Die letzten 24

Ups, das ging ja ziemlich schnell.

Einen Tag, nachdem ich an Neujahr meinen guten Vorsatz für 2021 öffentlich verkündet habe, ploppt der Messanger auf. Zaghaft wird angefragt, ob das was ich zum InstantLab, der I-1 und dem iPhone 5c geschrieben habe Ernst gemeint ist. Man hätte Interesse an der Ausrüstung, gegen eine freiwillige Spende versteht sich.

„Was verstehst du unter freiwillige Spende?“
„Keine Ahnung, weiss ich nicht. Ich habe da keine Vorstellung. Geld ist mir an der Stelle nicht wichtig. Mir wäre es lieb, wenn mit der Technik und dem Material, was noch da ist, weitergemacht wird. Ich bin durch mit dem Thema.“

Es entspinnt sich ein Dialog über Werte, Technik, Kreativität und der Sinn des Lebens. Letzteres ist so eine Diskussion, die ich ungern führe. Ich schäme mich beinahe dafür das (mein) Leben aus zwei Perspektiven zu sehen. Zum einen aus der Richtung es selbst beenden zu wollen, zum anderen über Monate um sein Leben zu kämpfen. In diesem ewigen Zwiespalt verlieren materielle Dinge ihren Wert. Alles kostet etwas in Geld, doch ob dieser Preis die Sache überhaupt Wert ist, danach wird nicht gefragt. Siehe Lebensmittel und wie wir damit umgehen. Es muss bestes Bio-Gemüse vom glücklich vegan lebenden Bauern sein, muss in Form und Farbe brillieren, darf aber nicht viel kosten.

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Es geht immer noch den Tick …

Ich habe wohl zu lange die alten fotografischen Schinken gelesen. Aber sie geben mir Antworten, die gute Geister wie Edwin Mutter oder moderne Autoren wie Jost Marchesi nicht geben können. Ich nenne es die ‚Moderne Arroganz‘, den Pyramiden-Effekt: Ist der Mensch aus technologischer Sicht der Meinung, dass eine Technik überholt ist, dann steinigt er das ‚alte‘ Wissen und blendet es fortan komplett aus. Irgendwann hat man mal den Bau der Pyramiden als hinfällig betrachtet und das Wissen, wie diese Monumente entstanden sind, aus dem menschlichen Wissen komplett ausradiert. Ein paar Jahrhunderte später erklären wir die Ägypter für jene Deppen, die nur mit abertausenden armen geschlagenen Sklaven so etwas wie Pyramiden schaffen konnten. Dass die vergangene Zeit auch Techniken kannte, die den Bau riesiger Pyramiden weniger martialisch möglich machten, auf diese Idee kommt der eingebildete Neuzeitmensch nicht.

Lasst uns die Experimentelle Archäologie erfinden und so tun, als sind wir kleine blöde Ägypter, die die Pyramiden erfinden und bauen wollen! Oder waren es doch die Außerirdischen, die die Dinger in die Wüste gebeamt haben?

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Wechselbad der Gefühle

‚Gandalf‘ lädt zu sich ein. Also nicht persönlich. Darum muss ich mich selbst kümmern. Er macht Vorschläge, wann wir uns zur nächsten Kontrolle treffen und ich mach dann den Termin.

Im September 2018 haben wir uns auf Anfang 2019 geeinigt. Nun hat es doch bis Ende Februar gedauert. Es kostet mich Überwindung einen Termin bei meinen Onkologen zu machen. Anfänglich war es der Geruch in der Praxis, der Übelkeit in mir hervorgerufen hat. Das hat sich mittlerweile gelegt. Selbst vom gelegentlichen Duft des Burger-Bräters, der eine Etage tiefer seinem Geschäft nachgeht, wird mir nicht mehr schlecht. Nein, es ist diese Ungewissheit in der Woche nach dem Besuch bei ‚Gandalf, dem Weißen‘: Kommt ein Anruf und ich muss noch einmal hin, weil sich ein Wert verschlechert hat? ‚Sauron‘ gar zurück gekehrt ist? Auch wenn ich versuche diesen Seelendruck gelassen zu nehmen, mein Unterbewußtsein lässt sich nicht täuschen. Er, der Druck, ist latent da.

Bis jetzt zeigte ‚Gandalf“s Daumen immer klar nach oben. Selbst der kritische Nierenwert bessert sich allmählich, auch wenn er noch nicht im Optimum ist. Juhu, könnte man meinen. Aber kommen die gelegentlichen Schmerzen in der Lendengegend vom Rücken oder sind es die Nieren? Mein Schmerzempfinden hat sich zu sehr verändert, so dass ich alte Erinnerungen an Vor-Chemo-Zeiten nicht verwenden kann. Ich muss neue Bewertungsmaßstäbe finden und ansetzen. ‚Gandalf‘ wird mich fragen wie es mir geht. Die eine oder andere Schwester auch. Mein Lieblingsspruch: ‚Wie sie sehen, ich bin noch da!‘.

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