LED-Lampe im Vergrößerer – Update

Kontrastprogramm in der Dunkelkammer: Da hält die gute alte Narva-Opallampe (150 W) ein ganzes Jahr, während die Ersatzbirne derselben Wattzahl im Bruchteil einer Sekunde ihren Geist aufgibt und gleich noch die Atelier-Sicherung testet. Letztere arbeitet hervorragend! Zwar liegen zweimal Glühobst a 75 Watt und einmal a 150 Watt im Regal, doch ich möchte mich nicht darauf verlassen wollen, dass ich damit noch eine Weile hinkomme. Schau ich mir die Preise für neue Opallampen an, falle ich vom Glauben ab. Für den Preis kann ich mir gleich eine moderne LED-Lampe holen. Gesagt, getan.

Ganz so einfach ist es nicht. Bevor man tauscht, ist etwas Grundwissen gefragt. LED’s sind von ihrer Natur her monochromatisch. Das heisst: Sie spucken Licht in einer Wellenlänge aus. Um Weißes Licht – für uns Menschen bekanntlich ein Mix aus allen sichtbaren Wellenlängen – zu erzeugen, bedarf es eines Kunstgriffes. Entweder man mixt es additiv aus roten, grünen und blauen LED’s oder man greift auf die Lumineszenz zurück. Hierbei regt blaues LED-Licht einen lumineszierenden Leuchtstoff an, der in Summe mit der blauen Strahlung weißes Licht ergibt. Das Prinzip wird auch bei der Leuchtstofflampe angewandt.

Erinnere ich mich an die ersten weißen LED’s, dann fiel mir immer ihr hoher Blauanteil auf. Über die Jahre hat sich das gebessert, zumindest visuell. Heute gibt es weiße LED’s von Kalt- über Neutral- bis Warmton. Da sich am Prinzip Lumineszenz nichts geändert hat, gehe ich dennoch von einem höheren Blauanteil als bei der Glühlampe aus.

Im Gegensatz zur Glühlampe strahlt die LED-Lampe ihr Licht als Halbkugel ab. Stimmen die Angaben zur Lumenzahl, dann müsste eine LED-Lampe trotz weniger Leistung – selbst beim Vergleichswert zur Glühlampe – mehr Licht abgeben. Ähnlich der Opallampe entscheide ich mich für eine mattierte (Milchglas) Variante mit 16 Watt beziehungsweise 100 Watt (Vergleichswert Glühlampe). Der Hersteller gibt 50.000 Schaltzyklen, 15.000 Betriebsstunden, ca. 1.500 Lumen und eine Farbtemperatur von 2.700 Kelvin an. Eine normale Glühlampe mit 150 Watt läge um die 2.900 Kelvin. Gedanken, dass die LED-Lampe kein gleichmäßiges Licht wie die Opallampe liefert, mache ich mir nicht. In meinem Kondensor habe ich zusätzlich immer mit einem Diffusor gearbeitet.

Opallampe raus, LED Lampe rein. Das Luxmeter liefert eine doppelte Helligkeit. Um eine Blende reduziert, wirkt der Print deutlich härter als mit einer Opallampe realisiert. Der Blauanteil der LED Lampe scheint im Vergleich zur Opallampe höher zu sein. Ich entnehme dem Vergrößerer meinen Standardfilter M2 und belichte filterlos. Jetzt lande ich in etwa bei dem Kontrast, der meinem Gusto zusagt. Interessanterweise muss ich die Belichtungszeit ohne Filter nur um eine, nicht wie sonst um zwei Lichtwerte anpassen. Für andere Gradationen müssen die Filter um eine Kontraststufe verschoben werden, vorausgesetzt, die LED-Lampe weist kein eklatantes Loch im Grünbereich aus.

