Ein Mensch, viel zuviel Mensch

Ich streiche die Mehrzahl von Mensch.
Jedes Sandkorn zählt.
Jedem sein persönlicher Mittelpunkt.
Endlos Mensch, die dich bejubeln.
Lobpreiset den Furz, selbst wenn er nicht übel riecht.
Mehr Überschwang für Nichts und noch weniger.
Mein Fokus auf mich.
Hat Mensch im Dauerlockdown verlernt sich zu benehmen?
Rüpel.
Berufsrüpel.
Muss ich die angeblichen Heilsbringer kennen?
Instagram priorisiert Benachrichtigungen für mich.
Was erlauben sich Zuckerberg?
Kann ich auch mit einer geklauten Karre Pfando vertrauen?
Ich habe keine Bett1-Matratze und ich kenne niemand, der eine Bett1-Matratze hat.
Werbung.
TV-Spot.
Spott.
Lüge.
Falsche Annahme.
Irreführend.

Ich lebe und ich bin für jeden Tag mehr dankbar. Alles andere als das Mehr ist zweitrangig. Mir fallen spontan drei Mensch ein, die nicht hätten gehen wollen. Sie mussten. Ohne Ausrede, ohne Diskussion, kompromisslos und ungegendert. Ich kann mich nicht mehr über Nebensächlichkeiten freuen. Ich freue mich über jeden neuen Tag. Mit dir.

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Linhof Kardan Color 9×12

Sie sah ich um 1995 herum zum ersten Mal: Ein neuer Kollege verstärkte unser Team und in seinem Büro stand dieses nette Teil: Drei lange Beine, eine Querstange, ein schwarzer Balgen und zwei Standarten. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch der digitalen Fotografie verfallen, dennoch beeindruckte mich das Teil. Der Kollege schwärmte in den höchsten Tönen von seiner Linhof Kardan Color 9×12. Sie war ein Mitbringsel von seiner alten Firma, wurde dort ausgemustert und ging in seinen Besitz über. Sie war die Zierde des Büros und erzeugte – trotz meines Hangs zum Digitalen – immer wieder Neid in mir.

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