Gesichtslos

Denke ich an die Anfangszeit meiner fotografischen Laienschaft, erinnere ich mich nur an eine junge Frau, die gezielt darauf bestanden hat, dass ihr Gesicht in den veröffentlichten Bildern nicht zu erkennen ist. Sie begründete die Entscheidung damit, dass sie nicht wüsste, wie ihr weiterer Weg aussehen werde und ob da nicht eventuell später Ganzkörper-Barfußbilder ihrer Karriere schaden könnten. Sie war 18 Jahre jung und ich fand, dass sie übertrieben weit vorausgedacht hat. Ich entsprach natürlich ihrem Wunsch. Was und ob aus ihr „etwas“ geworden ist, ich weiß nicht. Aus den Augen aus dem Sinn. Vielleicht weiss sie heute gar nicht mehr, dass sie sich mal hat nackt fotografieren lassen.

Im Laufe der Jahre wurde der Wunsch nach einer fotografischen Anonymisierung der Modelle immer größer. Teilweise kann ich es verstehen. In der freien Wildbahn laufen genug perverse Spinner herum, die ein Aktmodell als ein leicht zu fickendes Stück Freiwild betrachten. Das gilt sowohl für andere sogenannte Fotografen als auch für ordinäre Bildgucker und Wichsvorlagen-Sammler. Völlig triebgesteuert gibt es kein Halten und den Frauen wird entsprechend nachgestellt. Gedanken an die weitere Karriere sind sicherlich legitim, nur sollten wir Karriere definieren. Hier und da ist der Wunsch nach Anonymität ziemlich scheinheilig, kann ich in einer anderen Onlinegemeinschaft sehen, die dieselbe Frau ihrem Sex-Partner gepflegt einen bläst und das Gesicht ist dabei auch noch richtig gut zu erkennen.

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Wo ist da was anders?

Beim Einläuten des Shut- und/oder Lockdown tönen die Propagandisten, dass nichts mehr so sein wird wie bisher. Stimmt. In der Nacht des Shut-Lock-Down herrschte Ruhe. Ja, ich bin geneigt zu sagen es herrschte Stille. Das war es dann aber schon. Die besonders Kühlen unserer Zeit nutzten die freien Pisten für ein Autorennen gegen sich selbst. Wenn der Puller klein ist, braucht Mann irgendetwas, womit er zeigen kann ein echter Pavian zu sein. Shutdown, Lockdown, was bedeutet das eigentlich. Egal, es wird nach einem Vierteljahr immer noch betont, dass dieser Virus neuartig ist.

Unser Umgang mit den Helden, über die heute keiner mehr redet: Das neuartige Corona – COVID-19 – Virus hat den Abstand des Menschen zum Mensch nur noch vergrössert. Das social distancing wurde zum social media distacing ausgeweitet. Bestand auch dort eine Ansteckungsgefahr? Klar, was Verdummung und latente Blödheit angeht schon. Aber auch COVID-19? Wo ich erwartet habe, das zusammengerückt und nachgedacht wird, kam es zu allerlei Kuriositäten. Corona und der Zwang zur Distanz hat das Zweckbündnis der Langeweile gegen die Einsamkeit salonfähig gemacht. Ohne den tagtäglichen Lärm und die permanente Ablenkung hat der Shutdown die Lästigkeit des selbstgewählten Lebenspartners und der eigenen Brut offenbart. Der Schrei nach Hilfe ist gross. Das ist einfacher statt im Moment der Ruhe und Befreiung von der Lärmverschmutzung zu überlegen, wie jeder für sich selbst sein Leben neu aufstellen kann. Die Gedanken der ersten Lockerungen drehten sich um den Frisör und die Urlaubsreise. Gibt es keine anderen Probleme? Die Natur kann sehr hart sein und ausgerechnet die Bestie unter den Lebewesen, der Mensch, mimt als Gutmensch getarnt die Weichflöte.

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