NegaPos

Auf meiner ToDo-Liste steht schon seit einiger Zeit:

Mit der Linhof auf ORWO 9×12 Fotopapier fotografieren

Das ist keine überragende Idee. Vor dem Glas und Zelluloid war lichtempfindliches Papier das Negativmedium. Nur habe ich noch einiges an 9 x 12 cm ORWO Fotopapier herumliegen, das ja irgendwie und irgendwann verbraucht werden will. Am Lichtbildpoet-Projekt arbeite ich derzeit nicht und es ist auch nicht abzusehen, ob ich mich dafür noch einmal begeistern kann. Außerdem: Gegenüber neuem Fotopapier ist das uralte ORWO Fotopapier wunderbar langsam. Da bin ich bei Bewegungsunschärfe angekommen, lege ich den fotografischen Fokus auf das Menschenbildnis.

Der erste Versuch eines Selbstbildnis scheitert. Das Licht und die Belichtungszeit sind deutlich zu gering. Während ich versuche die Kassette nachzuladen, klingt das Modell. Ich verzichte darauf mich für den nächsten Versuch wieder zu drapieren. Das darf jetzt jemand tun, der viel besser als ich aussieht. Mehr Licht, mehr Belichtungszeit und etwas Bewegung. Im Lith-Entwickler und nach ein paar bangen Minuten Wartezeit entsteht mein ‚NegaPos‚. Es bedarf einiger invertierender Blicke um zu erkennen, dass da ein barfüßig weiblich Mensch steht. Das Ergebnis sieht nicht wie ein ’normales‘ Negativ aus. Die Art und Weise der knappen Negativbelichtung, kombiniert mit dem harten Lith print, ist in meinen fotodepressionistischen Augen ein verfolgenswertes Stilmittel. Nur ärgert mich das Querformat als Vorzugsorientierung der Linhof Kardan Color 9×12.

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090_2019

Trilogie der Versuch – Surreale Version (tesotpd-Version)
Nr. 1829 bis 1831
Unikat: 18 x 24 cm
(c) 2019 Makkerrony a.k.a. Lichtbildprophet

Ich gebe euch nur das, was ihr hier sehen wollt, worüber ihr nach Herzenslust klugscheißen und besserwissen könnt!

Auf ein Guss

Ich habe nachgeschaut: Es sind mittlerweile fünf Jahre vergangen, dass ich mich mit ‚flüssiger Fotoemulsion‘ auseinandersetzen durfte. Die Fotoemulsion Rollei RBM 3 sollte auf Glas gebracht werden, um anschließend selbstgemachte Glasnegativ als Zwischenmaske zu verwenden. Und so fing ich für mich an viele alte Bücher aus den Anfängen der Fotografie zu lesen. Glas war für Jahrzehnte das Trägermaterial und die damals üblichen Jahrbücher (diese Art der Wissensanhäufung fehlt der gebildeten ‚maker-Szene‘ absolut) sind voll von Handlungsbeschreibungen. Doch der moderne Mikrotechnologe schleudert lieber, statt auf einen rückwärts gewandten Lichtbild-Dilettanten zu hören. Da man heute nicht schreien und brüllen, die Leute nicht lautstark beleidigen oder gar zur Gewalt neigen darf, wurde wegen chronischer Schleuderitis und den damit ausbleibenden Erfolg das Projekt ergebnislos eingestellt. Doch bevor das wertvolle Gut etc. vernichtet wird, lagere ich die Zutaten in meinem Kühlschrank ein. Ein kleiner Dornröschenschlaf setzt ein.

Nicht ganz! Immer wieder erinnere ich mich an die ‚flüssige Fotoemulsion‘ und denke über den Ablauf in der Dunkelkammer nach. Rollei (macodirekt) gibt mit einem PDF zu seinem ‚Black Magic-Baukasten‘ einen guten Handlungsstrang, der sich aber teilweise mit den alten Literaturquellen beißt. Und: Alles ist darauf ausgerichtet, dass kommerziell käufliche Fotopapier auf anderen Trägern nachzuäffen. Ich verspreche mir von der ‚flüssigen Fotoemulsion‘ ein Gestaltungsmittel abseits der typischen Bildwiedergabe. Der surreale Aspekt, die Perfektion der Unbeständigkeit ist doch mein Ziel. Ginge es mir um Struktur, Streifen oder Wischeffekte, ich griff auf normales Fotopapier zurück und entwickle mit Pinsel, Bürste oder Rolle. Der Mainstream liefert online größtenteils das ‚Normal‘ ab, was mich wiederum von der Umsetzung abschreckt. Ich möchte über das Hantieren und Gießen der ‚Flüssigen Fotoemulsion‘ surreale Gedankenbilder mit einem visuellen Freiraum ohne das ‚fotorealistische‘ Vorsagen (m)einer Absicht schaffen. Keine Einheitssoße und Darstellungen, die auf anderem Weg bequem realisierbar sind. Das ist eine Ode an die Technologie des Gießens einer ‚Flüssigen Fotoemulsion‘, die ich nicht anstimmen möchte.

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