AstralSenegal – Ein April-Märchen

Das Schreiben um die vergünstigten FFP2-Masken vor Wochen ist kein Irrtum. Das System gespeicherter Gesundheitsdaten hat nachgelegt und mir einen Code für meine Einhorn-Impfung zugeschickt. Mit Paragraphen untermauert Frau Senatorin, warum ich mittels Code zum Impfling werden kann. Sauron* ist auch zu irgendetwas Positivem nutze. Wenn ich will. Oder möchte. Das hängt ganz von mir und meiner freien Meinungsbildung in der dritten Welle ab. Angesichts drohender Super-Mutanten im Mega-Lockdown und als Ex-DDRler mit Impfpflicht-Erfahrung lasse ich mich ohne Diskussion impfen. Ganz selbstverständlich. Wenn ich dabei mit Bill Gates geheimen Steuerungschip verseucht werde, dann ist es eben so. Lieber ferngesteuert als den Erstickungstod erleiden.

Möchte ich die Nummer schnellstmöglich über die Bühne bringen, muss ich auf die – nach Volkes Meinung – Impfstoffe ohne Fehl und Tadel verzichten. Es gibt auf Wochen hinaus keine Termine oder nicht genug Impfstoff. Irgendwie peinlich denke ich. Bei AstralSenegal** sieht es anders aus. Online-Buchung und keine Woche später gibt es den Stich. Das Prozedere der Anmeldung und Terminreservierung ist ein digitaler Hürdenlauf mit dem Internet. Es braucht mehrere Anläufe, weil zum Beispiel Termine plötzlich weg sind. Irgendwann bin ich mit allen erforderlichen Eingaben so schnell, dass kein anderer Impfling in spe mir meine Wunschtermine stiehlt.

Aber warum nur AstralSenegal?

Der ist doch so unzuverlässig wie ein Schnelltest, hat viele Nebenwirkungen und und und. Die WHO sagt ja, die EMA auch. Das deutsche Gutmenschtum hat seine eigene Meinung. Das rampuniert das Ansehen, schädigt den Ruf eines Konkurrenten. Der schlechte Ruf zieht mich magisch an!

Ich, Mann und ein hammerharter Targelsparzan, stehe auf Dinge mit Bad Boy-Charakter. Frage ich zehn Wissende, ich bekomme dreizehn Meinungen zu hören. Nun, ich tue es allein der Aufmerksamkeit wegen. Mit AstralSenegal in meinem Körper verimpft werde ich mitleidvoll angeguckt, bekomme Anteilnahme für meine schlechte Impfstoff-Wahl und werde maßlos bedauert. Oder einfach nur für total bescheuert gehalten. Ausserdem bin ich auf das Einhorn scharf, dass den AstralSenegal-Impflingen wachsen soll. Das habe ich gehört, von den Wissenden.

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Babywindeln, Modellstehen und ein dynamisches Duo

Gerade ärgere ich mich wieder über die deutsche Dummheit. Im Moment werde ich verdächtigt nicht einschätzen zu können, ob sich der Kaltwasser-Absperrschieber noch schließen lässt oder nicht. Herr Hausmeister möchte vorbeikommen, inspizieren und ein Foto vom Objekt machen. Ich werde mal den Hausmeister fragen, ob die Hausverwaltungs- und Servive GmbH heimlich einen Instagram-Account betreibt und lässig nebenbei auf Influencer macht. Der Hausmeister und seine Vertreter fotografieren gerne: Kalte Heizkörper, defekte Lüfter des Umluft-Herds und getrocknete Wasserschäden nach den Jahrhundertfluten. Foto, Hauptsache Foto. Und weil ich ein potentieller Lügner sein könnte, muss das alles höchstpersönlich sein. Fuck Pandemie, Abstand und Verstand.

Amazon ist auch so ein Reizthema. Nach Aussage der Qualitätsmedien werde ich anhand meiner bisherigen Einkäufe vom Online-Riese zu weiteren Einkäufen verführt. Davon merke ich nichts. Von den tausend kleinen Dingen, die mir das Internet-Warenhaus einblendet, ist selten etwas sinnvolles und kaufenswertes dabei. Ich muss schon gezielt suchen. Für mich kurios wird es, wenn mir Babyartikel und ähnliches angezeigt werden. Dabei bin ich mir ziemlich sicher keinen Anlass gegeben zu haben, dass ich am Basteln eines sechsten Fressfeindes bin. Auf der anderen Seite lasse ich mich von Mullwindeln inspirieren: Wenn ich den Mullvlies auf einen Keilrahmen spanne, müsste ich das absonderliche Konstrukt beklecksen können. Gesagt, getan. Nicht viel nachgedacht und ein Zehner-Pack Mullwindeln und verschiedene Keilrahmen gekauft. Wenn Amazon mich anhand meines Einkaufsverhalten verführen wollte, dann sicherlich nicht so. Ich glaube die Ami’s halten sich für so elitär, dass sie ihren Kaufsklaven keine Kreativität zu gestehen.

