Ronymol

Da steht er nun, ein 5 Liter Kanister mit Dokumol. In einem Kraftakt durch Halb Berlin geschleppt.

Ich bekam ihn mit der Anmerkung geschenkt, dass ich vielleicht irgendetwas damit anfangen kann. Ausgerechnet ich, der der Lithentwicklung mit abgelaufenem ORWO Fotopapier verfallen ist. Was soll ich mit einem hart entwickelndem Papierentwickler? Leider verhindert das Superadditiv Phenidon im Dokumol, dass sich das Wässerchen zum Lithen eignet.

Es vergeht seine Zeit, bis ich mich aufraffen kann, „normal“ zu belichten und zu entwickeln. Experimente mit dem alten ORWO-Papier und typischen Papierentwicklern sind bisher am Grauschleier gescheitert. Die Ergebnisse erinnern an meine Fotografischen Höhlenmalereien. Die Aussage, dass Dokumol hart entwickelnd ist, muss auch relativiert werden. Hart ist nicht gleich hart, geschweige denn mit einem Maskenprozess zu vergleichen. Und selbst da ist Hart eher samtweich.

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Spaziergang in einem Albtraum

Die letzten Tage waren wettermäßig so schön, dass ich trotz weniger Grad über Null allein zur inneren Erbauung losziehe und die Lomo mit einem uralt Svema Foto 250 ausführe. Im Vorfeld finde ich wenig bis gar nichts zum Entwickeln dieses Films aus dem Jahre 1989. Standardsuppe. Was ist Standardsuppe? Auch ein fotografiebegeisterter Kollege haut mir den Begriff „Standardsuppe“ verbal um die Ohren. Ich gebe mir keine Blöße und mime gerne den Unwissenden: „Was für eine Standardsuppe? Ich kenne keine Standardsuppe.“ Die Antwort bleibt mir mein Gegenüber schuldig. Wer ist der Unwissende von uns beiden?

Mein Standard sind 1 + 25 Rodinal und der MakkerRony-Move. Aber außer mir wird Letztgenannter keiner kennen und doch ist es Standard, mein Standard. Und ich bin eine beachtenswerte individuelle Persönlichkeit, die es nach Gutmenschrecht bis zum Sankt Nimmerleinstag zu pampern gilt.

Ich versuche aus den Werten zum Svema Foto 100 und 400 eine Linie zum 250 zu ziehen. Da die Lomo LCA ohnehin nur eine Empfindlichkeitseinstellung in ganzen Schritten erlaubt, wird der Svema Foto 250 als EI 200 belichtet. Eine etwas längere Belichtung sollte wenigstens zu einem Teil alterungsbedingte Schwächeerscheinungen kompensieren. Den Rest muss die Entwicklung bringen. Nur welche Zeit? Auf der Packung stehen 9 Minuten Entwicklungszeit, das kriege ich mit meinen Russischkenntnissen noch hin. Nur welcher Entwickler ist gemeint? Bestimmt eine Standardsuppe, die sich mir nicht erschließt.

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Einfach Licht drüber gebügelt

„Ich hab alten Fotofilm für dich. Der soll Licht gesehen haben, schwärzt sich am Rand. Sind aber alles kleine Abschnitte.“

Der neue Kollege mistet die Hinterlassenschaften seines Vorgängers aus. Sein Fotofilm ist ein moderner technischer Film für die Maskenherstellung. Modern ist vielleicht etwas übertrieben, in der Ausbildung sollte man ruhig jene Technologien zeigen, die die digitale Arroganz erst möglich gemacht hat. Jedenfalls hält er mir einen Karton größer A4 vor die Nase und ich beisse an.

Nun sitze ich im Atelier und sortiere im Rotlicht das überlassene Fotomaterial aus. Alles was kleiner 13 x 18 cm ist Basis zum Einbelichten und der Rest ein Fall für die vorbildliche Entsorgung. Ich habe eigentlich nur Kleinzeug kleiner der klassischen Postkarte. Allmählich macht sich in mir Wut breit: Der Karton war eine klassische Mogelpackung. Am Ende komme ich auf 8 Bögen, die nach dem Zuschnitt ein Lichtbild von etwa 18 x 24 cm ergeben. Bei der zu erwartenden Ausbeute lohnt es sich eigentlich nicht, dem Thema überhaupt anzunehmen. In meinem Materiallager liegen einige Kartons ORWO FU5-Film für meine PosaNeg-Aktivitäten. Da brauche ich diesen Spaß hier nicht.

Es gibt eine kleine Herausforderung: Wenn das Material Licht und sei es nur partiell gesehen hat, lässt sich dennoch ein Motiv drüber belichten? Also ich denke da an eine Doppelbelichtung. Die erste Belichtung völlig zufällig, die zweite Belichtung mein Motiv. Um es gleich vorweg zu nehmen: Entwickelt mit einem Lithentwickler. Andere Spielvarianten mit superadditiven Entwicklerkombinationen fasse ich nicht ins Auge. Wenn, dann soll es Hydrochinon und die Zeit alleine richten.

Dank der vielen Schnipsel komme ich auf eine „funktionierende“ Kombination aus Belichtung und Lithentwicklung. Die Materialabschnitte verhalten sich sehr unterschiedlich. Dazu kommt, das Filmmaterial auf Sicht entwickeln etwas andere Abbruchkriterien hat, da das „Positiv“ später mit einen weißen Hintergrund verklebt wird.

Irgendwie funktioniert das, was ich vorhabe. Für den Fall, dass ich das Filmmaterial zu lange entwickle, bade ich das Positiv auf Negativmaterial in Selen und lasse den Farmerschen Abschwächer das überschüssige Silber abtragen. Der Fall trifft zum Glück nur einmal ein. Alles andere kann ohne Nacharbeit weiterverarbeitet werden. Statt erwärmter Gelatine verwende ich zum Verkleben des Mixed Media Imagine-Papier von Canson mit dem technischen Film diesmal handelsüblichen Zellleim, angereichert mit einem Schuss Latex Bindemittel. Diese Kombination lässt sich im Gegensatz zur Gelatineverklebung, weil nicht so temperaturempfindlich, besser verarbeiten.

226_2019

Wall aus Schwall

Wall aus Schwall
Nr. 2093
Unikat: 18 x 24 cm ORWO Fotopapier
(c) 2019 Makkerrony

Das Wort ‚Inklusion‘ ist entweder international total bedeutungslos, ein böses Wort (böser als ‚Fotze‘ zum Beispiel) oder einfach nur Schwachsinn weil dem geistigen Misthaufen der Gutmenschen entsprungen. Jedenfalls die Textkorrektur von MacOS kennt ‚Inklusion‘ nicht.
Gut so und damit aus meinem Vokabular gestrichen!