Mein Spruch des Jahres 2020

Taadaaa:

Es ist doch nur ein Stein!

Nun weiss ich, wer das gesagt hat. Und ich weiss, wieviel Empathie in ihr stecken kann. Und sie ist ein Teil meines Universalweibs Sie. Dennoch steckt in diesem einen Satz viel vom aktuellen Zeitgeist:

Was ist in unserer Zeit ein (gebrauchtes) Ding Wert, aussortiert auf einem Schutthaufen, wenn der Mensch den Menschen selbst nur noch als eine Ressource betrachtet?

Mein Eindruck: Wir brauchen den und das andere nur noch, um das eigene Ego zu steigern und/oder um eine Zeit totzuschlagen. Solange uns Ding oder Mensch dienlich ist, ist es willkommen. In unseren Augen etwas Wert. Egal worum es geht. Ob ums liebe Geld, Gefühle und Bedürfnisse, die sichere Absicherung für später, versorgt zu sein oder einfach nur um die eigene Langeweile zu besiegen. Lässt sich der Bedarf anderweitig und besser stillen, dann wird aussortiert. Zurück mit dir auf den Schrotthaufen des Lebens! Entsorge dich, möglichst selbst. Damit muss ich mich nicht auch noch befassen, oder?

Ein Satz, er kann so viel anrichten. Kann vieles bis alles zerstören. Ich nehme mich da nicht aus, denn ich weiss um die Waffe Wort. Im Leben ist es so, dass ich ohne Provokation nicht mehr wahrgenommen werde. Viel zu oft ist der Lärm und das Licht um einen selbst so gross, dass einstige Freunde und Lebensbegleitungen es gar nicht bemerken, wie weit man sich voneinander entfernt und bereits entfernt hat. Ja, es kommt auch kein Wort des Bedauerns. Noch nicht einmal die gespielte Scheinheiligkeit.

Wo ist der gierige Blick für ein Detail?
Wo ist die Neugier?
Wann ist es soweit wieder Mut zu haben ohne zu wissen, wie eine Zukunft aussieht?

Alles was auf der Autobahn Leben nicht gebraucht wird, keinen Sinn ergibt, fliegt einfach aus dem Fenster und ist ganz schnell aus dem letzten Augenwinkel verschwunden. Weit weg. Das Gewissen ist erleichtert, bereit für ein nächsten Stop & Go. Ersatz steht und liegt schon parat. Fast living. Irgendetwas wird sich schon finden, was mehr Bespassung und Vorteil verspricht.

Bei meinem Zeitgeist-Gedanken muss ich an den Internetstar „Jana aus Kassel“ und ihrem persönlichen Vergleich mit Sophie Scholl denken. Nicht weil dieser Vergleich etwas hinkt. Eher sind es die qualifizierten Reaktionen der gefilmten Protagonisten. Da ist der Ordner, der gleich den Holocaust ins Spiel bringt und deshalb seine Ordnertätigkeit beendet. Sophie Scholl hat aber nichts mit der Judenverfolgung im Dritten Reich zu tun. Wirklich nicht. Und dann ist da Jana „Sophie Scholl“ aus Kassel emotionaler Abgang mit Mikrofon Rückwärts-Weitwurf und Heulen auf Kommando. Sie hat eine Meinung und niemand hört ihr zu. Geht mir genauso. Jeder hat seine Meinung, meint sich äußern zu müssen und am Ende reden die Meinungshaber durcheinander. Keiner ist bereit zuzuhören. Es wird halt geredet. Durcheinander. Was muss eigentlich geschehen, dass der Mensch seine Prioritäten überdenkt?

Wenn einen Vergleich, dann bitte mit Heine: „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Und bevor der Gutmensch in den Belehrmodus geht, nein, dieser Spruch hat nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun und ich behaupte damit auch nicht, dass die Schlafschafe oder Covidioten verbrannt gehören. Heines Worte aus seinem Werk Almansor haben etwas von einer Prophezeiung und so etwas ist hier gut aufgehoben. Denn es ist doch nur …

Acht mal drei zum Gedenken

Ich musste für die Freiheit kämpfen: Angela Davis! Luis Corvalan!
Eine Geldspende ist genehm. Vor versammelter Klasse.
So war ich auch ein guter Pionier. Die sozialistische Welt in Ordnung.
Ich musste immer mein Essen aufessen.
Weil die Kinder in Chile und Vietnam Hunger leiden. Es nicht so gut haben wie wir.
Also das Damals ‚wir‘. Die geschlagene Kindheit meine ich.
Ich musste mal für Frieden und Abrüstung demonstrieren.
Später ich las, mein friedliebendes Land sich aus Waffenverkäufen finanzierte.

Dann kam das, woran alle immer geglaubt und keiner so recht glauben wollte.
Alles wurde anders und besser. Grenzen grenzenlos und gesagt, was das Beste ist.
Die Dämonen von einst in die Industrie und Tagebaue gesteckt.
Keiner wollte sie dort haben. Die Freiheitsliebenden machten Industrie, Tagebaue dicht.
Sie hatten alles im Überfluss und viel besser als das alte Alte.
Heute ist Freiheit, die Mutti nackt den Pudding kocht.
In Milde einer Enge der politischen Mitte.
Ich muss nur so denken wie ihr, sonst ich Nazi bin.

Es lebe die Gemeinschaft der vorlauten Individualisten,
denen wir für ein Nichts tosend Beachtung applaudieren.
Ich muss keine Neger, Zigeuner, Eskimos sagen.
Mann und Frau wortwörtlich abgeschafft. Zucker durch Mund in Hintern geblasen.
Neuland erobernd bequem vom Sofa aus, gläsern datengeschützt.
Ein Kapital seine Hetzjagd treibt, die Gewählten treiben vergessend mit.
Heile Welt wohin ich schau, nur schnell weiter gezappt und gewischt.
Jedem seine Aufmerksamkeit, einen Feiertag für kleine Demos, das eigene Klo!

Kleine Notiz an mich!

Ich stelle für mich fest:

Jahr um Jahr nimmt die Zahl der Grüße und Wünsche zum Weihnachtsfest und Jahreswechsel ab. Selbst Erwiderungen auf verschickte Grüße und Wünsche werden immer weniger. Du solltest dich schämen Mensch, der bester Freund, guter Bekannter oder gar Familie genannt werden will!