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Parade der Freiheit

Freiheit bedeutet für mich Verantwortung. Wie Besitz. Der bedeutet ebenso Verantwortung. Letztendlich lebe ich nicht allein auf der Erde und ohne diese Erde inklusive drum herum gäbe es mich selbst als Unfall nicht. Es ist nur logisch mit meinen Ressourcen so zu haushalten, dass ich weder mir noch anderen Schaden zufüge. Das bedeutet, zumindest für mich, das Freiheit ihre Grenzen hat. Rein physikalischer Natur zum Beispiel. Rein aus dem Gedanken der Demut gegenüber der Existenz dieser Erde und meinem kleinen Anteil Verantwortung dem überdimensionalen grossen Rest der Menschheit gegenüber. Freiheit bedeutet das Recht auf freie Meinungsäusserung. Ob mir nun diese Meinung gefällt oder nicht. Diese Meinungsäußerung ist so wichtig, dass Europa diese Messlatte überall anlegt und was nicht passt gerne passend macht. Am Sonntag zogen ein Häufchen Wissender durch Marzahnium und skandierten gegen die Corona-Maßnahmen der Mutti. Schon am Freitag Abend zog ein Autokorso durch den Nordosten Berlins, um mit Abgas-, Lärm- und Lichtverschmutzung die Corona-Maßnahmen wegzuhupen. Marzahnium scheint aktuell ein heißes Demonstrationspflaster zu sein. Zumindest für jene Randgruppen, die einen Ort ihrer Meinungsartikulation benötigen und auch nicht viel Platz in Anspruch nehmen. Die ganzen guten Demos finden im elitären Zentrum der Hauptstadt, was auch die höheren Infektionszahlen bezeugen.

Realität ist nicht zwingend. Vielleicht.

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Alter Zeit

Mir fehlt dieser DNA-Strang zu glauben, ich sei ein Nabel dieser Erde. Der aufmerksamste Leser merkt, dass dem wirklich so ist. Denn es müsste heißen, dass ich DER Nabel dieser WELT bin. Der einzig wahre Nabel. Wie ich darauf komme? Ich habe gerade die Vita eines Autors gelesen. In Zeiten des Copy & Paste-Syndrom schnappe ich mir den verbalen Ego-Trip und münze ihn auf mich persönlich um:

Lichtbildprophet ist der Nr. 1 Spezialist, wenn es um Sachen Bildsprache und das Lernen manipulativer Herstellungsweisen geht. Lichtbildprophet wurde 1963 in einer kleinen Stadt am Rande der polnischen Grenze geboren. Durch sein abgeschlossenes Studium der Nachrichtentechnik ist er bestens ausgestattet, um seine so treffenden Bilder herzustellen.

Dazu drei lässig gestandene Posen vor der klassisch weißen Papierwand, gemacht irgendwo in einem Profi-Fotostudio auf dem Hinterhof. Ein chinesischer Studioblitz macht noch keinen Fotografen mit kernigen Blitzlichtemotionen. In dem Fall des sehr selbstbewussten Autors überstrahlt das Selbstbewusstsein selbst jene Lieblosigkeit, mit der der sagenumwobene Autor sein bebildertes Profil ins weite Internet raushaut. Ein Satz zum Nachdenken. Da kann ich nicht mithalten. Das möchte ich nicht. Neulich: „Ed Sheeran und James Blunt? Du gehst ins Konzert?“ „Nein, ich geh zum Jammern und Heulen dahin!“ Irgendwie bin ich gerade in einem inneren Jammertal. Weil um mich herum gejammert wird. Ihr bewegt euren Mund und heraus kommt Klagen. Also jammert ihr. Ist Jammern ansteckend? Ansteckender als Corona-COVID? Dabei hätte ich allen Grund zum Jammern, wehleidiges Klagen bis zum Abwinken.

Post von der Bundesregierung. An mich persönlich. Also dem echten Menschen hinter diesem Klamauk hier. Auf einer Seite A4 wird mir erklärt, dass ich laut meiner Krankenkasse bezugsberechtigt bin: 15 FFP2-Masken. Drei kostenlos, das Dutzend gegen einen geringen Geldbetrag der Selbstbeteiligung. Blöd nur, dass die Frist für die drei Gratis-Masken mittlerweile verstrichen ist. Ich habe mich nun wirklich nicht als bezugsberechtigt gesehen und hätte ohnehin das Schlangestehen an der Pforte zur Apotheke gemieden. Nun also zwei Berechtigungsscheine a sechs FFP2-Masken. Das Dilemma um Masken und Impftermine, ein Drama zum Jammern. Die starre EU-Bürokratie hat bewiesen, dass ein Brexit nicht ganz unbegründet ist. Impfneid! Mal sehen, wann ich da dran bin. Ich gehe in die Apotheke, lege meinen Bezugsschein vor. Herr Apotheker schaut mich an: „Ah, die Masken“ und das wars. Keine Ausweiskontrolle oder Brief vorzeigen. Warum so einfach? Ich bin doch nicht alt! Oder krank, gar kaputt!

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