Broiler Porn

Was in den nächsten Tagen folgt, hat sich bereits angedeutet: Meine drei Puppen ohne Kopf, aber aus hochwertigem chinesischem Kunststoff hergestellt, wollen in einer sensationellen Bilderserie pornös verheizt werden. Als ich die Dinger zum ersten Mal sah, fühlte ich mich an das DDR-Brathähnchen, genannt Broiler, erinnert. Es ist eine gedankliche Reise zurück an den Ort, wo ich meine Kindheit und den ersten Teil der Jugend verbracht habe.

Direkt am Antonplatz in Berlin-Weißensee gab es eine Gaststätte mit dem verheissungsvollen Namen „Zum Goldbroiler“. Auch in der DDR musste es die Schippe mehr sein. Kein einfacher Broiler. Nein, es musste der GOLD-Broiler sein. Hin und wieder nahmen meine Erzeugereinheiten Geld in die Hand und ich durfte einen Broiler holen. Eingewickelt in Aluminium-Folie war er warm und hat so verführerisch geduftet, dass ich das „Privileg“ ihn holen zu müssen nutzte, um schon mal von der Leckerei in kleinstes Stück zu naschen. Theoretisch konnte man in dieser Broiler-Gaststätte auch Essen, dann gab es Pommes Frites und Salat zum Huhn. Sogar ein kleiner Springbrunnen befand ist in dem Restaurant. Hauptsächlich holte ich jedoch das gebratene Federvieh in die Wohnung oberhalb des Kino Toni, wo es dann niedergemacht wurde.

Im Vergleich zu heute geht es beim Broiler nicht um ein Brathähnchen. Was heute von der Stange des Hühnerkarussell kommt, ist allzuoft wirklich tot, weil bis zur totalen Austrocknung gequält. Selten sehen Brathähnchen vom Alibaba Grill, Mac Bistro & Co. oder mobilen Hähnchen-Bräter so lecker saftig aus, wie der Broiler sich präsentierte. Kein Wunder, liegen die wahrlich toten Hühner stundenlang in der Hitze und langweilen sich. Dagegen brauchte ich beim „Zum Goldbroiler“ Glück, dass die Broilerbräter ihre Leckerei gerade auch außer Haus verkaufen. Wenn nicht, dann hieß es warten.

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Ich, völlig umsonst und abzugeben

Ich glaube, ich habe ein paar Ich’s zu viel und ich würde sie gern kostenlos und absolut umsonst abgeben. Ich habe große Lagerräumung, alles zum sofort mitnehmen:

Ich!

Ich erzähl dir mal, was ich mit dir vorhabe.

Ich sag bescheid.

Ich entschuldige nichts mehr. Weil, es ist einfach zu viel, was ich entschuldigen soll. Und das Verständnis, was ich aufbringen soll. Es erdrückt mich.

Ich denke intensiv über mein Abgang nach und plane jedes Detail im Voraus. Zum Beispiel meine Abkündigung: Ich konzentriere mich wieder nur auf mich. Ich kann da auf viel Erfahrung zurückgreifen.

Ich hätte ja alles richtig gemacht, aber du hast mich nie gelassen.

„Ich würde“ ist kein Ja!

Ich denke drüber nach.

Ich hätte es ganz anders gemacht.

Ich will nicht mehr.

Ich kann nicht mehr!

Ich möchte nicht mehr!

Ich will, der Rest ist mir egal.

Ich habe viel geredet, doch leider nichts erreicht.

Ich erzähle dir viel von mir, damit ich dich von deinen eigenen Baustellen ablenke.

Ich komme.

Ich gehe.

Ich gehe und komme wieder.

Ich gehe und komme nie wieder.

Ich komme nicht rein.

Ich hätte gern, aber … lassen wir es.

Ich bin frei.

Mich ist irgendwie auch ein ich.

Ich bin allein.

Ich bin nicht allein allein.

Ich habe mir immer Mühe gegeben.

Ich lass es lieber.

Ich probiere es mal.

Ich gehe zu ihr.

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Mein Spruch des Jahres 2020

Taadaaa:

Es ist doch nur ein Stein!

Nun weiss ich, wer das gesagt hat. Und ich weiss, wieviel Empathie in ihr stecken kann. Und sie ist ein Teil meines Universalweibs Sie. Dennoch steckt in diesem einen Satz viel vom aktuellen Zeitgeist:

Was ist in unserer Zeit ein (gebrauchtes) Ding Wert, aussortiert auf einem Schutthaufen, wenn der Mensch den Menschen selbst nur noch als eine Ressource betrachtet?

