bild zu trennen weil es ja andere auch so tun, nicht wirklich ein. Das Bild ist ein Werk und zumindest hier im Blog kommt ein Bild-Untertitel und kurzer Gedanke dazu. Drei Dinge, die in keinem Zusammenhang zueinander stehen müssen.

Wieso mache ich mir solche Gedanken?

Ich könnte doch einfach tun und gut ist. Nein, das gefällt dem Umfeld nicht. Man nimmt für sich die größtmögliche Individualität in Anspruch, geht es aber um das was ich tue, wird gemutmaßt, wann mein Anfall wieder vorüber ist. Da fallen Begriffe wie ‚Strange‘ – seltsam, fremd, eigen, merkwürdig, komisch aber auch außergewöhnlich. ‚Das ist halt Kunst und davon verstehe ich nichts‘ oder ‚Du bist in ganz anderen Sphären unterwegs‘ wurden von mir auch schon vernommen.

Nun könnte ich mir ja über den verbalen Applaus ein zweites Loch in den Hintern freuen. Oder sind es doch eher Buh-Rufe, die ich einfach nur fehlinterpretiere? Kolaborationsversuche scheitern an meinem Extrem, kommen aber auch genau deshalb zusammen. Nur gibt es da ein ziemliches Ungleichgewicht zwischen Scheitern und Erfolg. In gewisser Weise ist das von mir schon gewollt. Natürlich ist es schön von jungen wie zeigefreudigen Dingern bestürmt zu werden, doch alles nur für ’schöne Bilder‘ und ganz umsonst? Ich möchte mich in den Arbeiten selbst wiederfinden und vor allem mit den Machwerken leben können. Der Graben, die Schere zwischen mein Fotografien damals und den Bildern heute wird immer größer. Und das scheint wohl gut so.

Ich möchte nichts kommentieren, nichts verraten oder Tippgeber spielen. Es geht überwiegend doch nur um die Frage: ‚Wie hast du das gemacht‘. Lasse ich mich zu einer Äußerung hinreissen, dann folgt oft – in meinen Augen – eine unqualifizierte Retour: ‚Was ist daran besser als …‘.

Wenn etwas getan wird, warum muss es immer besser sein?

Haben wir Angst eine Gelegenheit zu versäumen, das bessere Himmelreich zu verpassen? Meine Suche nach dem Perfekten ist schon lange beendet. Ergebnis- wie auch erfolglos beendet. Das Optimum, wie sieht es mit dem Optimum aus? Ich frage mich: Wenn ich es gefunden habe, wie geht es denn danach weiter. Es sei, dass das Perfektum oder zumindest das Optimum gefunden wurde, müßte nicht im gleichen Moment die Erde stillstehen, alles gesagt und getan sein? Ich lege mich auf eine saftige Wiese, lass mir die Sonne auf den Pelz brennen und warte, bis der selbstmähende Rasenmäher meine Seele einsaugt?

Hier geht es um meine Welt und mein Himmelreich. Sei es eben ein Tagebuch in Bild und etwas Wort. Warum es so ist, vieles hier anders erscheint, darüber mag ich kaum reden. Es ist so, wie es ist, weil ich so bin. Was hier geschieht ist eine Herausforderung und (m)ein Gegengewicht zur Realität. Meine Arbeiten zeigen mein Sicht, meine Wahrheit. Einzig dem Ziel verpflichtet Zufriedenheit zu stiften. Erwartung und Zufriedenheit für mich und dem, der dem hier vielleicht folgt.

Autor: makkerrony

Der Macher des Lichtbildprophet ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben.