038_2021

Sanfter Strich

Sanfter Strich
Nr. 3722
Unikat: 18 x 24 cm ORWO Fotopapier
(c) 2021 Makkerrony

Ich möchte nicht Dinge tun ohne zu wissen warum.

Meine Bilder des Jahres 2020

Schenke ich dem Bilder-Browser Glauben, dann hat sich 2020 mein Archiv um 1000 Arbeiten vergrößert. Unterwerfe ich mich dem knallharten Wettbewerbsgedanken, dann suche ich hier und heute mein Lichtbild des Jahres 2020, das Fundstück des Jahres 2020 und das Gekleckse des Jahres 2020.

Lichtbild des Jahres 2020
Sicherlich kann Sie mir genau sagen, wann diese Aufnahme entstand plus ein paar Details mehr. Ich weiss für mich, dass ich an der Feinjustage der Pose sass und Sie sich einen Spaß daraus macht, meine „Anweisung“ etwas zu übertreiben. Das Spiel wiederholte sich im Laufe dieses Shootings. In einem Moment, als Sie mit ihren Augen und einem frechen Blick in meine Richtung blickt, entstand der Schnellschuss. Rebellisch Ding das, aber eine in meinen Augen sehr authentische Aufnahme. Deshalb habe ich ihr einen Upcycling-Bilderrahmen von Frameworks Berlin spendiert. Jetzt steht das Bild in meinem Büro und ich darf mich jedesmal daran erfreuen. Status: Solange ich mich an diesen einzigartigen Moment positiv erinnern kann, ist es unverkäuflich.

Neckerei

Neckerei
Nr. 2807
Unikat: 18 x 24 cm ORWO Fotopapier, gerahmt
(c) 2020 Makkerrony

Fundstück des Jahres 2020
Sie zeigt Interesse an meinen Fundstücken und ich fühle mich motiviert, das Thema aus dem Dornröschenschlaf zu holen. Meinen Fokus lege ich auf Filmmaterial, dass ich in meinem Belichter vergrößern kann. Dabei fällt mir diese Aufnahme eines unbekannten Fotografen in die Hände. Ich bin von der Imperfektion und dennoch großen Wirkung beeindruckt, ja fast neidisch. Deshalb bekommt auch dieser einen Bilderrahmen aus der Rahmen-Manufaktur Frameworks Berlin. Status: Unverkäuflich.

Schattenmensch

Schattenmensch
Nr. f_0247
Fotopapier: Vephota, 13 x 18 cm, Lithprint
(c) Unbekannter Fotograf, Handabzug 2020 Makkerrony

Informationen zur Urheberschaft und dem Projekt ‚Lichtbildpoet

Gekleckse des Jahres 2020
Hier wird es schwierig. Teils sind 2020 viele Arbeiten in sehr emotionalen Phasen entstanden, auf der anderen Seite war gelegentlich die Farbe noch gar nicht richtig trocken und ich bin bereits das Bild los. Nach langem Überlegen habe ich mich für die Arbeit Dreizehn entschieden. Es ist eigentlich eine Collage aus „Resten“ der Arbeit No. 2894 und dem Abzug einer weiblichen Scham, der den Tick zu lange im Lithentwickler lag. Die Arbeit verbindet quasi zwei Modelle in einem einzigen Bild, was es so wohl nie geben wird. Status: Es hängt in meinem Schlafzimmer und ich muss immer innerlich grinsen, wenn ich an den Gedanken beide Modelle in einem Bild denke.

Dreizehn

Dreizehn
Nr. 2940
Unikat: Collage und abstrakte Malerei, A3, gerahmt
(c) 2020 Makkerrony

Ist es mein Eindruck oder ein Ausdruck?

Sonntag. Wir haben uns wieder früh verabredet, wollen malen und noch ein bisschen fotografieren.

Irgendwie spielte der Zufall mit, machte aus einer Maske auf einer Malunterlage und dem ersten Gedanken am Erhalt der Szene ein Bild. Der erste Gedanke, bei ihr, bei mir. Am Ende unserer zeit werden es mehr Fotos als Pinselzüge. Und es entwickelt sich eine einstündige Diskussion um eine Arbeit, die ich nunmehr einer dritten radikalen Überarbeitung unterzogen habe. Zwischendurch war ich der Meinung, sie sei nun gut. Doch nach einer Woche Distanz und meinem Vergessen fehlt mir beim neuen ersten Blick die Zufriedenheit über mein Tun. Doch jetzt, sie ist begeistert. In mir ist schon ein gutes Gefühl, doch ich warte lieber noch eine Woche ab, ob an dem so bleibt.

Ich bin wieder zu Hause, esse was und ziehe mich in meine Höhle zurück. Arte zeigt einen Beitrag über Monet und den Impressionismus. Es geht um Eindrücke, die Impression, das sich Lösen vom gemalten Fotorealismus. Die Fotografie als Vorlage für Gemälde, impressionistische Gemälde. Was mache ich eigentlich? Lasse ich mich von meinen Eindrücken leiten, wenn ja welche, und bringe diese in heftiges Klecksen und wilden Strichen auf die sinnbildhafte Leinwand? Oder ist es doch eher der Ausdruck, die Expression, die mich in den Zufall treibt.

Die Vorstellung einer Kategorie, eines Stils, ist wie eine Barriere, eine Grenze, eine Mauer. Erst neulich merkte ich, wie sich eine mir selbst auferlegte Festlegung zur Fessel wird. Manchmal verfalle ich dem Wahn, warum auch immer. Es ist eine Dummheit, da ich weiß, dass es hinderlich ist. Nun beim Ansatz mich irgendwie einzuschränken, müsste der kreative Teufel in mir gegen mein Schienbein treten. Anders höre ich damit wohl nicht auf.

Die dreifach Überarbeitung. Aus einem völlig bunt aus Plakatfarben wird ein schwarzer Überzug, der das Bunte darunter in Spachtelzügen freigibt. Darüber verschiedene Spielarten des Zufalls. Immer wenn ich das Ergebnis sehe, spüre ich Langeweile. Eine Konversation zwischen dem Bild und mir, nur um Zeit totzuschlagen. Irgendetwas Interessantes ist da schon, doch es wird kein leidenschaftliches Gedankengefecht.

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Strukturierte Ordnung, bitte

Ein Experte erklärt mir im Qualitätsmedium TV, dass wir Menschen Struktur und Ordnung brauchen, deshalb mit einem Durcheinander und Chaos nicht zurechtkommen. Nun kenne ich den Experten nicht und nehme seine Äußerung deshalb auch nicht persönlich. Trotzdem frage ich mich, wie sehr ich mit meiner derzeitigen Vorliebe für den Zufall noch Mensch bin. Also ein normaler Mensch. Oder bin ich so etwas wie ein Chaos-Zufall-Messi? Eine Anhäufung von Gehtnichts? Ist das, was ich vielleicht nach seiner Sichtweise habe, ein Syndrom, welches sich aber vielleicht gut therapieren lässt? Muss ich mir irgendwelche Sorgen machen?

Ich selbst habe jetzt keine Angst. Jedenfalls nicht vor mir selbst. Irgendwie ist alles gerade in einem Gleichgewicht. Ich fühle mich nicht gezwungen Chaos auf einen Bildträger zu bringen. Wenn ich für mich zumindest gedanklich allein bin, dann entsteht das, was ich unter Klecksereien zusammenfasse. Dabei nimmt das Tropfen und Schleudern von Farben zum Erzeugen eines Farbklecks nur wenig zeitlichen Raum ein. Trotz allem Zufalls versuche ich eine gewisse Ordnung ins Bild zu bringen, soll sich die Arbeit dann doch das Wohlgefallen der Augen erschleichen. Danach darf der Kopf gerne eine Geschichte spinnen. Jedem die seine.

Mir fällt auf: Der Mensch hat in einem so harmlosen Etwas wie ein Bild Angst Dinge frei und unstrukturiert laufen zu lassen. Gedanken und Gefühlen freien Lauf zu lassen. Warum diese Zurückhaltung, ein misslungenes Bild lässt sich einfach übermalen. Das ist wie den Beziehungsmenschen einfach mal so ausgetauscht. Hart, aber reales Leben. Und doch sehe ich in diesem Putziratz einen großen Vorteil gegenüber meiner Lichtbildmalerei. In einem gemalten Bild (ich zähle mal ganz keck das Klecksen zum Malen) bin ich im Sujet an kein Naturgesetz gebunden. Der Zufall bildet wenig bis keine Strukturen oder eine Ordnung, die wir Menschen als ein zusammenhängendes Objekt sehen. Und doch ist die Unordnung schön. Wenn man wie ich in Bildern drauf steht.

Letztendlich ist auch das Chaos, der Zufall, die Unordnung eine Ordnung, deren Sinn wir als Menschen nicht in der Lage sind zu erkennen. Wir sind wohl zu doof dafür oder uns fehlt es einfach an der Vorstellung. Nehme ich den Urknall, dann formte er Chaos, das Sekunde für Sekunde immer weiter auseinanderdriftet. Und doch gelingt es in dieser zerreißenden Unordnung, dass sich etwas findet, woraus diese Erde und dann der Mensch entstand. Es macht also Sinn, dass nicht alles Ordnung und Struktur im Leben ist. Es macht Sinn das Dinge geschehen, die dem eigenen Ideal und Ordnungssinn widersprechen und am Ende vielleicht doch funktionieren. Nur anders, unsortierter eben. Ich muss mir also wegen dem Experten und Strukturfanatiker keine ernsthaften Gedanken machen. Es hat alles seine – wenn auch chaotische – Ordnung.

