Unfall – Eine Theorie zum Zufall

Gestatten Unfall. Und ich mache Unfälle. Alles kam einfach so, ohne dass ich jemals gefragt wurde oder mich jemand dazu anstiften musste. Mein Vater schwängerte die Frau die mich geboren hat, weshalb sie, die Frau, ihn – damals war es so üblich – heiraten musste. Für sie, die Frau die mich geboren hat, war ich nun der Unfall. Das ist die perfekte Mischung für eine gestrenge Hiebe-statt-Liebe-Erziehung. Jahre später darauf angesprochen kann sie sich an keine ihrer Grausamkeiten erinnern. Das würde ich wohl auch nicht tun wollen. Folglich konnte ich ihre Beteuerung, dass sie mich liebt, nie wirklich glauben. Mein Bruder, ein paar Jahre später mit demselben Mann gezeugt, hatte da etwas mehr Glück. So bleibt es mir vorbehalten in einer Zeit der Berufsopfer auch ein Opfer sein zu dürfen.

Lebt sie, die Frau die mich geboren hat, eigentlich noch?

Die meisten Künstler sind sich egal welcher Stilrichtung zugewandt einig, dass Kunst Leben nachahmt. Der aleatorische Künstler nimmt den Gedanken einfach wörtlich und schlussfolgert, dass wenn Kunst das Leben imitiert, der Prozess des Kunstmachens den Prozess des Lebensmachens nachahmen muss. Wenn dem so ist, dann muss die Kunst von einem Ort kommen, der den Ort nachahmt, von dem das Leben kommt. Damit stellt sich die Frage: Woher kommt das Leben?

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Mit Aleatorik zum Bild

Aleatorik ist die Einbindung des Zufalls in einen Schaffensprozess, insbesondere bei der kreativen Entstehung von Kunstobjekten. Das Wort leitet sich vom lateinischen Wort ‚alea‘ ab, dem Würfeln. Aleatorik ist nicht mit der Improvisation gleichzusetzen. In der Aleatorik unterdrückt der Künstler die bewusste Kontrolle über den Herstellungsprozess und erlaubt dem Unbewussten (Zufall), einen großen Einfluss auf die Arbeit auszuüben. Aleatorische Methoden werden seit Jahrhunderten als Grundlage einer künstlerischen Komposition verwendet.

Leonardo Da Vinci soll gesagt haben: ‚Schauen Sie sich Wände an, die mit verschiedenen Flecken oder mit einer Mischung aus verschiedenen Arten von Steinen gesichtet sind. Wenn Sie dabei sind, einige Szenen zu erfinden, werden Sie in ihm eine Ähnlichkeit mit verschiedenen Landschaften sehen können, die mit Bergen, Flüssen, Felsen, Bäumen, Ebenen, mit Tälern und verschiedenen Hügelgruppen geschmückt sind‘ Bei seinen Worten fühle ich mich an meine frühen Arbeiten mit einem belichteten, vergrabenen und nach einem Jahr Erdreich dann erst entwickelten Film erinnert. Dieses Zufallsprodukt ließ mich immer wieder auf das Thema Zufall, sei es beim Filmprozess oder jetzt bei der abstrakten Malerei, zurückkommen.

Ein gewisser Wong Mo verspritzte Tinte, um darauf aufbauend Landschaften zu malen. In diesem ‚erzeugtem Zufall‘ steckt die Basis für Formen und Erscheinungen, aus denen Berge, Felsen, Wolken und Wasser entstehen. Die Verwendung des Zufalls in den künstlerischen Kompositionen des 21. Jahrhunderts hat einen großen Einfluss auch auf Künstler, die Potenzial aleatorischer Prinzipien in Kombination mit den neuen digitalen Technologie entdecken.

Dem digitalen Weg der Aleatorik kann ich nicht viel abgewöhnen. Alles was ich bisher probiert habe lief am Ende immer auf die Wiederholung einmal generierter Strukturen heraus. Den Zufall den ich suche und versuche zu einem Bild zu machen, er muss wahrlich zufällig sein. Das kann nur die ‚analoge‘ Verarbeitung realer Materialien, sei es die Chemie für Chemiegramme, das Klecksen von Farbe oder, oder oder. Um den Zufallseffekt zu steigern, kombiniere ich Zufälle miteinander. bei jedem meiner Eingriffe in das Werk bin ich bemüht, jede menschentypische Symmetrie, Gleichheit und Präzision auszuschließen.

Mir erschließt sich zur Zeit ein extrem spannendes Feld der Bildschöpfung.