Kein Jahresrückblick 2021

So richtig mag ich mir über das zurückliegende Jahr 2021 keine Gedanken machen.
Es gäbe einiges, worüber sich ein Sinnieren lohnt.
Worüber ich nachdenken sollte.
Nur beschleicht mich das ungute Gefühl im Schreibschwall irgendetwas zu vergessen.

Ein einziger Tag ändert alles.
Ich habe mir nicht gemerkt, welcher Tag es war.
Mit vielem mußte ich rechnen, dass Mitte des Jahres der Turbo zündet, hier fehlte mir die Fantasie.
Bis heute verstehe ich nicht, was ab diesem Tag alles geschehen ist. Vor allem, wie es geschehen ist. Surreal.
Dinge passieren, unerwartet und zufällig.

Etwa zur Mitte des Jahres erfahre ich auch, dass Dirk D. verstorben ist. Kurz nach meiner Genesung 2016 ist er an Krebs erkrankt. Damals meinte er, es sei alles überstanden und er schaut positiv nach vorn. Nebenbei bekam ich mit, dass eine neue Frau an seiner Seite ist. Als ich sehe wer sie ist, war mir klar, warum die Band K(l)eingeld nicht weiter zusammenspielen konnte.
Er ist nicht mehr da und ich muss erstaunlich oft an ihn denken.

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Arömchen

Lichtgeschwindigkeit ist schneller als ich es sein kann.
Beliebtheit ist kein Wettstreit, vielmehr ist sie eine Verantwortung.
Mein Leben ist mir noch einiges Wert, dass es nicht unter der Speiche eines Fahrrads enden soll.
Die Hölle mit Blumen verzieren ändert nichts.
Erst muss ich mir ein Recht verdienen, bevor ich es wählen darf.
Was bist du für ein tapferes Kind, bietest trotzig die Stirm und riskierst dabei nichts.
Der Sinn des Bildes liegt darin angeschaut zu werden.
Die großen Dinge der Menschheitsgeschichte wurden nie vollendet.
Fluchtwege würden meine Gedanken behindern.
Was macht dich anders, du aufwandsoptimierter Ichmensch mit dem Talent der Gnadenlosigkeit?
Die Gezeiten sind nicht ewig.
Du weißt, was du getan hast.
Warum kann ein Vogel ohne Federn nicht mehr fliegen? Es ist doch immernoch ein Vogel?
Jeden Tag wächst der Schmerz und du lässt nicht los.
Kalter Hund ist kein Tier.
Gerade rennt meine Kreativität der Realität hinterher. Unerträglich.
Auch wenn ich nicht weiss was die Inzidenz ist, so ist meine gerade gefährlich hoch.
Freiheit ist allein zu sein und sich auch noch allein zu fühlen.
Was dem Herrn der Sklave ist dem Mann die Frau.
Dreisprung für zwei Beine.
Erdbeeren sind keine Nachtschattengewächse.
Wo wirft die Nacht Schatten?
Ich hole ein paar Sachen.
Für einen Klops hast du noch Zeit.
Hier und da.
Ich komme nicht wieder.
Wehe du klaust meine Sachen.
Kann ich mich auch nach Unten schlafen?
Ich habe ja eher einen Besetzungs-Klappstuhl.
Dich würde ich gern heiraten, aber du musst mich fragen.
Hat im Bürgerkrieg das Militär Urlaub?
Vorhaut als Nachhut.
Man muss lieben was man tut.
Ohnmacht ohne Macht.
Hat jemand schon einmal ein springendes Ei gesehen?

Das war 2020

Jippie, es ist November und die eigenen Glorifizierungen sprießen wie Pilze aus dem kreativen Torfnasensumpf Internet. Jahresendzeit ist nicht nur Weihnachten, auch die eigenen Katastrophen wollen wohlwollend besungen und schöngeredet werden. Als weltbekannter und allseits beliebter Lichtbildprophet muss ich in den Singsang unbedingt mit einstimmen.

Auf der Suche nach literarisch wertvollen Jahresrückblicken 2020 bin ich auf diese Meldung gestoßen: „ABGESAGT_Gynäkologischer Jahresrückblick 2020“. Das ist aber schade, habe ich mich doch so sehr darauf gefreut. Vor allem auf den gynäkologischen Jahreskalender 2021. Was für ein Mördergeschenk. Apropos Kalender: Gibt es noch die renommierte Kalenderschmiede für Arme Calvendo? Kalender mit ISBN? Das war ja der Renner unter den lahmen Ente. Jeder Knipser ein begnadeter Kalender-Maker. Mit Jury und Edel-Kuratoren. Genug Sarkasmus.