Mein Eindruck: Wir brauchen den und das andere nur noch, um das eigene Ego zu steigern und/oder um eine Zeit totzuschlagen. Solange uns Ding oder Mensch dienlich ist, ist es willkommen. In unseren Augen etwas Wert. Egal worum es geht. Ob ums liebe Geld, Gefühle und Bedürfnisse, die sichere Absicherung für später, versorgt zu sein oder einfach nur um die eigene Langeweile zu besiegen. Lässt sich der Bedarf anderweitig und besser stillen, dann wird aussortiert. Zurück mit dir auf den Schrotthaufen des Lebens! Entsorge dich, möglichst selbst. Damit muss ich mich nicht auch noch befassen, oder?

Ein Satz, er kann so viel anrichten. Kann vieles bis alles zerstören. Ich nehme mich da nicht aus, denn ich weiss um die Waffe Wort. Im Leben ist es so, dass ich ohne Provokation nicht mehr wahrgenommen werde. Viel zu oft ist der Lärm und das Licht um einen selbst so gross, dass einstige Freunde und Lebensbegleitungen es gar nicht bemerken, wie weit man sich voneinander entfernt und bereits entfernt hat. Ja, es kommt auch kein Wort des Bedauerns. Noch nicht einmal die gespielte Scheinheiligkeit.

Wo ist der gierige Blick für ein Detail?
Wo ist die Neugier?
Wann ist es soweit wieder Mut zu haben ohne zu wissen, wie eine Zukunft aussieht?

Alles was auf der Autobahn Leben nicht gebraucht wird, keinen Sinn ergibt, fliegt einfach aus dem Fenster und ist ganz schnell aus dem letzten Augenwinkel verschwunden. Weit weg. Das Gewissen ist erleichtert, bereit für ein nächsten Stop & Go. Ersatz steht und liegt schon parat. Fast living. Irgendetwas wird sich schon finden, was mehr Bespassung und Vorteil verspricht.

Bei meinem Zeitgeist-Gedanken muss ich an den Internetstar „Jana aus Kassel“ und ihrem persönlichen Vergleich mit Sophie Scholl denken. Nicht weil dieser Vergleich etwas hinkt. Eher sind es die qualifizierten Reaktionen der gefilmten Protagonisten. Da ist der Ordner, der gleich den Holocaust ins Spiel bringt und deshalb seine Ordnertätigkeit beendet. Sophie Scholl hat aber nichts mit der Judenverfolgung im Dritten Reich zu tun. Wirklich nicht. Und dann ist da Jana „Sophie Scholl“ aus Kassel emotionaler Abgang mit Mikrofon Rückwärts-Weitwurf und Heulen auf Kommando. Sie hat eine Meinung und niemand hört ihr zu. Geht mir genauso. Jeder hat seine Meinung, meint sich äußern zu müssen und am Ende reden die Meinungshaber durcheinander. Keiner ist bereit zuzuhören. Es wird halt geredet. Durcheinander. Was muss eigentlich geschehen, dass der Mensch seine Prioritäten überdenkt?

Wenn einen Vergleich, dann bitte mit Heine: „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Und bevor der Gutmensch in den Belehrmodus geht, nein, dieser Spruch hat nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun und ich behaupte damit auch nicht, dass die Schlafschafe oder Covidioten verbrannt gehören. Heines Worte aus seinem Werk Almansor haben etwas von einer Prophezeiung und so etwas ist hier gut aufgehoben. Denn es ist doch nur …

Abgekoppelt

Mir scheint es so, als sei dieses Jahr der Morgen dunkler als vergangenes Jahr. Hatte das vorherige Jahr überhaupt Wetter? In den Medien als auch in meinem Umfeld wird über das Wetter gemeckert. Zu warm, zu nass, zu viel Sonne, zu wenig Sonne. An das Wetter im vergangenen Jahr habe ich nur eine Erinnerung: Kräftiger Schauer, im Juli oder August. Ich saß in der Praxis und dachte, der Krankentransport wird mich heute im Kahn nach Hause bringen müssen. Wenige Minuten später war alles vorbei und der Nordosten Berlins weiß, hagelweiß. Mitten im Sommer.

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