Die Geschichte vom Zweibaum

Es war einmal zu Zeiten der „Villa Schaf“, da ergab es sich, dass ich aus meinem Betonpalast ins grüne Umland Nordend’s fahren musste. Der Weg im öffentlichen Nahverkehr führt mich über Hohenschönhausen. Das ist jene Gegend, wo ich meine Zeit als junger Vater und Familienmensch verbrachte. Am Ende der Periode zählte die Sippschaft sechs Fressfeinde. Deshalb verschlägt es die Bande in über 110 Quadratmeter Beton im landadligen Marzahnium.

Heute verbinde ich mit Hohenschönhausen nur noch den Wohnort der Frau, die mich geboren hat und mit ihr. Sie, jung und ins eigene Chaos verliebt. Chaos kann ich nicht, ist mir zu unstrukturiert, obwohl ich ja den Zufall als gestalterisches Element mag. So war es dann ganz gut, dass sich die Wege schnell wieder trennen und alles noch viel schneller vergessen war.

Bestimmt habe ich mich in meinem weltberühmten und mehrfach prämierten Blog über den Zweibaum ausgelassen. Bäume, vor allem abgestorben und solitär dastehend, haben es mir angetan. Anfänglich dachte ich, dass mein Zweibaum ein Einbaum ist. Jung an Jahren und dennoch hat er sich nicht zur ganzen Pracht entfalten können. Mitte 2016. Halbzeit in der Chemotherapie, eine Gürtelrose überstanden und ein paar Tage mehr Ruhe, weil Gandalf und sein Team Praxisurlaub macht. Ich bin mutig und in Begleitung einer lieben Freundin geht es zum vermuteten Einbaum. Es zeigt sich: Der Einbaum ist ein abgestorbener Strauch gigantischen Ausmaßes und wenn ich ihn weiterhin als Baum betrachte, dann wohl ein Baum mit zwei Stämmen, also Zweibaum.

Enttäuschung?
Enttäuschung!

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