Menschen in der Großstadt – Das Corona-Jahr

Während meines vierwöchigen „Erholungsurlaubs“ habe ich mir vorgenommen, wieder verstärkt knipsen zu gehen. Ein Thema ist da natürlich meine Menschen in der Großstadt-Reihe. Und so suche ich mir den wärmsten Tag der Woche aus, um mit meiner Lomo LCA bewaffnet auf Schnappschuss-Jagd zu gehen. Bei solch sonnigen Wetter ist der Berliner Lustgarten das Ziel. Ich takte mich zur Mittagszeit dort ein, da sollte rund um das Wasserspiel eigentlich der Bär steppen.

Pustekuchen!

Schon als ich die Tram verlassen habe, fiel mir die Leere rund um die Marienkirche auf. Es sind Menschen unterwegs, doch nur wenige. Die, die unterwegs sind, machen kaum den Eindruck des Touristen. Eher scheinen hier Berliner unter sich zu sein. Keine Hütchenspieler, keine Devotionalienverkäufer. Kein Fremdling steht mir im Weg und hält mich von meinem Lauf ab. Nur die Koberer der Sightseeing-Flotte fallen auf. Dass das neuartige Corona-COVID19 – Virus die Tourismusbranche beutelt war mir schon klar, dass der wahre Berliner seine Großstadt für sich allein zurück hat und nicht mit gemütlich trabenden Hindernissen teilen muss, soweit ging mein Gedanke nicht.

Dieser Corona-Shut-Lock-Down war für mich ganz hilfreich zu erkennen, wie sehr ein Dienstleistungszweig von der sozialen und zwischenmenschlichen Verarmung des Homo digitalis abhängig ist. Die sogenannte Reisewut der Deutschen ist doch nichts weiter als die Unfähigkeit des Menschen sich selbst beschäftigen zu können. Nach zwei Monaten Brutpflege und Home Office muss bei einem Eimer Rotwein-Ersatz mit Fruchtgeschmack richtig entspannt werden. Da macht sich der Unverwundbare keine Gedanken über Ansteckungs- und Übertragungswege, er ist jung genug den Schnupfen locker wegzustecken. Wer sich keinen „Urlaub“ leisten kann, der hockt zu Hause und sucht sich Abwechslung darin andere zu beschäftigen statt selbst aktiv zu werden.

Ich bin erstaunt darüber, wie schreckhaft Menschen die Richtung und Seite wechseln, nur um nicht meinen oder den Weg anderer zu kreuzen. Unverwundbar gegen Hypochonder. Der Mensch kennt nur schwarz oder weiss. Wir befinden uns in der freien Großstadtnatur, ein leichter Wind geht. Wir umarmen uns nicht, fassen uns nicht gegenseitig an. Das ein kleines Corona-Aerosol sich in meinen Atemweg verirrt ist nahezu unwahrscheinlich. Was soll also diese Angsthasen-Taktik?

Eine liebe Freundin meinte, man hätte die Großstadt zum Anfang des Shut-Lock-Down fotografieren sollen. Damals fand ich die Idee gar nicht schlecht. Es war nur zu spät für diese Idee. Wenn ich jetzt und heute das Verhalten der Menschen sehe und an einem heißen Sommertag erlebe, wie leer die deutsche Hauptstadt an ihren Touristen-Hotspots ist, dann ist diese Situation festzuhalten die vielleicht bessere Idee.

Ich komme Lustgarten an.

Gähnende Leere.

Menschen, ob einzeln oder als Gruppe, sind dünn gesät. Fast 35 °C fordern und foltern mich. Und wo sonst Kinder bis alte Leute ausgelassen toben und das kühle Nass genießen, ist keine Menschenseele zu sehen. Freitags, 12 Uhr Mittags, Berlin, Springbrunnen im Lustgarten. Wenn Corona etwas mit uns Menschen ändern wird, dann ist es die Egomanie unserer Spezies.

Menschen in der Großstadt – Ein neuer Anlauf

Ich befrage das Datenorakel: Wie sehen andere ‚Fotografen‘ Menschen in einer Großstadt. Google spuckt in der Bildersuche Standardsoße mit Photoshoparoma aus, die Dynamik emulieren soll.

Menschen in der Großstadt werden von einer unsichtbaren Kraftmacht getrieben. Alles ist in Bewegung. Fast alles ist in Bewegung. Nur die Touristen schleichen sich, stehen dem getriebenen Großstadthektiker immer im Weg. Für meine Serie ‚Menschen in der Großstadt‚ sehe ich mich auch als Fotograf in Bewegung. Was ich mit der Kamera einfange, ist unscharf. Muss unscharf sein. Bestmöglich ist alles nur schemenhaft zu erkennen. Reizstoff für die eigene Fantasie. Ja, so wollte ich diese Serie anlegen. Die Kamera ist eine Nikon F70 mit aufgeschnalltem B.I.G. Holga HL-Objektiv.

Der Fotoserie gebe ich im Sommer den Vorzug. Menschen, weibliche Menschen und ihre Ausstrahlung. Ich bin halt Mann.

Nur einmal ziehe ich am Neujahrsmorgen los und lichte aus der Hüfte die Überbleibsel einer Nacht ab. Die Kamera soll nicht zielorientiert das Motiv erfassen. Ja, die Goldenen Regeln der Lomografie stehen Pate, auch wenn ich versuche die Belichtungszeit und meine Bewegung so zu synchronisieren, dass nichts Scharfes im Negativ zu sehen ist. Beim Ausbelichten auf Papier vergrößere ich auf kleine (weite) Details, die das fertige Lichtbild schön körnig werden lässt. Selbst ein paar Farbaufnahmen entstehen. Ich müsste aber erst nachsehen, bevor ich mehr zu diesem Exkurs etwas sage.

Zwangspause

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Schwarzer Hund – Eine überschaubare Serie

Es war eine Episode. Jedenfalls entpuppte sich die Sache als solche, vorzugsweise an ihrem Ende. Kurz und schmerzvoll, völlig verstörend für mich. So blieb denn auch kein Stein auf dem anderen. Vorher gab es die Zeichen, die kleinen und die großen. Doch ich ignorierte sie. Es soll ja Menschen geben, die meinen was sie sagen. Offen und aufrichtig. Jetzt weiß ich: ‚Pustekuchen, mein Freund!‘. Vergiss alles was du Gutes über den Menschen bisher geglaubt hast. Geh – im Bezug auf Menschen – immer vom schlimmsten Fall aus und du wirst dennoch enttäuscht.

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Beef

Nein, ich bin nicht unter die Hüpf-Hopfer mit elendig zu weiten Hosen gegangen und/oder eigne mir den Slang einer sprachoptimiert-sparsamen Generation an. Genauso wenig möchte ich diese Mundmische in die glorreiche Welt der Fotografie portieren und die großen Meister des schlechten Auges dissen. Andererseits täte es mir schon gefallen, regelmäßig den “Klops des Monats” und den “Goldenen Brühwürfel des Jahres” zu verleihen; samtweich gespülte Modelle und ihre schleimig-zuckersüße Analpenetration mit eingeschlossen.

Beef ist einfach nur der Name einer Fotoserie, so jedenfalls die offizielle Version. Ich muss sagen war der Name einer Fotoserie, deren eigentliche Motivation ich vergessen habe.