Neuzugang Pentax 17*

Es ist schön, heute noch analoge Fotokameras kaufen zu können. Das kommt für mich dem Kauf von Schallplatten, heute Vinyl genannt, gleich. So ein elitärer Geschmack kostet. All das ist mir klar, als ich mich mit dem Gedanken befasse, ob es die Rollei 35 AF oder die Pentax 17 sein könnte, die meine Geldbörse um ca. 850 Euro beziehungsweise 500 Euro leerer macht. Ich suche im Interweb nach „Erfahrungen“, die mir nicht wirklich weiterhelfen. Also muss ich nach Handbuch und den Herstellerbeschreibungen meine Wahl treffen. Letztendlich ist es die Pentax 17, nicht des Geldes wegen. Gerne würde ich mir auch die Rollei 35 AF zulegen. Doch was soll ich mit so vielen Kameras? 2023 und auch dieses Jahr habe ich meine analogen Heiligtümer verkauft oder, wenn sich kein Käufer finden ließ, entsorgt. Der Waffenschrank ist nahezu leergeräumt und jetzt stecke ich neue, viel teurere Prachtstücke in ihn herein? Das klingt wenig logisch.

Vor ein paar Tagen stand mir der Sinn nach einem Loblied auf die Lomo LC-A. Ich stimme mich langsam auf 2025 ein, wo ich wieder mehr zur Kamera greifen möchte. Die Pentax 17 erinnert mich in vielen Dingen an die Lomo LC-A und genau deshalb gab ich dieser Knipskiste statt der Rollei 35 AF den Vorzug. Ich möchte keinen Superfokus a la LiDAR. Fixfokus und ich schätze die Distanz zwischen mir und dem Motiv, das ist genug technische Spielerei für meinen kreativen Spielraum. Das Halbformat ist mega spannend. Es hat mich schon an der Lomo LC-Wide begeistert, wobei ich bei der Knipskiste den Fenstereinsatz absichtlich vergessen habe. So belichten sich Aufnahmen über Aufnahmen. Am Ende kommt eine visuelle Endlosschleife heraus und ich suche beim Belichten die Szenen heraus, die mir gefallen.

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6 aus 37

Es geht in diesem (Kurz-)Beitrag nicht um Lotto spielen, um Gewinntipps für irgendein Onlinecasino oder das Zocken allgemein. Es geht, wie sollte es hier anders sein, um eine Bilderserie und eine Variante, meine Negative mal anders als mit dem Lithverfahren abzuziehen.

In der Regel verwende ich Schwarzweissfilme, auf die 36 Kleinbildaufnahmen passen sollen. In der Praxis sind es überwiegend 37 Aufnahmen. Es können auch ein paar mehr Aufnahmen sein, nehme ich zum Beispiel die Lomo LCA als Grundlage für meine Behauptung. Aber der gemeine Durchschnitt, so denke zumindest ich, wird bei 37 Aufnahmen liegen. Gibt es doch auch hin und wieder Schwarzweissfilme mit nur 24 Aufnahmen.

Beim Stöbern und Entern in der Bucht, ich zähle mal Kleinanzeigen mit dazu, hat die Lichtbildperle über 1000 Bögen ORWO Dokumentenpapier aufgerissen. Dieses technische Fotopapier lässt sich der Theorie nach wie normales Fotopapier entwickeln und fixieren. In der Praxis braucht der Hauch von DDR-Fotopapier im A4-Format einen harten, vorzugsweise mit Hydrochinon gepimpten Kontrastentwickler. Momentan nutze ich als Basis TETENAL Dokumol, gestreckt mit Lith A aus dem Hause Moersch und die Suppe von mir liebevoll Ronymol getauft.

Blättere ich in den Lebensläufen größerer Lichtbildkünstler als ich einer bin, werden gerne mal alte Negative mit neuen Verfahren abgezogen. Und da der Dokumol allmählich die Farbe ins Bernsteinbraun wechselt, habe ich beschlossen, mit der Kombi Ronymol – ORWO Dokumentenpapier das Negativarchiv durchzusehen und meine Highlights aus den 37 Aufnahmen eines Negatifilms sechs Abzüge anzufertigen.

Warum gerade sechs?

Die Antwort ist banal: Auf meinem Trocknungstisch passen nur sechs A4-Fotoabzüge. Ausserdem fehlt es mir an Beschwerung. Diese Dokumentenpapier ist so dünn, dass es an den Ecken verschwert werden muss, um es am Kräuseln beim Lufttrocknen zu hindern.

Dokumol Spritz (Update)

High contrast, Dokumenten- oder gar Lithentwickler: Lese ich mich in den Dokumol und seine Kumpels ein, so scheinen wahre Kontrastwunder zum Repertoire dieser Entwickler für technische Filme und Papiere zu gehören. Doch die Zaubermittelchen auf normale Alt-Fotopapiere angewandt, ist das Ergebnis wohl eher als nüchternd und unbefriedigend zu bezeichnen.