Mehr als Zufall

Mit meinen Klecksereien möchte ich nicht per rein zeitlichen Zufall ein Sujet festhalten. Für diese Technik ist die Kamera viel besser geeignet. Des Weiteren ist mein Mal- und Zeichenstil so stümperhaft, dass das Ergebnis einfach nur schlecht wäre. Ich möchte, dass der Zufall gutschlecht mein Bild malt. Demnach lässt sich theoretisch auch nicht vorhersagen, wie die fertige Arbeit aussieht. Praktisch habe ich eine Vorstellung, wie ich ein Bild gestalten möchte. Doch das Ende hat mit dem gedachten Ursprung nie etwas zu tun.

Im aleatoric painting geht es eben zu wie im realen Leben: Der Zufall entscheidet! Der Zufall macht das Bild einzigartig, weil es sich nicht vorherberechnen lässt. Mit Zufall lässt sich aber auch meine Ideen- und Hilfslosigkeit überspielen.

Wie male ich zufällig?
Zufall als bildgebendes Element hat schon immer eine Rolle in der Malerei gespielt. Zufall ist die Aufforderung an den Betrachter, sich mit seiner eigenen Fantasie ein Bild zu machen. Zufall im Sinne des aleatoric painting bedeutet auch, dass das aktive Handeln ein Bild entsteht. Des Weiteren definiere ich für mich: Eine fertige Arbeit kann als das Aufschichten verschiedener Maltechniken verstanden werden. Hin und wieder greife ich auch auf Collagen und strukturgebende Materialien zurück.

Malen und Spachteln
Der Name sagt es eigentlich. Neben dem klassischen Pinsel und Spachtel benutze ich alles, was sich zum Verteilen und oberflächlich Strukturieren lässt. Mein ‚Lieblingswerkzeug‘ ist der Schaumstoffroller, wobei auf die Rolle Farbe auch in Punkten und Streifen aufgetragen werden kann. Was man nicht glauben mag: Trotz aller ‚Zufallstechnik‘ steckt viel Arbeit mit dem Pinsel in meinen Arbeiten. Ich lege Wert auf punktuelle Akzente wie auch eine gewisse Plastizität durch gemalte Spitzlichter oder Schatten.

Struktur abreiben
Eine strukturierte Oberfläche wird mit einem Bogen Papier abgedeckt und mit einem Stift ‚abgerieben‘ (siehe Max Ernst). Wie ich finde ist diese Technik eine gute Basis für den ‚Hintergrund‘ einer Art.

Tropfenlassen
Aus einem sich bewegenden Gefäß tropft Farbe auf den Bildträger (siehe Jackson Pollock). Bildträger, damit meine ich die Leinwand, Holzplatten oder was auch immer Farbe tragen kann. Genauso gut lässt sich ein Pinsel satt in Farbe tränken und bewegt über den Bildträger wieder abtropfen. Pollock’s Idee ist vielfältig abwandelbar.

Abklatschen
Farbe oder Farben werden zufällig, am besten punktförmig auf einen Bogen aufgetragen, der dann auf den Bildträger gelegt wird. Dieser Vorgang kann mehrfach wiederholt werden, wobei nicht jedesmal die Farbe erneuert werden muss.

Spritzen
Farbe wird irgendwie auf den Bildträger geschleudert. Ich schnipse mit gefüllten Pipetten, flexiblen Spachteln, HNO-Löffel oder was auch immer. Jedes Teil erzeugt sein eigenes Streumuster.

Laufenlassen
Farbe dick als Strich oder nur punktuell auftragen und durch die Schieflage verlaufen lassen. Dabei kann der Bildträger selbst auch schief gestellt werden. Schräge Verläufe bringen etwas ‚Dynamik‘ ins Bild. Ich mag es den Fliesseffekt so einzusetzen, dass in der fertigen Arbeit die Verläufe gegen die Erdanziehung zu sehen sind.

Abrollen
Kugeln, sei es aus Vollmaterial, Schaumstoff oder Rattan-Gebinde mit Farbe beschichten und anschließend über den Bildträger rollen. Praktisch lassen sich auch Papprollen in Linien, Punkte oder großflächig mit Farbe versehen und dann damit auf dem Bildträger abrollen.

Und was gibt es sonst noch zu erwähnen?
Ich nehme mir Zeit! Ein Bild trocknen lassen und tagelang nicht anzusehen wirkt Wunder. Schwierig ist es den Punkt zu finden, wann es fertig ist. Ich versuche mich nie von der ersten Euphorie blenden zu lassen. Die ‚Schönheit‘ meiner aleatorischen Klecksereien will erst entdeckt werden. An einem eye catcher verliere ich schnell die Freude. Die Arbeit darf nicht zu verkopft werden. Was zu sehen ist, ergibt sich immer erst ganz am Ende. Schalte dafür den Erwachsenen in dir ab, fühle und handle wie ein Kind.