Über Dinge, die sich ändern könn(t)en

Bis vor einiger Zeit hat mich „Sabine Alex“ und ihre „Mobile Dunkelkammer“ nicht einmal mit ihrem Arsch angeguckt. Heute folgt sie mir auf Instagram. Die Welt ist verrückt und die Dinge können sich eben ändern. Da fällt mir sofort „analogue now“ ein. War die zuvor genannte Dame dort nicht auch aktiv? Mit ständig wechselnder Besetzung versucht die Berliner Meute um einen Verein herum die analoge Fotografie hochzuhalten. Noch zu meiner Autorenzeiten hätte und wollte ich das positive Ansinnen sofort unterstützen. Doch man lieferte sich lieber Grabenkämpfe und ich war wohl nicht elitär genug. Entsprechend dümpelt die Truppe genüsslich vor sich hin, schmort im eigenen Saft und feiert grossartige Erfolge, die der analoge Aussenstehende nicht wahrnimmt. Manche Dinge ändern sich eben nie.

Ansichten ändern sich. Standpunkte eher selten. Meinungen ändern sich. Meinungen können sich stündlich ändern, wenn der Richtige die richtige Meinung hat, die zu meinem Gusto passt. Darf sich ein Standpunkt ändern? Ich frage jetzt nicht wegen der demonstrierten menschlichen Schwäche, die ein Standpunktwechsel für den Rest der besseren Welt offensichtlich offenbart: Da hat jemand plötzlich einen ganz anderen Standpunkt!? Fotografen müssen den Standpunkt wechseln, sonst wird es langweilig. Sind sie deshalb menschliche Schwächlinge? Interessante neue Perspektive aber menschlich absolut schwach! Den Standpunktwechsel also bitte ganz langsam und viel Geduld, so dass der Weltenrest es garnicht mitbekommt. Nur der Tod ist sofort. Oder auch gleich. Standpunktwechsel betont cremig. Daran ändert sich nichts. Er, der Tod, wartet nicht oder lässt sich absolut nicht von seinem Vorhaben abbringen. Irgendwie grausam, oder? Über alles andere lässt sich vortrefflich reden, kann durch Diskutieren ins feinste Pulver zermahlen werden, doch das Arschloch Tod ist kompromisslos konkret.

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Perspektivloses

Viele Fotografien sind perspektivlos. Ganz einfach nur deshalb, weil der Fotografierende aufrecht steht, seine Kamera im Landschaftsformat auf das Motiv hält und abdrückt. Für mich liegt damit nahe, dass Fotografierende schwere Rückenleiden haben müssen. Anders ist die starre Haltung nicht zu erklären. Beim Smartphone sieht es ein bisschen anders aus. Hier ist es das Aufrechthalten im Portraitformat des digitalen Folterinstruments. Der Irrsinn steigert sich soweit, dass das Filmen im Hochformat sich wie stinkende Hundescheiße am Schuhhacken Menschenkopf festgebissen hat. Mal sehen, wann es den ersten im Format schwenkbaren Fernseher gibt und TV-Sendungen oder Youtube-Kanäle im trendigen Hochkant gesendet werden. Zeit für mein Achselzucken, der Konflikt zwischen Vernunft und Verstand des Homo sapiens und der hohlen Birne und menschlicher Blödheit des Homo digitalis. Und es geht noch bekloppter: Wein-Influencerin auf Instagram, nackt!

Im Moment trage ich in mir ein paar Konflikte aus. Ich muss sie in mir austragen. Versuche, sie in einem Showdown zu lösen, sind gescheitert. Meine menschliche Schwäche und sie, die nicht locker lässt. Doch das was ist, es bleibt ein notwendiger Kompromiss, was das Ganze für mich auch wieder irgendwie sinnlos macht. Perspektivlos eben, wie Gefühle im Abo gemietet. So schön die wenigen Momente zusammen sind, so schwierig sind die vielen Momente allein. Ich mag es durchaus auch allein zu sein. Darin sehe ich nichts Schlechtes, verfalle in keine Depression. Nur sind jetzt die Gedanken nicht so frei, wie sie frei sein sollten. Wie sie für mich in meiner Welt frei sein müssen. Wenn sie die Tür hinter sich schliesst, bräuchte ich einen Reset, um sauber wieder in den Single-User-Betrieb zu wechseln.

Ich stelle mir Fragen nach der Wertigkeit, frage mich warum und wieso ausgerechnet ich. Eigentlich sollte das ja alles nicht sein, aus verschiedenen Gründen. Stolz? Ehre? Solch einen Quatsch habe ich auch. Da sind Steine im Weg. Groß und wohl keiner von uns will sie wirklich wegräumen. Also frage ich mich mittlerweile, ob ich nächste Schritte überhaupt wagen würde. Bei aller Euphorie komme ich zum Entschluss, dass die Steine schön brav liegen bleiben sollen und das angerichtete Chaos endlich ein Ende finden muss. Ich bin mittlerweile aus vielen Gründen nicht bereit gemeinsam weiterzugehen und weiss, dass ich den Gedanken nicht laut äußern darf. Aber ich weiss auch, warum ich es getan habe: Ich habe nicht nachgedacht, ich habe es einfach getan und nichts hat mich aufgehalten. Altersgelassenheit? Wo? Voll der Kindergarten und ausgerechnet ich gebe die Krabbelgruppe. Die Welt der Hormone, total verrückt.

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