Voll Opfer heute so eingegraben!

Opfer, eingraben und ‚man macht das heute so‘ sind Phrasen, die mich in letzter Zeit etwas bewegen. Stammen sie von einem Etwas, welches sich wie ein Pavian gebärt, was sich für besonders Groß hält und in Wirklichkeit ein kleiner, daumenlutschender Wicht ist. Und dieses Etwas steht symptomatisch für eine Generation, die nichts mit sich anzufangen weiß, die alles als unnötige Last und Lüge betrachtet, ihr eigenes Recht hat und mit seinem trägen Arsch alles einreißt. Dabei macht das Grübeln, Tüfteln, Basteln und Ausprobieren, das sich Mühen um den Erfolg wegen, einfach nur Spaß.

Thema DIY-Enlarger. Eigentlich ist es aus dem Wunsch entstanden, die Vielzahl der historischen 9×12-Glasnegative wenigstens etwas, aber abseits des eigentlichen Lichtbildpoet-Projekts*, zu vergrößern. Ich hatte mich ja hier bereits darüber ausgelassen, weshalb es eigentlich ein sinnloses Unterfangen ist. Und trotzdem verfolge ich den Weg, weil ich darin die Erfahrung und das Erproben des eigenen Könnens sehe. Wer diese Erfahrung hat, der kann im Chor der Substanzlosen – mit Substanz – mitreden.

* Im Rahmen des Lichtbildpoet-Projekts sollen ausschließlich Kontaktkopien entstehen. Diese Kontaktkopien waren bis in die siebziger Jahre Stand der Technik, wurden selbst in der Fachliteratur (siehe Stapf) als das Nonplusultra und als überlegen gegenüber der Vergrößerung betrachtet.

Nach ersten Test’s, dem erneuten Einrichten und finden einer geeigneten Positiventwicklung fühle ich mich in der bildzeichnenden Anmutung an jemand erinnert: Miroslav Tichy. Drei der wenigen Bücher, die zu ihm erschienen sind, stehen in meinem Bücherregal und ja, in gewisser Weise ist er in seiner Ausarbeitung ein Vorbild für mich. Immer wieder wird betont, dass er seine Aufnahmen mit selbstgebauten Kameras geschossen hat. Ich frage mich: Wie hat er die Negative zu Papier gebracht?

Hat er hier genauso Eigenkonstruktionen verwendet? Die mir bekannten Bilder sind nicht eindeutig. Es gibt durchaus ’scharfe‘ Abzüge, andere weisen auf Auszüge extremer Vergrößerungen hin. Was bleibt ist jedoch eine besondere Weichheit, die ich nach der Feinjustage mit ‚meinem‘ MakkerRony BIG auch erzeugen kann.

Von den jetzigen Ergebnissen aus dem DIY Enlarger bin ich auch mit zeitlichem Abstand positiv berührt. Das ‚Opfer‘ hat sich eingegraben und die Zeit statt mit Lärm, daddeln und Drogen mit einer Wissenserweiterung verbracht. Um ehrlich zu sein, möchte ich gar nichts mehr die Vergrößerung von 9×12-Glasnegativen voran bringen. Ich habe zwar diese historischen Fotoplatten gekauft, aber es sind nicht meine Negative.

Vergrößerung 9x12 auf 13x18 mit dem DIY Enlarger

No. 1380
Original: 9×12 cm Glas-Fotoplatte auf 13×18 cm-Foma Fotopapier mit dem DIY-Enlarger MakkerRony BIG abgezogen, Lith-Rückentwicklung

Ich habe eher den Wunsch die DIY-Enlarger so umzubauen, dass ich eigene Filmnegative (Kleinbild) auf 13 x 18-Abzüge bringe. Die Aufnahmen sind ’scharf‘ fotografiert, doch der MakkerRony BIG müsste eine angenehme Unschärfe, ähnlich der der Tichy-Arbeiten, ins Bild bringen. Eigentlich steht der Wunsch es ausprobieren zu wollen fest, doch ich werde darüber noch nachdenken müssen, was an der bisherigen Konstruktion zu ändern ist. Komme ich im Ergebnis an die Arbeiten mit den Glas-Fotoplatten heran, wäre das in meinen Augen eine überzeugende Basis für meinen fotografischen Stil, dem vollendeten Fotografischen Depressionismus. Opfer!

Autor: makkerrony

Makkerrony, der Macher des Lichtbildprophet, ist ein bekennender Autodidakt, lebt in Berlin und geht seit mehr als zwanzig Jahren dem Hobby (Analog-)Fotografie nach. Sein Dilettantismus hat gereicht, in fünfzehn Jahre ca. 150 Artikel für Fotofachzeitschriften und vier Bücher, alles auf Papier gedruckt erschienen, zu schreiben. Ein Mensch behauptete mal, Makkerrony sei ein guter Fotograf, hat allerdings einen denkwürdigen Geschmack. Jemand anderes meinte, Makkerrony könne einen Haufen Hundescheisse fotografieren und es sehe gut aus. Ein Model lehnte die Arbeit mit dem Lichtbildprophet ab, weil seine Bilder so aussehen, als müsse sich das Model anstrengen.