Was fällt mir zu 2020 ein? Zunächst das Klecksen. Ich lerne mir noch mehr Zeit zu nehmen, weil Farben Zeit zum Trocknen brauchen. Und manchmal braucht der Kopf auch Zeit zu verstehen, was da im Chaos des geklecksten Bildes Form annimmt. Seit 2017 kämpfe ich mit der Zeit. Mal mehr, mal weniger. Bei einem Abzug hat der Moment mit Licht das Bild gemalt. Beim Klecksen muss ich dem Zufall nicht nur Handlanger sein. Es geht vielmehr Ich ins Bild als mir lieb ist. Ich lerne: Solange ich nicht im Frieden mit dem Bild bin, darf ich nicht darüber reden. Das zerstört in mir Gedanken, Träume und Erinnerungen. Zeit. Ich habe Angst, dass ich viel vor, aber keine Zeit mehr habe.

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Tausend Worte

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“

Ich boykottiere diesen schwulstigen Spruch. Er wird von denen gebraucht, die viel erzählen, aber nichts zu sagen haben. Man stelle sich bitte vor: Jeder Instagram-Post dürfte mit tausend Worten auf mich einprasseln. Ungestraft und ich wäre zum Zuhören verdammt. Mir fällt die Vorstellung schwer und ich wüsste, dass mir irgendwann verbal der Kragen platzt.

Ein Bild schweigt. Gott sei Dank. Ein Bild muss schweigen. Es ist meine Fantasie, die in meinem Kopf aus einem Bild Worte und mehr macht. Deshalb glaube ich, dass es keine „bösen“ Bilder gibt. Erst der Mensch macht mit seinen Gedanken, seiner Fantasie etwas Böses daraus.

Ein schwarzes Bild. Nein, es geht nicht um Black Lives Matter.
Ich krieche förmlich ins Bild, erahne so etwas wie digitales Korn. Zu mehr reicht meine Fantasie gerade nicht. Fotografische Höhlenmalerei, leider digital. Wer erfindet das Smartphone mit Analogkamera? Ich frage bei ihr nach und es ist ein Selfie im Dunklen. Erst dachte ich an ein Video und regle deshalb den Ton hoch. Auf das Selfie hätte ich natürlich selbst kommen können. Was schicken wir uns auch sonst zu.

Kein Licht, ich wäre nicht auf die Idee gekommen zu fotografieren. Fotografieren ist Malen mit Licht. Ohne Licht, keine Fotografie. Verzicht üben. Zugegeben, der hochgerüstete Digitalfotograf knipst auch bei fast keinem Licht und nennt das Rauschen grosskotzig Korn. Meine Stadt Berlin ist wegen der gewaltigen Lichtverschmutzung in der Nacht so hell, dass am Abendhimmel kaum noch ein Stern zu sehen ist. Da kann man auch zu jeder Nachtzeit knipsen. Es stört keinen. Mich schon.

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Wo ist da was anders?

Beim Einläuten des Shut- und/oder Lockdown tönen die Propagandisten, dass nichts mehr so sein wird wie bisher. Stimmt. In der Nacht des Shut-Lock-Down herrschte Ruhe. Ja, ich bin geneigt zu sagen es herrschte Stille. Das war es dann aber schon. Die besonders Kühlen unserer Zeit nutzten die freien Pisten für ein Autorennen gegen sich selbst. Wenn der Puller klein ist, braucht Mann irgendetwas, womit er zeigen kann ein echter Pavian zu sein. Shutdown, Lockdown, was bedeutet das eigentlich. Egal, es wird nach einem Vierteljahr immer noch betont, dass dieser Virus neuartig ist.

Unser Umgang mit den Helden, über die heute keiner mehr redet: Das neuartige Corona – COVID-19 – Virus hat den Abstand des Menschen zum Mensch nur noch vergrössert. Das social distancing wurde zum social media distacing ausgeweitet. Bestand auch dort eine Ansteckungsgefahr? Klar, was Verdummung und latente Blödheit angeht schon. Aber auch COVID-19? Wo ich erwartet habe, das zusammengerückt und nachgedacht wird, kam es zu allerlei Kuriositäten. Corona und der Zwang zur Distanz hat das Zweckbündnis der Langeweile gegen die Einsamkeit salonfähig gemacht. Ohne den tagtäglichen Lärm und die permanente Ablenkung hat der Shutdown die Lästigkeit des selbstgewählten Lebenspartners und der eigenen Brut offenbart. Der Schrei nach Hilfe ist gross. Das ist einfacher statt im Moment der Ruhe und Befreiung von der Lärmverschmutzung zu überlegen, wie jeder für sich selbst sein Leben neu aufstellen kann. Die Gedanken der ersten Lockerungen drehten sich um den Frisör und die Urlaubsreise. Gibt es keine anderen Probleme? Die Natur kann sehr hart sein und ausgerechnet die Bestie unter den Lebewesen, der Mensch, mimt als Gutmensch getarnt die Weichflöte.

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