Karma-Punkte sammeln?

Ich bestelle mir eine Palette Farben zum Malen.
Malen?
Naja das, was ich mit meinen aleatoric painting als ‚Malen‘ bezeichne.

Wahrscheinlich habe ich mich beim Kauf von einem Pinselset gratis leiten lassen. Wie sich später zeigt, muss ich es mir mit einem Datenstriptease erkaufen. Im Gegenzug erhalte ich von der Firma Zenacolor zehn Karma-Punkte.

Bitte was bekomme ich?

Ich sammle keine Herzen, Punkte oder sonst was!
Und was sich Karma-Punkte nennt, klingt nach esoterischem Scheiß.
Daran glaube ich schon gar nicht.

Ich verzichte bei Zenacolor darauf weiter meine Daten preiszugeben, verliere damit mein Gratis Pinselset und male dann eben mit meinen billigen China-Kunststoffborsten weiter.

Ein paar Wochen später.
Für eine Bachelorarbeit soll ich in zehn Minuten zehn Fragen beantworten und bekomme dafür zehn Karma-Punkte.
Ich erinnere mich an das versprochene Pinselset und die zehn Karma-Punkte für datentechnische nackig machen. Der Sache muss ich nachgehen. Hat Mark Zuckerberg nach dem Belauschen eurer aller Privatunterhaltungen ein neues Überwachungs- und Beeinflussungsgebiet für positivste Nutzererfahrungen entdeckt?

Was mir der Pate Google zum Thema präsentiert, lässt mich am Menschen, vor allem am Homo digitalis zweifeln. Das mit den Karma-Punkten ist so ein lockerer Spruch, natürlich mit absolut ernstem Hintergrund. Jedenfalls für die die glauben, Atomkraftwerke sind sicher. Statt pöbelnder Facebookproll und freier Kritik am verbalen Rande der Legalität soll Homo digitalis etwas Gutes für andere, insbesondere jedoch für sich tun. Dafür sammelt man virtuelle Karma-Punkte, die das Leben und die Generalabrechnung fortan besser machen.

Es geht um keine App, keinen materiellen oder finanziellen Gegenwert und auch nicht um das Flöhen des lausigen Fells nach der letzten Unbekannten des Homo digitalis. Stattdessen tue ich das, was ich tue, als gute Tat ab und der, der meinen weltbekannten Blog liest bekommt einen Karma-Punkt. Wer mich und meine künstlerischen Ergüsse auf Facebook, Instagram oder WordPress liket, der kassiert voll krasse zehn Karma-Punkte. Und für eine Materialspende erweise ich mich als Krama-Gönner und haue satte 66 Punkte raus.

Ist das euer Ernst? Seit Jahren labbert Webseite um Webseite um das Thema Karma-Punkte sammeln irgendwelchen scheinintelektuellen Rotz und keiner sagt, was es wirklich ist: Bullshit! Scheiße! Lebenszeitverschwendung!

Es tun viele Menschen jeden Tag Gutes und sammeln nicht einen einzigen eurer Karma-Punkte. Diese Leute schaut ihr Karma-Punkte-Jäger noch nicht einmal mit eurem pickligen Arsch an, weil die unter euer Niveau sind. Was für ein Niveau? Hört auf zu reden und Karma-Punkte zu verschenken, die ihr unwert seid sie zu verschenken. Die Klimadiktatorin Greta hat wahrscheinlich auch von diesem Karma-Punkte sammeln gehört und glaubt nun mit ihrer Tyrannei Karma lasterweise einzufahren.

Autor: makkerrony

Der Macher des Lichtbildprophet ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben.