Trine: ‚Da bringst du aber was gehörig durcheinander!‘
Ich: ‚Wer? Ich?‘
Trine: ‚Ja, du!‘
Ich: ‚Wieso?‘
Trine: ‚Ein Rechtsextremer hat auf brutale Art und Weise ein Eichhörnchen getötet.‘
Ich: ‚Jetzt muss ich dich korrigieren: Er hat mehrere Eichhörnchen erschossen. Mit einem Luftgewehr.‘
Trine: ‚Dieser Brutalo.‘
Ich: ‚Wäre es für dich einfacher, hätte er die Eichhörnchen durch Quatschen, Streicheln oder beides vom Leben in den Tod befördert?‘
Trine: ‚Oh, du bist auch so ein herzloser Brutalo.‘
Trine ist vollkommen tierfixiert. Ihre eigene Familie war schon immer ein Hund. Kein Mann, kein Kind. ‚Die hast du ewig an der Backe‘ hat sie immer gesagt: ‚Ein Hund, der widerspricht nicht, ist von mir abhängig und muss sich deshalb bemuttern und betuttern lassen, wann immer ich will.‘
Irgendwann kam Trine auf den Trichter, nichts mehr vom Tier essen und tragen zu wollen. Und auch ihr Hund sollte fortan so leben: Vegan. Auf ihrem Computer häuften sich Hunderte von Bilder und Videos gequälter Tiere. Sie saß davor, heulte und schlurzte ‚endlich etwas gegen diese Ungerechtigkeit tun zu wollen‘. Voller Stolz verkündete sie ihren Entschluss, schloss sich entsprechenden Facebook-Gruppen an und saugte jeden propagierten Scheiß um das ach so tolle vegane Leben des Allesfressers Mensch in sich auf. In ihrem Spleen gründet sie sogar eine eigene Gruppe. Hierin versammeln sich jene Blümchenfresser, die dem Hund die Lust am Fleisch ‚aberziehen‘.
Gedankensprung: Irgendwo in Afrika. Oder in einem Zoo. Eine vollständig veganisierte Zone! Ach du armer Löwe du, der an einer Futterrübe statt an einer Rehkeule knabbern muss. Weil es die Veganer so wollen: Weder Mensch noch Tier soll ein anderes Tier fressen dürfen.
Ich: ‚So eine Bondage-Tussie hat ihren Kater gefesselt und das Ganze gefilmt. Tierschützer fanden das gar nicht toll und haben nach Gesetzes Rache geschrieben. Nun durfte die Dame eine Strafe von 100 Euro an so einen Miezekatzen-Verein zahlen.‘
Trine: ‚Das geschieht ihr recht. Die arme Katze. Wenn man das mit ihr machen würde.‘
Ich: ‚Ich glaube sie findet es geil. Sie ist ja Riggerin und dreht solche Filme mit Menschen.‘
Trine: ‚Was? Die ist doch pervers.‘
Ich: ‚Genauso wie du pervers bist. Dein Hund sieht manisch depressiv aus. Gib dem mal wieder ein Stück Fleisch zu fressen, damit er ein Grinsen in seine Hundeschnauze bekommt.‘
Trine: ‚Das ist wieder so ein typischer Männer-Macho-Spruch von dir. Aber: Der Hund will keine tierischen Produkte. So wie es jetzt ist, damit ist er zufrieden und glücklich. Ich weiß das. Kannst es ja mal probieren.‘
Ich gehe in meine Wohnung, an den Kühlschrank und hole einen Zipfel angetrocknete Wurst heraus. Wieder bei Trine, lege ich das Stück auf einen kleinen Teller, tue noch ein paar Brocken veganes Trockenfutter dazu und stelle die Mahlzeit auf den Küchenboden. Ohne zu zögern greift sich der Hund mit einem Haps das Wurststück, schluckt kurz und lässt alles andere liegen.
Trine schweigt.
Ich: ‚Wer schützt eigentlich die Tiere vor den selbsternannten Tierschützern?‘