Ich überlege, jetzt wo moderne Beleuchtungstechnik in mein Atelier eingezogen ist, fortan zweigleisig zu fahren: Für normale Schwarzweiss-Print genügt wohl eine 9 Watt LED-Lampe (warmweiss, ca. 60 Watt Glühlampe). Für Lithprints, deren Belichtungszeiten ohnehin über Minuten gehen, kommt die 16 Watt/100 Watt LED-Lampe zum Zuge.

Update Oktober 2016
Ich vermisse nicht mehr die klassische Opal-Glühlampe. Sicherlich war es am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, dass verschobene Farbspektrum mit den entsprechenden Gradationsfiltern zu kompensieren, auf der anderen Seite lassen meine Entwicklerexperimente (Stichwort Farbstoffbild usw.) kein geplantes Arbeiten a la einer „normalen“ Schwarzweissentwicklung zu.

Update Dezember 2017
Das Thema LED-Lampe als Opallampen-Ersatz im Vergrößerer scheint seine Kreise zu ziehen. In den letzten Monaten wurde ich mehrmals zu dem Thema kontaktiert; inklusive Telefonberatung (kostenlos versteht sich und ohne Rücksicht, ob ich gerade Bock oder Zeit habe über das Thema zu philosophieren). Eigentlich stehen alle relevanten Informationen in diesem Artikel. Es gibt NUR zwei Probleme:

1.Die Interessenten, die etwas verändern wollen/müssen, doch alles muss beim Alten bleiben, weil man es immer so gemacht hat.

Sorry, mit dieser Bequemlichkeit kann ich nicht dienen. Es war eine politisch gewollte Nummer, dass das gute alte Glühobst gegen quecksilberlastige Leuchtstofftechnik und aufwändige LED-Elektronik zu tauschen ist. Aus Prinzip ändert sich dadurch einiges, da die Prinzipien der Lichterzeugung (Glühwendel, Lumineszenz) unterschiedlich sind und weißes Licht nicht gleich weißes Licht ist. Ich muss schon meinen eigenen Hintern etwas bewegen, möchte ich etwas gegen das minderwertige und nicht besonders langlebige – klassische – Glühobst tun, dass man aktuell für unanständig viele Euronen zu kaufen bekommt. Gefühlt ist der Blauanteil der LED-Lampen etwas höher, weshalb die Abzüge etwas härter werden. Des Weiteren habe ich die Erfahrung gemacht, dass für ein konstantes Belichtungserlebnis die LED-Lämpchen vorher warm laufen sollten.

2. Welcher Hersteller? Wie viel Watt und so weiter?

Bitte den Text lesen. Richtig, von Anfang bis Ende. Was soll das Geschleime, der Anfragende und Beratungssuchende findet die Webseite sooo toll und – wie sich dann in der Kommunikation herausstellt – er hat den Beitrag zur LED-Technik im Vergrößer gar nicht richtig gelesen beziehungsweise meine Handarbeiten nicht angeschaut?! Im Atelier arbeite ich Schwarzweiß, mein Gusto ist eher ugly Black & White, deutsch farbiges Schwarzweiß, also Restbild oder auch Farbstoffbild (siehe ‚Die wissenschaftliche und angewandte Photographie‘, Fünfter Band) genannt. Des Weiteren bin ich in Sachen Entwickler, Papier & Co sehr variabel. Da ist jeder Gang ins Atelier und das Anschmeißen der Dunkelkammer eine neue Herausforderung.

Die Leistungszahlen stehen im Text. Herstellerangaben nicht. Nicht weil ich daraus ein Geheimnis und mich besonders wichtig machen möchte. Die LED Lampen, die ich ca. Ende 2015 gekauft habe, wurden vom Hersteller mittlerweile durch eine andere Generation ersetzt. Es darf von mir jetzt keine Aussage erwartet werden, ob die genauso gut/schlecht wie meine LED-Lampen sind. Der lesende Interessent trägt seinen Kopf nicht nur zum Haare schneiden oder als Halter für einen Hut mit sich herum. Also – wie ich – ein paar Euros in die Hand genommen, zwei bis drei LED-Lampen unterschiedlicher Leistung gekauft und zum Experimentieren in die Dunkelkammer verkrümelt. Der Aufwand lohnt, weil die Biester Qualitäts-LED-Lampen ziemlich langlebig sind.