Mein Anfangsgedanke lag, mangels Wissen und Erfahrung, auf ähnlichem Bildungsniveau: Alte Fotopapiere von ORWO mit einem kräftig angesetzten Dokumol entwickelt, sollte sich das betagte Material beinahe wie „normale“ Fotopapiere entwickeln lassen. Kein Grauschlauer und Co. dürften zu sehen sein. Der Gedanke klingt nur logisch, in der Praxis enthält der Gedanke einige Denklücken.

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Ronymol

Da steht er nun, ein 5 Liter Kanister mit Dokumol. In einem Kraftakt durch Halb Berlin geschleppt.

Ich bekam ihn mit der Anmerkung geschenkt, dass ich vielleicht irgendetwas damit anfangen kann. Ausgerechnet ich, der der Lithentwicklung mit abgelaufenem ORWO Fotopapier verfallen ist. Was soll ich mit einem hart entwickelndem Papierentwickler? Leider verhindert das Superadditiv Phenidon im Dokumol, dass sich das Wässerchen zum Lithen eignet.

Es vergeht seine Zeit, bis ich mich aufraffen kann, „normal“ zu belichten und zu entwickeln. Experimente mit dem alten ORWO-Papier und typischen Papierentwicklern sind bisher am Grauschleier gescheitert. Die Ergebnisse erinnern an meine Fotografischen Höhlenmalereien. Die Aussage, dass Dokumol hart entwickelnd ist, muss auch relativiert werden. Hart ist nicht gleich hart, geschweige denn mit einem Maskenprozess zu vergleichen. Und selbst da ist Hart eher samtweich.

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Einfach Licht drüber gebügelt

„Ich hab alten Fotofilm für dich. Der soll Licht gesehen haben, schwärzt sich am Rand. Sind aber alles kleine Abschnitte.“

Der neue Kollege mistet die Hinterlassenschaften seines Vorgängers aus. Sein Fotofilm ist ein moderner technischer Film für die Maskenherstellung. Modern ist vielleicht etwas übertrieben, in der Ausbildung sollte man ruhig jene Technologien zeigen, die die digitale Arroganz erst möglich gemacht hat. Jedenfalls hält er mir einen Karton größer A4 vor die Nase und ich beisse an.

Nun sitze ich im Atelier und sortiere im Rotlicht das überlassene Fotomaterial aus. Alles was kleiner 13 x 18 cm ist Basis zum Einbelichten und der Rest ein Fall für die vorbildliche Entsorgung. Ich habe eigentlich nur Kleinzeug kleiner der klassischen Postkarte. Allmählich macht sich in mir Wut breit: Der Karton war eine klassische Mogelpackung. Am Ende komme ich auf 8 Bögen, die nach dem Zuschnitt ein Lichtbild von etwa 18 x 24 cm ergeben. Bei der zu erwartenden Ausbeute lohnt es sich eigentlich nicht, dem Thema überhaupt anzunehmen. In meinem Materiallager liegen einige Kartons ORWO FU5-Film für meine PosaNeg-Aktivitäten. Da brauche ich diesen Spaß hier nicht.

Es gibt eine kleine Herausforderung: Wenn das Material Licht und sei es nur partiell gesehen hat, lässt sich dennoch ein Motiv drüber belichten? Also ich denke da an eine Doppelbelichtung. Die erste Belichtung völlig zufällig, die zweite Belichtung mein Motiv. Um es gleich vorweg zu nehmen: Entwickelt mit einem Lithentwickler. Andere Spielvarianten mit superadditiven Entwicklerkombinationen fasse ich nicht ins Auge. Wenn, dann soll es Hydrochinon und die Zeit alleine richten.

Dank der vielen Schnipsel komme ich auf eine „funktionierende“ Kombination aus Belichtung und Lithentwicklung. Die Materialabschnitte verhalten sich sehr unterschiedlich. Dazu kommt, das Filmmaterial auf Sicht entwickeln etwas andere Abbruchkriterien hat, da das „Positiv“ später mit einen weißen Hintergrund verklebt wird.

Irgendwie funktioniert das, was ich vorhabe. Für den Fall, dass ich das Filmmaterial zu lange entwickle, bade ich das Positiv auf Negativmaterial in Selen und lasse den Farmerschen Abschwächer das überschüssige Silber abtragen. Der Fall trifft zum Glück nur einmal ein. Alles andere kann ohne Nacharbeit weiterverarbeitet werden. Statt erwärmter Gelatine verwende ich zum Verkleben des Mixed Media Imagine-Papier von Canson mit dem technischen Film diesmal handelsüblichen Zellleim, angereichert mit einem Schuss Latex Bindemittel. Diese Kombination lässt sich im Gegensatz zur Gelatineverklebung, weil nicht so temperaturempfindlich, besser verarbeiten.