Müdigkeit

Ich bin müde.
Irgendwie.
Ich könnte schlafen und doch bin ich unruhig, stehe mit den sprichwörtlichen ‚Hummeln im Hintern‘ wieder auf. Den Gegner der Unruhe kann ich nicht ausmachen, es fehlen mir die passenden Empfindungen. Sie sind weg, Tröpfchen für Tröpfchen weggespült mit Infusionen. Übrig ist ein innerliches Ping Pong, bipolares Einerlei ohne Störung. Ich glaube jeder Mensch schwankt zwischen gut und böse, schwarz und weiß, Prinz oder Prinzessin. Nur die Menge macht’s. Die letzten Monate sind eine intensive Erfahrung, die weder so geplant geschweige denn zu erwarten war. Jeder Millimeter Leben wollte und musste erarbeitet werden, unterbrochen von Phasen, wo mir meine Geduld einen Piep-Vogel gezeigt hat.

Das Auf und Ab um die Ausstellung.
Alles muss raus.
Der erste Gedanke um den Titel, zumindest ein Projektname. Erst vom Veranstalter der Ausstellung vergessen, dann verlegt und nun ganz abgesagt. Vielleicht im nächsten Jahr, wenn das neuartige Corona-COVID-19 – Virus in der x-ten vermuteten Welle über Deutschland eingefallen ist. In der Zwischenzeit habe ich den Arbeitstitel aufgegeben. Die für die Ausstellung gedachten Arbeiten hängen mittlerweile an der Wand meiner Schlafhöhle. Vor dem Einschlafen blicke ich auf die Wand und wiederhole den Vorgang beim aufwachen. Es bewegt sich in mir so vieles, nenne ich es Lostrommel, und mit „Alles muss raus“ im Hinterkopf stehe ich mir da selbst im Weg. Kreativ betrachtet.

Kreativ? Ist es nicht eher ein Mix aus Zeit und Vernachlässigung, was ich unter dem Deckmantel Kunst betreibe? Zugespitzt formuliert tue ich etwas, wonach mir der Sinn steht, worauf ich ‚Lust‘ habe, um dann mit einem gewissen zeitlichen Abstand den nächsten Schritt zu wagen. Das muss nicht gegenständlich sein. Viele Dinge entstehen in Gedanken und das, obwohl ich viel vergesse. Beabsichtigt und unbeabsichtigt. Es ist Bewegung da und manchmal blitzt etwas im Dunklen auf, was bereits als Gedanke verloren war. Manchmal muss man Gedanken einfach vergessen und verlieren. Vielleicht ist es besser auch für immer.

Ich muss meinen Fernsehkonsum überdenken. Das, was mir die Qualitätsmedien zureichen, erinnert mich an Mimosismus, Verbotsfetichismus, Sexismushysterie, Zensur-Pandemie, Denunziantentum und Belehrungswahn. Über allem schwebt der unfehlbare Gutmensch, der die Weisheit mit Löffeln gefressen hat. Ich oute mich hier und heute als ein großer Ferdinand Wegscheider-Fan. Wenn es die Zeit erlaubt, dann schaue ich „Der Wegscheider“ um festzustellen, dass der Gutmensch scheinbar überall auf dem Vormarsch ist. Vor allem in Europa, dem latenten Kriegsvulkan unserer Erde. Jetzt haben wir aber Corona und Pandemie, da ist der gnadenlose Kampf mit Mundschutz und Abstand eine Zumutung, der Krieg um die wahre Demokratie im Minimalbetrieb.

Die Corona-Krise hat nicht gezeigt, wie der Mensch in einer schwierigen Lage zusammenrückt und sich gegenseitig hilft. Wir wissen jetzt um die Wichtigkeit des Unwichtigen wie durch die Welt reisen, Party machen und Spaß haben. Die Krönung der Schöpfung hat es wahrlich verdient sich selbst auszurotten! Aber bitte vorher noch einen Frisörtermin gemacht. Ungestylt wollen wir doch nicht untergehen.

Mein letzter Gedanke, bevor ich mich hinlege und vierzehn Tage ein Urlaubsprogramm aus dem Lichtbildpoet liefere: Kein Wort kann irgendetwas rückgängig machen. Was gesagt ist, ist gesagt … um im letztgenannten Teil Wolfsheim zu zitieren. Was sollen Blumen, Pralinen oder schöne Worte. Das sind Oberflächlichkeiten, schnell gekauft und dahin gesagt. Eben bequem. Was zählt sind Taten. Danach wird abgerechnet, in Menge und Qualität.

Und falls mich jemand sucht, ich bin in meiner Hobbithöhle und für keinen zu sprechen.

PS: Es kann sein, dass meine Arbeiten auch viel mit Verschwendung zu tun haben. Material, Korn, Unschärfe, Farbe, Zeit. Aber ich bin damit zufrieden und das ist mir an ihnen wichtig.

Autor: makkerrony

MakkerRony ist der Maker des einzigartigen, mehrfach prämierten und weltweit unbekannten Lichtbildprophet. Er ist eine Lichtgestalt der vornehmen Zurückhaltung und des gepflegten Dilettantismus.

2 Gedanken zu „Müdigkeit“

  1. Deine Arbeiten haben nichts mit Verschwendung zu tun. Du musst mit deinen Arbeiten zufrieden sein, das ist das was zählt und am wichtigsten ist. In der Kunst gibt es keine Verschwendung oder so … es ist Kunst. Lass die Leute reden, tue das wonach dir ist!
    Deine Arbeiten sind einfach richtig klasse!!!💚

    Ich finde es schade mit deiner Ausstellung, ich hätte sie mir gerne angeschaut.

    Da hast du sowas von Recht … Taten sind viel wichtiger als Blumen und Pralinen und Worte … von Taten hat man richtige Erinnerungen, die so viel Wert und Bedeutung haben und die einem niemand mehr nehmen kann.

    Das hast du gut gesagt, dass man Gedanken auch mal vergessen oder verlieren muss … für immer vllt. … das werde ich auch mal versuchen.

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