Nachtrag
Das teilweise bösartig formulierte Dezember 2017-Update bedeutet nicht, dass ich zu diesem und weiteren Themen an keinem Austausch interessiert bin. Dieser Austausch sollte nur – wie bisher – keine Einbahnstrasse sein; also mein Wissen (Experimente, Zeit und Erfahrung) für lau abschöpfen und das war es dann. Solch ein Verhalten ist mir gegenüber respektlos.

Autor: Lichtbildprophet

Er ist kein Fotograf und doch malt er seine Bilder mit Licht, bringt sie in seiner Dunkelkammer eigenhändig zu Papier. Er ist kein Maler und doch zeichnet er seine Bilder mit Farben auf alles, was seine Imagination tragen kann.

4 Gedanken zu „LED-Lampe im Vergrößerer – Update“

  1. @ Helmut Berghaus: So soll es auch sein 🤓 Die Glühlampe hängt als Verbraucher „direkt“ an der Netzspannung. Die LED’s brauchen eine deutlich niedrigere Betriebsspannung, weshalb in dem LED-Lampen mit Spannungsreglern gearbeitet wird. Diese sind bis zu einem gewissen Grad in der Lage, Schwankungen der Betriebsspannung auszugleichen.

  2. Noch einmal LED Lampe im Vergrößerer :
    Wenn ein starker Stromverbraucher, bei mir ein elektrischer Heizlüfter,
    in Intervallen einschaltet, geht die Lichtleistung einer Glühfadenlampe
    jeweils sichtbar in die Knie. Ein vernünftiges Arbeiten ist dadurch unmöglich.
    Die LED Lampe reagiert nicht auf eine Spannungsveränderung, ihre Licht-
    leistung bleibt absolut konstant.
    Gruß H.B.

  3. @ Helmut: Vielen Dank für deine Erfahrung. Mittlerweile „merke“ ich keinen Unterschied mehr zur alten Opallampe. Selbst der DIY-Belichter ist mit einem LED-Baustrahler ausgestattet und versieht im Sinne der Imperfektion seinen Dienst.

  4. Erster Versuch : Kaltlicht Birne 6 Watt, Lampen Durchmesser ca. 55 mm.
    Ergebnis : Ca. 1/2 Gradation steiler als mit 150 Watt Glühbirne.

    Zweiter Versuch : Lampe mit denselben Daten, aber warm-weiß.
    Ergebnis identisch.

    Seit geraumer Zeit vergrößere ich mit einer Globe-Lampe warm-weiß,
    3000 Kelvin, 12 Watt, 1055 Lumen, Lampen Durchmesser ca. 85 mm.
    Das Erhebnis ist in Gradation und Lichtleistung mit der 150 Watt Glüh-
    lampe identisch.
    Der Gradationsunterschied beruht offensichtlich auf dem Umstand, daß
    der kleinere Lampendurchmesser (55mm) zusammen mit dem halbkugelig
    nach unten gestrahltem Licht sich in Richtung Punktlicht bewegt.
    Gradationsunterschiede durch unterschiedliche Lichtfarbe konnte ich nicht
    finden. Benutzt wird ein Focomat 1c mit Halbkondensor und mein Papier
    ist Foma 111.

    Auf die in einem Forum stattgefundene Debatte um dieses Lampenproblem,
    das eigentlich gar keins ist, fand ich einen Beitrag mit einem allumfassen-
    den Ratschlag : „Man kann sich so viele Löcher in die Kniescheibe bohren,
    wie man will“.

    Mit LED erhellten Grüßen
    Helmut B.

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