Holzkamera 18 x 24 cm

Vor etwa einem Jahr entschied ich mich in Sachen Kameras für eine Zäsur.

Ich wurde mir bewusst, dass ich eine Reihe Kameras mein Eigen nennen darf, ich diese jedoch kaum bis gar nicht nutze. Irgendwie bin ich zu dem Entschluß gelangt, dass ich diese Schmuckstücke der Optik und Feinwerktechnik auch zukünftig nicht nutzen werde. Diese Kameras sind schon liebenswerte Charakterschweine, doch ihre Technik passt nicht ganz zu dem, was mir in meinen fotografischen Arbeiten vorschwebt. Letztendlich ist auch deren Ergebnis auf Präzision getrimmt. Wenn ich es genau und scharf möchte, kann ich – rational betrachtet – digital knipsen.

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Das war 2020

Jippie, es ist November und die eigenen Glorifizierungen sprießen wie Pilze aus dem kreativen Torfnasensumpf Internet. Jahresendzeit ist nicht nur Weihnachten, auch die eigenen Katastrophen wollen wohlwollend besungen und schöngeredet werden. Als weltbekannter und allseits beliebter Lichtbildprophet muss ich in den Singsang unbedingt mit einstimmen.

Auf der Suche nach literarisch wertvollen Jahresrückblicken 2020 bin ich auf diese Meldung gestoßen: „ABGESAGT_Gynäkologischer Jahresrückblick 2020“. Das ist aber schade, habe ich mich doch so sehr darauf gefreut. Vor allem auf den gynäkologischen Jahreskalender 2021. Was für ein Mördergeschenk. Apropos Kalender: Gibt es noch die renommierte Kalenderschmiede für Arme Calvendo? Kalender mit ISBN? Das war ja der Renner unter den lahmen Ente. Jeder Knipser ein begnadeter Kalender-Maker. Mit Jury und Edel-Kuratoren. Genug Sarkasmus.

Was fällt mir zu 2020 ein? Zunächst das Klecksen. Ich lerne mir noch mehr Zeit zu nehmen, weil Farben Zeit zum Trocknen brauchen. Und manchmal braucht der Kopf auch Zeit zu verstehen, was da im Chaos des geklecksten Bildes Form annimmt. Seit 2017 kämpfe ich mit der Zeit. Mal mehr, mal weniger. Bei einem Abzug hat der Moment mit Licht das Bild gemalt. Beim Klecksen muss ich dem Zufall nicht nur Handlanger sein. Es geht vielmehr Ich ins Bild als mir lieb ist. Ich lerne: Solange ich nicht im Frieden mit dem Bild bin, darf ich nicht darüber reden. Das zerstört in mir Gedanken, Träume und Erinnerungen. Zeit. Ich habe Angst, dass ich viel vor, aber keine Zeit mehr habe.

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